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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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Schlacht, die es unter allen Umständen zu gewinnen galt, und er zeigte seinem Feind gegenüber kein Mitgefühl, auch wenn es von Anfang an klar war, daß Paul und Sloan ihm als Gegner hoffnungslos unterlegen waren. Doch auch seiner Partnerin gegenüber zeigte er keine Gnade. Wann immer Paris einen noch so geringfügigen Fehler machte, ergriff er die Gelegenheit, um sie zu kritisieren und zu schulmeistern.
    Sloan fühlte sich dabei so unwohl, daß sie mit Sehnsucht das Ende des Spiels erwartete. Hilflos stand sie dann neben Paul und mußte mit anhören, wie ihr Vater Paris für die Art und Weise tadelte, wie sie ihren letzten Punkt erzielt hatte: »Du bist den ganzen Morgen über zu nah am Netz gestanden! Es war reine Glückssache, daß Paul deinen letzten Lob nicht nehmen konnte. Aber nur Verlierer verlassen sich auf ihr Glück, während Gewinner ihre Sache selbst in die Hand nehmen. Das weißt du doch, oder?«
    »Ja«, erwiderte Paris so höflich und beherrscht wie immer, aber Sloan ahnte, daß Carters Verhalten sie in tiefe Verlegenheit stürzte, und sie hätte gerne gewußt, ob er sich bei öffentlichen Tennisturnieren ihr gegenüber genauso benahm.
    »Das ist doch unglaublich!« flüsterte sie Paul zu. »Wieso wehrt sie sich nicht gegen ihn und sagt ihm, daß sie ihr Bestes getan hat?«
    »Weil es gelogen wäre«, erwiderte Paul. »Sie hat die ganze Zeit versucht, es allen recht zu machen, indem sie gut genug spielte, um ihren Vater nicht zu verärgern, aber auch nicht so gut, daß wir uns völlig fehl am Platz fühlen würden.«
    Sloan wußte nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte bereits denselben Gedanken gehabt, aber als Paul ihn nun ansprach, konnte sie die Sympathie, die sie unfreiwillig für Paris empfand, nicht mehr verdrängen.
    Sobald das Match vorbei war, durchlief Carters Verhalten eine grundlegende Veränderung. Mit dem herzlichen Charme, den er bereits am Vortag zur Schau gestellt hatte, ging er zum Netz und schenkte Sloan ein anerkennendes Lächeln. »Du bist sehr talentiert, Sloan«, sagte er. »Bei gutem Training könntest du eine hervorragende Spielerin werden. Ich werde mit dir arbeiten, solange du hier bist. Am besten fangen wir gleich damit an.«
    Seine Ankündigung ließ Sloan entsetzt auflachen. »Das ist sehr nett von dir, aber ich glaube, ich verzichte lieber.«
    »Warum denn?«
    »Weil mir Tennisspielen keine besondere Freude bereitet.«
    »Das ist nur so, weil du noch nicht so gut spielst, wie du könntest.«
    »Mag sein, aber ich möchte es doch lieber nicht versuchen.«
    »Okay. Du hast eine gute Kondition. Du joggst jeden Morgen. Was machst du sonst noch?«
    »Nicht viel.«
    »Was ist mit dem Selbstverteidigungskurs, den du gemacht hast? Sie müssen dir doch ein wenig Taekwondo oder Jiu-jitsu beigebracht haben.«
    »Ein wenig«, sagte Sloan widerstrebend.
    »Gut. Ich hatte ein paar Jahre lang Unterricht in verschiedenen Kampfsportarten. Gehen wir da hinüber, dann kannst du mir zeigen, was du gelernt hast.«
    Der Mann war nicht nur athletisch gebaut, er war auch ein äußerst ehrgeiziger Gegner, der das Nachgeben nicht gewohnt war, merkte Sloan mit einem Anflug von Panik. Carter Reynolds war ein schlechter Verlierer, und wenn sie vorhatte, sich bei ihm einzuschmeicheln, war es alles andere als eine gute Idee, ihn zu demütigen.
    »Nein, ich möchte wirklich nicht.«
    »Keine Angst, ich werde dir nicht weh tun«, insistierte er. Ohne sich weiter um ihren Widerstand zu kümmern, legte er seinen Tennisschläger ins Gras und ging ihr ein paar Schritte voraus. »Nun komm schon.«
    Sloan warf einen hilflosen Blick auf Paul und bemerkte dann, daß Noah Maitland mit einem großen braunen Briefumschlag in der Hand über den Rasen auf sie zukam.
    Carter sah ihn ebenfalls und winkte ihm zu. »Ich wußte gar nicht, daß du heute morgen vorbeikommen wolltest, Noah.«
    »Ich habe einige Papiere mitgebracht, für die ich deine und Ediths Unterschrift brauche«, erklärte Noah.
    »Ich werde in ein paar Minuten Zeit für dich haben. Sloan hat vor kurzem einen Selbstverteidigungskurs gemacht und wollte mir gerade zeigen, was sie gelernt hat.«
    »Laßt euch ruhig Zeit«, erwiderte Noah.
    Widerwillig legte Sloan ihren Tennisschläger neben dem ihres Vaters ins Gras. Paris sah aus, als würde sie sich nicht besonders wohl fühlen, aber sie sagte nichts. Paul schien auch nicht gerade begeistert zu sein, und Sloan war sich nicht sicher, ob er sich mehr Sorgen um sie oder um ihren Gastgeber machte. Noah

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