Farben der Sehnsucht
wünschten.
Nun hatten sie neben Captain Hocklin im Wohnzimmer Platz genommen und beschäftigten sich mit ihren Notizen, während ihr Vorgesetzter den Anwesenden mit vorsichtigen und eindringlichen Worten erklärte, wozu dies alles nötig war. »Ich weiß, daß Sie alle müde und schockiert sind«, sagte Hocklin und wandte sich dabei vor allem an Carter und Paris. »Bevor ich Sie nun aber mit weiteren Fragen belästigen muß, werde ich Sie daher über das Wenige informieren, das wir zum jetzigen Zeitpunkt wissen. Es wird wahrscheinlich eine große Erleichterung für Sie sein, zu erfahren, daß Mrs. Reynolds nicht gelitten hat. Die Kugel hat sie direkt ins Herz getroffen, und sie war sofort tot.«
Er gab der Familie die Zeit, um diese Nachricht aufzunehmen, und fuhr dann fort: »Es gibt Hinweise, daß sich jemand gewaltsam Zugang zum Haus verschafft hat: Ein Fenster in dem Zimmer, in dem wir sie gefunden haben, ist zerbrochen und dann eingedrückt worden. Überdies haben wir mehrere aufgebrochene Schubladen gefunden, aber wir können natürlich nur mit Ihrer Hilfe feststellen, ob etwas fehlt. Wir haben keine Ahnung, wie lange der Mörder sich im Haus aufgehalten hat und ob er sich auch Zugang zu anderen Räumen verschafft hat. Wir möchten Sie bitten, sich morgen früh gut umzusehen und uns dann mitzuteilen, ob Sie etwas vermissen und wenn ja, was.«
Er machte eine Pause und warf einen Blick auf Carter, der ihm kurz zunickte.
»Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um diese Tortur für Sie alle so kurz und erträglich wie möglich zu gestalten. Im Moment sind wir gerade dabei, in den Schlafzimmern der Familienmitglieder und der Gäste Fingerabdrücke zu nehmen, so daß sie heute nacht ungestört dort schlafen können. Ich muß Sie bitten, in den anderen Räumen absolut nichts zu berühren. Wir werden die ganze Nacht durcharbeiten und hoffen, irgendwann am morgigen Tag die Untersuchungen abschließen zu können. Leider hat die Lokalpresse schon Wind von der Geschichte bekommen, so daß morgen wahrscheinlich landesweit darüber berichtet wird. Das Tor an der Vorderfront des Hauses wird die Reporter auf Abstand halten; unglücklicherweise ist das Anwesen aber auch vom Strand aus begehbar. Wir haben dort mit Bändern alles abgesperrt, und ich werde heute nacht einen meiner Männer dort postieren, um Neugierige und Reporter in Schach zu halten. Zu Ihrer eigenen Sicherheit sollten Sie aber ein paar Wachleute anheuern, die das Gelände noch mehrere Tage absichern, nachdem wir mit der Arbeit fertig sind. Sonst werden Sie vor der Presse und den Schaulustigen keine Ruhe haben.«
»Gary wird das gleich morgen früh arrangieren«, sagte Carter, was Dishler mit einem Nicken bestätigte.
»Sie werden es nicht bereuen. Nun gut, wir sind fast mit dem Verhör Ihres hier im Haus lebenden Personals fertig, und ich möchte die Leute gerne aus dem Haus haben, bis wir unsere Ermittlungen hier beendet haben. Wäre es möglich, daß Sie sie in einem nahen Motel unterbringen, wo sie sich für weitere Fragen zur Verfügung halten?«
Carter warf einen fragenden Blick auf Gary, der wiederum nickte und sagte: »Ich werde mich darum kümmern.«
»Man hat mir mitgeteilt, daß Sie auch noch zwei Dienstmädchen haben, die nicht hier im Haus leben. Wir möchten sie morgen früh befragen, sobald sie hier ankommen und ihre Arbeit beginnen. Danach wäre es mir recht, wenn Sie sie wieder nach Hause schicken.« Zufrieden, daß damit alle allgemeineren Fragen erledigt waren, wandte sich Hocklin nun seinem eigentlichen Thema zu. »Es tut mir leid, daß ich Sie schon heute abend weiteren Befragungen unterziehen muß; es ist sehr wichtig für uns, jetzt schon so viele Informationen wie nur möglich von Ihnen zu erhalten, da Ihre Erinnerung später nachlassen wird. Die Detectives Flynn und Cagle kennen Sie ja schon aus den Einzelverhören, und es wäre nun hilfreich für uns, Sie noch einmal in der Gruppe zu befragen. Es kommt in solchen Situationen oft vor, daß jemand zufällig etwas sagt, das dem Gedächtnis einer anderen anwesenden Person auf die Sprünge hilft. Detective Flynn«, sagte er dann abschließend und nickte dem Mann zu, der zu seiner Rechten saß.
Dennis Flynn war etwa Ende Vierzig, mittelgroß und ziemlich mollig. Sein rundes, munteres Gesicht schien eher einem irischen Priester als einem Gesetzeshüter zu gehören. Er hatte etwas ungemein Vertraueneinflößendes an sich, und Sloan vermutete, daß dies trotz seines
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