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Farben der Schuld

Farben der Schuld

Titel: Farben der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Klönne
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kennt.
    »Das kann ich nicht sagen.« Ekaterina Petrowa verzieht die perlmuttfarben geschminkten Lippen, als ob sie noch etwas hinzufügen will, entscheidet sich dann dagegen.
    »Aber Röttgen lag auf dem Boden, als er getötet wurde«, insistiert die Krieger.
    »So sieht es aus, ja.«
    »Er liegt einfach da und wehrt sich nicht.«
    Die Petrowa nickt. »Genauso wie Jens Weiß.«
    »Drogen, Alkohol, Gift, Herzinfarkt können wir ausschließen«, sagt Karl-Heinz Müller.
    Die Krieger starrt den toten Priester an. »Der Zeuge«, sagt sie langsam. »Dieser alte Mann, Bloch, der ist doch auch hingefallen, hat der wirklich überhaupt nichts Brauchbares ausgesagt?«
    »Du kannst ja selbst mal dein Glück bei ihm versuchen«, sagt Manni. Er klingt aggressiv, kann das nicht ändern. Klar ist es gut, dass die Krieger wieder dabei ist, aber muss sie sich deshalb gleich als Chefin aufspielen?
    »Ich frag ja nur.« Sie lächelt beschwichtigend, hebt die Hände.
    »Ihr bekommt den Bericht noch heute.« Die Petrowa streift ihre Handschuhe ab, Karl-Heinz Müller tut es ihr nach und beginnt wieder zu pfeifen: We are tbe champions, ein guter Witz.
    Sie fahren zu Burger King, wo Manni und Ralf Meuser Burger und Fritten bestellen und Judith Krieger einen Erdbeer-Milkshake.
    »Wer ist der Täter?«, fragt sie, nachdem sie ihre Tabletts zu einem einigermaßen ruhigen Plastiktisch getragen haben. »Was wissen wir über ihn?«
    »Er inszeniert seine Taten, er hat eine Botschaft für uns.« Manni streckt die Beine aus und stippt eine Fritte in den Ketchup.
    »Er klagt seine Opfer an, fühlt sich ihnen also moralisch überlegen. Er ist aller Wahrscheinlichkeit nach maskiert.«
    »Droht er seinen Opfern, spricht er mit ihnen? Macht er ihnen weis, dass er sie am Leben lässt, wenn sie sich nicht wehren?«
    »Interessanter Gedanke.«
    »Religion spielt für ihn eine wichtige Rolle«, sagt Ralf Meuser. »Die Haltung der Opfer erinnert an den gekreuzigten Jesus.«
    »Mal angenommen, das ist die Absicht des Täters, was will er uns damit sagen?« Die Krieger saugt an ihrem Strohhalm. »Huh, grauenhaft.« Sie stellt den Becher ab. »Man kann ja zu Jesus stehen, wie man will, aber er war kein Mörder und er war auch nicht des Mordes angeklagt.«
    »Die seitlich ausgestreckten Arme könnten Sühne symbolisieren oder Kapitulation vor dem Schicksal, also vor Gottes Wille.«
    »Und der Täter sieht sich als Gott?«
    »Die Tatwaffe könnte darauf hindeuten.« Meuser knüllt seine Papierserviette zusammen und zückt sein Notizringbuch. »Mal angenommen, der Täter tötet mit dem Schwert, weil er sich tatsächlich mit dem Erzengel Michael identifiziert?« Meuser blättert in seinem Buch. »Der Erzengel Michael gilt unter anderem als Patron der Soldaten. Michael bedeutet im Hebräischen ›Wer ist wie Gott?‹. Michael tritt immer dann auf den Plan, wenn es das Gottesreich zu verteidigen gilt, den göttlichen Willen zu vollstrecken.«
    »Dieser Michael ist also so 'ne Art biblischer Terminator, ja?« Manni beißt in seinen Burger.
    Ralf Meuser nickt. »Könnte man so sagen, ja. In Kapitel zwölf der Johannes-Offenbarung steht dazu: ›Da erhob sich ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen und auch der Drachen und seine Engel kämpften. Doch sie richteten nichts aus und es blieb kein Platz mehr für sie im Himmel. Gestürzt wurde der große Drache, die alte Schlange, die den Namen Teufel und Satan trägt.‹«
    Meuser klappt sein Notizbuch zu. »Der Täter fühlt sich im Recht, seine Opfer sind für ihn der Teufel.«
    Einen Moment lang sagt keiner etwas, und Meusers Worte scheinen sich aufzublähen, mehr und mehr an Gewicht zuzulegen, fast wie eine düstere Prophezeiung wirken sie.
    »Aber warum, Ralf?«, fragt Judith Krieger schließlich. »Das ist doch die entscheidende Frage. Was verbindet Jens Weiß und den Priester Röttgen? Tatsächlich Mord? Aber Mord an wem?«
    Meuser seufzt. »Ich weiß es doch auch nicht, ich spekuliere ja nur.«
    »Lasst uns bei den Fakten bleiben. Weiß lebte in Klettenberg, Röttgen war dort Pfarrer. Weiß war nach Aussage seiner Ehefrau nicht besonders gläubig. Trotzdem wurde er ausgerechnet vor einer Kirche ermordet.« Manni spült den letzten Bissen seines Hamburgers mit einem großen Schluck Cola runter. »Wir brauchen Zeugen, irgendjemand muss doch was gesehen haben. Wir müssen herausfinden, ob die beiden Opfer sich kannten.« Er legt das Foto von Beatrice Sollner auf den Tisch. »Sie hier zum

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