Farben der Liebe
mich mein eigener Neffe mit so einer Neuigkeit überfällt!“
Er verzog die Lippen und nickte bedächtig. Ich war mir nicht sicher, ob er mir folgen konnte oder nicht.
„Du hasst mich jetzt also nicht?“
Jetzt war aber langsam genug. Ich hatte keine Lust mehr auf dieses Gespräch, mir wurde schon ganz schwindelig von dem ganzen Hin und Her. Mal widerte mich die Vorstellung an, dass sich irgendein Kerl an ihm vergriff, andererseits ließen seine Worte mein Herz so sehr erweichen, dass ich schon fast dahin schmolz.
„Warum zum Kuckuck sollte ich dich hassen?“
Er blickte mich unsicher von der Seite an, hatte wieder den Kopf leicht eingezogen und zuckte schwach mit den Schultern. „Weiß nich.“
Sein Anblick brach mir das Herz. Jetzt war sicherlich ein guter Zeitpunkt, um meine Hand wieder wegzuziehen und ihm damit kräftig durch das Haar zu wuscheln, woraufhin er entsetzt aufschrie. Seine Haare waren ja Svens Heiligtum.
„Ey, lass das!“
„Jetzt erzähl keinen Scheiß und iss auf, bevor wir zur Landung ansetzen!“
Wie könnte ich je meinen einzigen Neffen hassen?
Der Kleine war einfach nur verwirrt und ich nahm mir vor, ihm diesen Unsinn in den nächsten zehn Tagen auszutreiben.
***
In meinem Zimmer riss Sven die Balkontür auf. auf. „Wahnsinn, du hast ein Doppelzimmer nur für dich? Warum lässt du mich denn nicht bei dir pennen, da sparen wir doch das Geld!“ Der warme Wind wehte angenehm durch den Raum und ließ die Vorhänge tanzen.
„Ich schlafe gerne in einem großen Bett. Und zwar allein!“ Ich lächelte und schob meinen Koffer auf den Schrank zu. Prima, einen Safe gab es auch! „Außerdem hat deine Mutter schon bezahlt.“
Sven verzog das Gesicht. „Mein Zimmer ist auf der anderen Seite des Gebäudes!“
Ich zuckte mit den Schultern. War ja nicht meine Schuld, dass seine Mutter das günstigste Zimmer genommen hatte.
Einerseits war ich froh, wenn ich mir das ganze Gerede über sein Schwulsein nicht auch noch in der Nacht anhören musste, andererseits konnte ich doch so gar kein Auge auf ihn haben, oder?
„Boah, ist das warm Hier, ganz anders als Zuhause!“ Sven grinste bis über beide Ohren und beugte sich ein Stück über das Geländer. „Man kann sogar das Meer sehen!“
Wenn der sich noch ein kleines Stück rüber lehnte, würde der Knirps polternd und krachend sechs Stockwerke in die Tiefe stürzen.
Na wunderbar, jetzt mutiere ich schon zur Glucke!
„Wollen wir uns umziehen und rausgehen? Hast du die Anlage gesehen, die ist ja riesig! Und was hältst du vom Pool? Oder doch lieber der Strand?“ Er kam wieder rein und schob die Tür ein Stück zu.
„Wie wäre es, wenn wir uns erst mal eine kleine Pause gönnen, ein wenig schlafen und zum Mittagessen runter gehen?“ Ich war einfach nur erschöpft, fühlte mich hundemüde und ausgelaugt.
Duschen und schlafen, mehr wollte ich erst einmal nicht.
„Okay, ich geh dann schon mal raus und sehe mich um, ja?“
Ich hob eine Augenbraue. „Und dein Kram?“ Der stand nämlich noch an der Tür.
Er zuckte mit den Schultern. „Kann ich doch nachher mitnehmen!“
Meine Geduld war langsam aber sicher am Ende. Und im Moment hatte ich keine Lust noch mehr Verständnis für Sven aufzubringen. „Du nimmst jetzt deine Taschen und machst dich damit auf den Weg in dein Zimmer!“ Mit einem Nicken deutete ich auf sein Gepäck „Danach kannst du dich immer noch umsehen. Wir sind noch zehn Tage hier, also geh es ruhig langsam an.“
Sven verzog die Lippen und blickte zu mir hoch. Es schien, als wollte er protestieren, überlegte es sich aber anders. Ich öffnete ihm die Tür und grinste. „Wir sehen uns dann zum Essen, okay? Und verlauf dich ja nicht.“ Bis dahin waren es noch drei Stunden, genug Zeit für mich, um mich ein wenig zu erholen und zu wenig Zeit für ihn um Dummheiten anzustellen.
„Bis später dann!“, brummte er griesgrämig, trollte sich aber mit seinem Krempel. Erleichtert schloss ich die Tür und ließ mich einen Moment dagegen sinken.
Vergessen! Alles, was seit heute Morgen passiert war, musste ich schnell vergessen. Und das beste Mittel dafür hieß: Schlaf.
***
Noch bevor ich meine Augen aufschlug fühlte ich mich bereits richtig elend und völlig zerschreddert. Seltsam, ich hatte von Sven geträumt, seinem nicht stehen wollenden Pimmel und diesem schrecklichen Mädchen. Im Traum war alles richtig dramatisch abgelaufen. Aber der größte Schock kam, als ich bemerkte, dass nicht Sven all diese Probleme
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