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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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erkläre?«
    »Ja, natürlich«, erwiderte Sloan nach einem Moment des Zögerns und führte ihn in die Küche. Wenn er lange genug für einen Kaffee bleiben wollte, konnte sie wohl wenigstens auf eine vernünftige Erklärung hoffen.
    Sie ging zum Spülbecken und ließ Wasser in die Kaffeekanne laufen. Während sie dann das Kaffeepulver in den Filter löffelte, sah sie ihm über ihre Schulter zu, wie er seine marineblaue Baumwolljacke auszog und sie über eine Stuhllehne warf. Er war etwa vierzig Jahre alt, groß und athletisch gebaut; sein kurzes Haar war dunkel wie auch seine Augen, und sein Gesicht mit der energischen Kinnpartie war scharf geschnitten. In seinem weißen Polo-Shirt und den dunkelblauen Hosen und Leinenschuhen hätte er auch als ein gutaussehender, lässig gekleideter Geschäftsmann durchgehen können - wenn da nicht auch das braunlederne Pistolenhalfter über seiner Schulter gewesen wäre, aus dem eine halbautomatische Neun-Millimeter Sig-Sauer ragte. Da er noch zu zögern schien, schenkte Sloan ihm ein kleines, ermunterndes Lächeln, als sie ihn nun aufforderte, mit seiner Geschichte zu beginnen. »Ich bin ganz Ohr.«
    »Vor zwei Wochen haben wir herausgefunden, daß Ihr Vater Kontakt mit Ihnen aufnehmen will«, sagte er, während er einen Küchenstuhl heranzog und sich am Tisch niederließ. »Wir wußten, daß er Sie heute anrufen würde. Da wir gerade beim Thema sind: Was hat er eigentlich zu Ihnen gesagt?«
    Sloan schaltete die Kaffeemaschine ein, wandte sich zu ihm um und lehnte sich gegen die resopalbeschichtete Anrichte. »Wissen Sie das denn nicht?«
    »Lassen wir doch die Spielchen, Detective.«
    Seine schroffe Selbstsicherheit irritierte Sloan, doch sie hatte das bestimmte Gefühl, daß sie gelassen bleiben und ihre Karten richtig ausspielen mußte, damit er ihr alles erzählte. »Er sagte, er habe eine Herzattacke gehabt und wolle, daß ich für ein paar Wochen nach Palm Beach komme.«
    »Was haben Sie ihm geantwortet?«
    »Ich kenne den Mann nicht einmal, habe ihn praktisch noch nie gesehen. Meine Antwort war ein klares Nein.«
    Paul Richardson wußte dies alles bereits. Seine Absicht war es nur, herauszufinden, wie sie unvorbereitet auf seine Fragen reagierte. »Wieso haben Sie abgelehnt?«
    »Das sagte ich Ihnen doch bereits.«
    »Obwohl er Ihnen anvertraut hat, daß er einen Infarkt hatte und Sie kennenlernen will, bevor es zu spät ist?«
    »Es ist sowieso schon dreißig Jahre zu spät.«
    »Reagieren Sie nicht ein bißchen zu impulsiv?« wandte er ein. »Immerhin bietet sich Ihnen hiermit auch die Möglichkeit, eine reiche Erbschaft zu machen.«
    Seine selbstverständliche Annahme, daß Carter Reynolds’ Geld sie in ihrer Entscheidung beeinflussen könnte, raubte Sloan den Atem. »Zu impulsiv?« fragte sie in ungläubigem Erstaunen. »Das glaube ich ganz und gar nicht. Als ich acht Jahre alt war, hat meine Mutter ihren Job verloren, und wir mußten uns wochenlang von Hot dogs und Brot mit Erdnußbutter ernähren. Meine Mutter wollte ihn anrufen und um Geld bitten, aber ich habe in einem Schulbuch nachgelesen, daß Erdnußbutter das gesündeste Lebensmittel der Welt ist, und überzeugte sie davon, daß ich Erdnußbutter sogar noch lieber mochte als Schokolade. Als ich zwölf Jahre alt war, bekam ich eine Lungenentzündung, und meine Mutter hatte Angst, daß ich ohne eine Krankenhausbehandlung sterben würde, aber wir besaßen keine Krankenversicherung. Meine Mutter war schon drauf und dran, ihn um das Geld für die Krankenhausrechnung zu bitten, aber am Ende blieb uns auch dies erspart. Wissen Sie, warum ich nicht ins Krankenhaus mußte, Agent Richardson?«
    »Warum?« fragte Paul, den die Leidenschaft und der Stolz, die in ihren Worten mitschwangen, nicht ungerührt ließen.
    »Weil es mir noch in derselben Nacht besserging. Und wissen Sie, was der Grund für meine wunderbare Heilung war?«
    »Nein, das weiß ich nicht.«
    »Ich wollte gesund werden, weil ich unter keinen Umständen auch nur einen Cent von diesem Feigling annehmen wollte.«
    »Ich verstehe.«
    »Dann verstehen Sie sicher auch, daß ich auch heute, da ich weder hungrig noch krank bin, sein Geld nicht anrühren würde. Abgesehen davon verspüre ich auch nicht das geringste Bedürfnis, auf seine Wünsche einzugehen, nur damit er sein Gewissen beruhigen kann.« Sie drehte sich wieder um und nahm zwei Kaffeetassen aus dem Küchenschrank.
    »Was könnte Sie dazu veranlassen, sich das Ganze noch einmal zu überlegen und

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