Farben der Liebe
schon.“
Diesmal fühlte ich mich nur halb so verloren und musste mich nicht fragen, ob ich mir einen modischen Fehltritt geleistet hatte. Immerhin erschienen mir meine karierten Bermudas, Flipflops und das neue helle Shirt, das ich mir bei Jack & Jones gekauft hatte, recht annehmbar. In dunkelblauer, kursiver Schrift erstreckte sich das geschnörkelte Close Edge über meine Brust.
Schon bescheuert, auf solche Feinheiten zu achten, nur weil der Kerl hier wie ein Modepüppchen herumlief. Kein Grund sich wie Aschenputtel zu fühlen, oder?
„Du hast dich schneller angepasst, als erwartet.“ Er grinste frech und begutachtete meine Klamotten. Schnell schob ich die Hände in die Hosentaschen, nachdem ich meine Tür geschlossen und die Schlüsselkarte eingesteckt hatte. Ich zuckte mit den Schultern. „Kam wohl schneller als ich dachte.“
Und überhaupt passten so sympathische Kerle gar nicht in meinen Freundeskreis. Irgendwie überrumpelten die mich mit ihrer Bling-Bling-Ausstrahlung.
Gemeinsam schlenderten wir zum Aufzug. „Wie sieht es eigentlich mit dir aus, bist du alleine hier?“ Der Gedanke, schweigend neben ihm herzulaufen, erschien mir unangenehm.
„So gesehen ja, aber ich habe einen Haufen Freunde hier, mit denen ich mich tagtäglich treffe.“
Ja, das glaubte ich ihm aufs Wort. Typen wie er zogen Menschen magisch an, die hatten sicher einen unüberschaubaren Freundeskreis.
„Du verstehst dich scheinbar ganz gut mit deinem Neffen?“
Der Aufzug ließ ziemlich lange auf sich warten. „Wie kommst du darauf?“
Philip lächelte charmant. „Ich war auf dem Weg vom Strand zurück, als ich euch am Pool gesehen habe.“
„Achso.“
Mit einem Klingeln öffneten sich die Türen und ließen uns endlich einsteigen. Der Lift war voll und die Leute begrüßten Philip freundlich. Die einen auf Deutsch, die anderen auf Englisch. Kaum betrat er den Lift, umgaben ihn strahlende Gesichter.
Schnell wendete ich mich ab. So nett Philip auch sein mochte, irgendwie fühlte es sich in seiner Gegenwart etwas unangenehm an. Das lag nicht mal an ihm, aber irgendwas war da, was mich unruhig werden ließ. Vielleicht, weil ich mich an seiner Seite wie ein Einsiedler fühlte? Einer, der sich lieber in sein Schneckenhäuschen verkroch. Genau das tat ich auch jetzt. Mein Blick richtete sich starr auf meine Füße. Ob es hier im Hotel wohl so etwas wie Fußpflege im Angebot gab?
Es fiel mir zusehends schwerer die Stimmen aus dem Hintergrund auszublenden, also versuchte ich mich weiter abzulenken und wackelte mit den Zehen. Das tat ich auch nur, um nicht aufzusehen und mitkriegen zu müssen, wie ihn die Menschen so umschwärmten.
Endlich hielt das verdammte Ding, nach einer gefühlten Ewigkeit und wir konnten aussteigen. Ich trat hinaus und blieb ein paar Meter vom Aufzug entfernt stehen.
„Was ist los? Möchtest du nichts essen?“ Philip stoppte ebenfalls und schaute mich fragend an.
„Ich warte nur auf meinen Neffen.“
„Soll ich dir Gesellschaft leisten?“ Ohne meine Antwort abzuwarten, gesellte er sich auch schon an meine Seite.
„Du musst nicht warten, geh ruhig schon rein.“ Ich ließ meinen Blick über die hungrige Meute schweifen, die sich wie ein riesiger Heuschreckenschwarm Richtung Restaurant bewegte.
Wo blieb mein Knirps?
„Ach, schon okay.“
Mist.
Wenn ich mein Maul nicht öffnete, würden wir uns anschweigen, ganz bestimmt. Die drohende Stille baute sich auch schon spürbar über uns auf. „Heute Morgen hätte ich nie geglaubt, dass hier so viele Leute sind. Ich dachte schon das Hotel sei leer.“
Philip nickte. „Das Hotel besteht aus zwei riesigen Flügeln, selbst wenn hier eine ganze Armee untergebracht wäre, würde es dir nicht so schnell auffallen.“ Sein Blick wanderte wieder zu mir runter. „Ich finde dein Neffe kann sich glücklich schätzen.“
Wieder das Thema?
Meine Augenbraue flog hoch, das war mir irgendwie peinlich und lachte „Wie kommst du darauf?“
„Naja mein Onkel hätte mich nie mit in den Urlaub genommen.“
Mein Lachen verstummte. Am besten erwähnte ich erst gar nicht, dass ich Sven nicht freiwillig mitgenommen hatte. Musste ich auch gar nicht, Philip sprach weiter.
„Besonders, weil er Angst gehabt hätte, dass ich jeden süßen Burschen flachlege, der mir über den Weg läuft.“
Diese Situation aus dem Flugzeug holte mich schlagartig ein. Ich fühlte mich wieder wie ein Betonklotz, nur dass man dieses Mal mit einem Gummihammer auf mich
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