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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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mit einem hilflosen Schulterzucken, »wenn ich nicht Noahs treue Schwester wäre, würde ich Sloan warnen, daß er ein Bastard ist und sie besser die Finger von ihm lassen soll.«
    Die Verlegenheit, die Sloan beim Frühstück überwunden zu haben glaubte, kehrte sofort zurück, als sie nun allein mit Noah den Strand entlangging. Sie war von seiner Anwesenheit so benommen, daß sie kaum bemerkte, wie er sie durch sein lockeres Geplauder zu entspannen suchte. Er fragte sie sogar, ob sie mit ihm segeln gehen wollte, und erzählte ihr, daß Douglas und Courtney in einem Sturm an der Küste von Nassau einmal Schiffbruch erlitten hätten und beinahe ertrunken wären.
    Ein Stück vom Haus der Reynolds’ entfernt trafen sie auf ein paar Kinder, die gerade mit dem Bauen einer Sandburg beschäftigt waren. Das jüngste der Kinder - ein pausbäckiger kleiner Zwerg von etwa eineinhalb Jahren, der noch ziemlich unsicher auf den Beinen war - bemühte sich tapfer, mit den älteren Jungs Schritt zu halten, als er mit Eimer und Schaufel bewaffnet zum Meer lief, um Wasser zu holen. Auf dem Rückweg stolperte er jedoch über seine kleinen Beinchen und fiel hin, wobei sich der Inhalt seines Eimers über den Sand ergoß.
    »Brauchst du Hilfe?« fragte Sloan, die sofort zu dem Kleinen gerannt war und sich nun zu ihm hinunterbeugte. Der Junge hatte seine Schaufel noch immer fest in der Hand, als er sich nun auf sein Hinterteil rollte, sie entsetzt ansah und nach kurzem Zögern ein entsetzliches Jammergeschrei anstimmte. Sloan hob ihn lachend hoch und drückte ihn liebevoll an sich, während sie sanft auf ihn einsprach und ihm beruhigend den Rücken tätschelte.
    Langsam beruhigte sich der kleine Junge in ihren Armen, rieb sich mit seiner sandigen Faust noch einmal die Augen und hickste vernehmlich. Sloan stellte ihn wieder auf den Boden und nahm seine freie Hand fest in die ihre. »Keine Angst, mein Kleiner, wir sind ja bei dir«, sagte sie zu dem Kind und sah dabei Noah an. »Das stimmt doch, oder?« fragte sie ihn.
    Noah blickte zuerst in die flehenden veilchenblauen Augen Sloans und dann in die hoffnungsvollen braunen Augen des Kindes. Schweigend streckte er die Hand aus, um dem Jungen die Schaufel aus der Hand zu nehmen. Sloan lächelte ihn an. Das Baby lächelte ihn an. Dieser Augenblick brannte sich in sein Gedächtnis wie ein Schnappschuß.
    Er wollte sie.

24
    »Es macht soviel Spaß, mit Kindern zusammenzusein«, sagte Sloan ein paar Minuten später, als sie den Jungen seinem Kindermädchen überlassen hatten und ihren Weg fortsetzten, während die älteren Kinder weiter an ihrer Sandburg bauten und sie sogar mit einem breiten Wassergraben versahen.
    »Es macht Spaß, mit dir zusammenzusein«, sagte Noah mit einem Lächeln und brachte sie damit in größte Verlegenheit.
    »Danke. Mögen Sie... Magst du keine Kinder?«
    »Bitte? Nein, ich mag keine Kinder.«
    »Wirklich nicht?« Sie waren während des Frühstücks so vertraut miteinander geworden, daß ihr die Frage einfach herausgerutscht war. Plötzlich bereute sie jedoch ihre Worte und kam sich vor wie ein kleines Mädchen mit schlechten Manieren.
    »Ich war bereits fünfundzwanzig, als Courtney geboren wurde. Sie hat mir jede Illusion genommen, daß ich selbst ein Kind haben möchte... oder daß ein Kind mich zum Vater haben möchte.«
    »Ich wollte nicht in deinem Privatleben herumschnüffeln«, sagte Sloan ehrlich. »Ich hätte das nicht fragen sollen.«
    »Du kannst mich fragen, was immer du willst, und ich werde so ehrlich und direkt wie nur möglich sein. Es ist mir lieber so.«
    Beim Frühstück hatte Sloan sich vorgenommen, die Kunst des Flirtens zu erlernen, und nun bat er sie statt dessen um Ehrlichkeit und Direktheit... Das erschreckte sie, denn Ehrlichkeit war so ziemlich das letzte, womit sie ihm dienen konnte. »Okay«, sagte sie etwas kleinlaut.
    »Eigentlich wäre es jetzt auch an dir, mir zu versichern, daß ich dich alles fragen kann und du dann ebenfalls ehrlich und direkt zu mir sein wirst.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob das eine so gute Idee ist«, sagte Sloan vorsichtig, woraufhin er ein lautes Lachen ausstieß.
    »Laß es uns versuchen, einverstanden?« Er griff mit einer Hand nach ihrem Arm und hielt sie hinter der Hecke zurück, hinter der sich das Anwesen ihres Vaters erstreckte.
    »Was ist?« fragte Sloan fast erschrocken.
    »Wir sollten gleich damit beginnen.« Mit unglaublicher Spontaneität erklärte er dann: »Ich möchte viel Zeit mit dir

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