Farben der Sehnsucht
zum Beispiel.«
»Dann hast du wahrscheinlich einen Monolog gehalten«, sagte sein Sohn sarkastisch. »Sie ist doch überhaupt nicht in der Lage, ein einigermaßen intelligentes Gespräch zu führen.«
»Heute morgen war sie sehr wohl dazu in der Lage. Sie hat auch eine Diskussion von gestern abend erwähnt. Was sie mir darüber erzählt hat, klang, als käme es von dir.«
»Ich bin erstaunt, daß sie noch etwas davon wußte, aber glaub mir, sie hat kein Wort davon verstanden.«
»Du sprichst ja über sie, als sei sie eine Närrin. Wirklich, Noah, du solltest nicht an meiner Menschenkenntnis zweifeln, und die sagt mir, daß die Frau nicht nur schön, sondern auch klug ist. Und geistreich ist sie auch noch dazu.«
»Sprechen wir eigentlich beide über Carter Reynolds’ Tochter?«
Diesmal war es Douglas, der völlig überrascht war. »Seine was?«
»Carter hat zwei Töchter. Paris ist ein Jahr älter als Sloan.«
»Ich kenne Carter seit Jahrzehnten, und er hat nie erwähnt, daß er noch eine Tochter hat.«
»Er hat mir gestern abend erzählt, daß die beiden Mädchen noch Babys waren, als sie bei der Scheidung getrennt wurden. Sloan blieb bei ihrer Mutter. Nach seiner Herzattacke beschloß Carter, eine Wiedervereinigung der Familie zu versuchen, und so lud er Sloan auf Besuch ein. Bis gestern hatten sie keinerlei Kontakt miteinander.«
»Wieso nicht?«
Noah schob seine Zeitung zur Seite und stand auf. »Ich weiß es nicht. Carter hat mir freiwillig nicht mehr erzählt, und ich hielt es nicht für angemessen, ihn darüber auszufragen.«
»Ich hab’s doch gemerkt, daß sie mir etwas verheimlicht!« sagte Douglas, erfreut über seinen trugsicheren Instinkt. »Ich habe sie zum Narren gehalten, indem ich sie vorübergehend in dem Glauben ließ, ich sei ein Gärtner; und sie hat mich ausgeschmiert, indem sie mir ihre wahre Identität vorenthielt. Sie muß aber geahnt haben, daß ich trotzdem herausfinde, wer sie ist. Aber immerhin hat sie mir meinen Betrug heimgezahlt... Sie ist ein ganz erstaunliches Mädchen! Glaub mir, du unterschätzt sie gewaltig.«
»Vielleicht hast du recht«, erwiderte Noah, zwar nicht überzeugt, aber doch neugierig geworden.
Courtney beschmierte ihren Bagel mit Schmelzkäse und ging dann an Noah vorbei zum Tisch. »Ich sehe schon deutlich vor mir, wie das alles weitergeht«, sagte sie. »Mein Bruder wird Paris heiraten, mein Vater wird ihre Schwester heiraten, und ich werde in der Ophrah-Winfrey-Show auftreten und über inzestuöse Beziehungen in meiner Familie sprechen. Das wird sicher spannend.«
»Ich habe dir schon mal gesagt, daß ich Paris nicht heiraten werde«, schnauzte Noah sie an.
»Nun, Sloan kannst du aber auch nicht heiraten, weil dein Vater das zu tun plant. Und du kannst sie auch nicht nach seiner Scheidung von ihr heiraten, weil das alte Kamellen sind, die mich nicht in Ophrahs Show bringen werden. Sie haben das Thema >Meine Schwägerin war einmal meine Stiefmutter< dort schon abgehandelt.«
»Hör auf mit dem Unsinn!«
Courtney wartete, bis Noah außer Hörweite war; dann sah sie ihren Vater an, der gerade Noahs Zeitung aufschlug. »Wieso läßt du zu, daß er so mit mir spricht?«
Douglas ignorierte ihren Versuch, einen Streit vom Zaun zu brechen, und versuchte sich auf den Leitartikel zu konzentrieren.
»Er ist nur mein Bruder, nicht etwa mein Vater. Wieso läßt du zu, daß er so mit mir spricht?«
»Weil ich zu alt bin, um dir den Hintern zu versohlen, und weil er sich weigert, es für mich zu tun.«
»Er würde es wahrscheinlich genießen. Er mag Gewalt.«
»Wie kommst du auf eine solche Idee?« fragte Douglas unbeeindruckt.
»Das weißt du ganz genau«, versetzte sie. »Du tust nur so, als hättest du keine Ahnung, weil du dein ganzes Geld verloren hast und wir nur durch ihn ein Leben wie dieses weiterführen können. Wirst du auch noch den Ahnungslosen spielen, wenn sie ihn erwischen? Wirst du ihn im Knast besuchen und so tun, als hättest du von nichts gewußt?«
17
Carter Reynolds und seine Tochter Paris boten mit ihrem weißen Dreß und der sonnengebräunten Haut auf dem Tennisplatz nicht nur einen phantastischen Anblick, sondern sie bildeten auch ein hervorragendes Team. Sloan mußte zugeben, daß sie beeindruckt war, mit welcher Kraft und Anmut sie ihre Schläge führten und wie gut sie aufeinander eingestimmt waren.
Am Ende des Spiels war Sloan aber noch etwas anderes deutlich geworden: Ihr Vater spielte Tennis, als führte er eine
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