Farben der Liebe
euch gerne herum, damit ihr euch nicht langweilt.“
„Alles klar, ich greife bestimmt darauf zurück.“
Er hob zum Abschied die Hand. „Wir sehen uns!“ Und verschwand auch schon durch die geflügelten Türen im Restaurant. Der riesige Bereich war fast leer, hier und dort saßen vereinzelt Menschen an den Tischen. Viel war ja nicht los.
Weiter hinten, an einem der hohen Fenster, sah ich Sven sitzen. Seine Hand schoss in die Höhe und ruderte wild durch die Luft. Selbst aus dieser Entfernung konnte ich die Teller sehen, die er vor sich aufgetürmt hatte und die gerade von einem Kellner abgeräumt wurden.
Ich nahm mir einen Teller und begann, um das Buffet herum zu tigern. Es gab allerlei leckere Sachen, wie sollte man sich da bitte entscheiden? Sechs oder sieben verschiedene Sorten gefüllter Blätterteig, Pfannengerichte, die wundervoll nach Kräutern und Fleisch dufteten. Und vor allen Dingen richtete ich mein Radar auf diese wundervollen gefüllten Weinblätter, die eine griechische Freundin mal für mich mitgebracht hatte.
Die Auswahl war schon unverschämt groß, fast so groß wie mein Appetit auf das gesamte Buffet. Also nahm ich von allem, was mir besonders verführerisch erschien, ein Häppchen. Das Resultat war kein besonders gutes, mein Teller quoll bereits über, als ich mich auf den Weg zum Tisch machte.
„Hab ja auf dich gewartet, aber ich war so hungrig, dass ich mich nicht mehr zurückhalten konnte“, entschuldigte er sich mit vollem Mund. Dann musterte er mich eindringlicher und hob beide Augenbrauen. „Wolltest du dich nicht hinlegen?“
„Hab ich doch auch.“ Mein Stuhl quietschte ganz erbärmlich, als ich ihn zurückzog, um mich dann wie ein Sack Kartoffel drauf plumpsen zu lassen. Am liebsten hätte ich den Kopf in das köstlich duftende Essen gesteckt und weitergeschlafen. Aber dafür roch es viel zu lecker und mein Magen knurrte auch viel zu laut.
„Echt? Du siehst aus, als hätte dich Freddy Krueger die Wände hochgejagt.“ Er grinste und sprang auf, um sich noch einmal Nachtisch zu besorgen.
„Wem hab ich das wohl zu verdanken?“, kam es düster von mir zurück.
Gegen Nachmittag musste ich mich dazu breitschlagen lassen, mit ihm zum Pool zu gehen. Auch wenn mir das im Augenblick alles andere als verlockend erschien. Aber der Knirps versicherte mir, dass er mich auf meiner Liege zufriedenlassen würde.
Das Meer war heute viel zu unruhig, das Geräusch der Wellen unverkennbar laut und lud nicht wirklich zum Schwimmen ein. Auch wenn der Strand gerade mal zweihundert Meter von uns entfernt lag, der Pool wirkte eindeutig einladender.
Schon erstaunlich, wie viele Menschen sich hier zusammengefunden hatten. Beim Mittagessen war mir das gar nicht aufgefallen, da hatte das Hotel noch ziemlich leer ausgesehen. Aber gerade wegen der unüberschaubaren Größe der Anlage fiel die Anzahl der Gäste scheinbar auch nicht wirklich auf.
Müde räkelte ich mich auf meiner Liege, ließ mir den Rücken wärmen. Vielleicht waren sechsundzwanzig Grad nicht besonders heiß, aber dennoch sehr angenehm für mich. Hin und wieder umwehte mich ein warmer Wind, entlockte mir ein wohliges Seufzen. Das Stimmengemurmel der Menschen hielt sich dabei im Grenzbereich, wenigstens gab es keine kreischenden Kinder.
Sven hatte keine Zeit verloren und sich sofort in den Pool gestürzt. Was für mich eher langweilig aussah, bereitete ihm die allergrößte Freude.
Na, immerhin gab es niemanden, der seinen jugendlichen Hormonhaushalt durcheinanderbringen konnte. Weder Mädchen in seinem Alter, noch irgendwelche Jungs, mit denen er im nächstbesten Busch verschwinden konnte. Der Pool war Gott sei Dank fast überwiegend von älteren Menschen besiedelt.
Kaum hatte ich die Stöpsel meines Handys im Ohr, überfiel mich eine wunderbare Müdigkeit. Begleitet von der sanften Instrumentalmusik, die ich so gerne hörte, fiel ich in einen kleinen Schlummer.
Bis mir etwas kaltes Wasser auf den Rücken tropfte. Einen Augenblick später ergoss sich auch schon ein Schwall über meine Schultern. Ich zischte und fluchte, sprang von meiner Liege auf und suchte nach dem Übeltäter. Sven stand breit grinsend vor mir. Und ehe ich einen Schritt auf ihn zu machte, fing er bereits an sich wie ein Hund zu schütteln.
Ich riss mir die Kopfhörer vom Ohr, verbannte das Handy in meine Tasche und machte einen schnellen Satz auf ihn zu. Der Knirps begann zu schreien, rannte zum Startblock und warf sich mit einem Kopfsprung ins Wasser
Weitere Kostenlose Bücher