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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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intelligenter als die meisten Mädchen in ihrem Alter, kennt hier keine Menschenseele und ist die ganze Zeit nur mit Erwachsenen zusammen. Andere zu provozieren ist ihre einzige Abwechslung. Für ein Kind ist das eine ganz normale Reaktion.« Um sich dafür zu entschuldigen, daß sie ihr in aller Öffentlichkeit widersprochen hatte, tätschelte sie dann Ediths Schulter und sagte beschwichtigend: »Guten Morgen, Urgroßmutter.«
    Die schlechte Laune der alten Dame besserte sich kaum merklich und ging in ein etwas weniger bedrohliches Stirnrunzeln über. »Guten Morgen«, erwiderte sie ziemlich steif.
    »Sloan mag Kinder sehr gern«, schaltete sich Noah ein, indem er sich aus der Silberkanne auf der Anrichte eine Tasse Kaffee einschenkte. »Sie mag sogar Courtney.«
    »Ich mag aber keine Kinder«, versetzte Edith ruppig. »Und soweit ich mich erinnere, teilst du meine Meinung.«
    »So ist es«, stimmte Noah zu.
    »Das ist auch der einzige Einwand, den ich gegen eine Heirat zwischen dir und Paris habe.«
    Diese sehr persönliche Bemerkung veranlaßte den Hausangestellten an der Anrichte, das Zimmer durch eine Seitentür zu verlassen, und Sloan beschloß, seinem Beispiel zu folgen. »Ich muß mir die Hände waschen«, gab sie vor, während sie in die Haupthalle hinausging. »Ich habe Ahornsirup auf die Finger bekommen, als ich vorhin das Glas anfaßte. Entschuldigt mich bitte.«
    Auch Paul stand auf. »Ich muß etwas aus meinem Wagen holen«, sagte er und verließ das Speisezimmer. Er ging dann aber nicht gleich hinaus, sondern ins Wohnzimmer, wo er sich eine Zeitschrift schnappte und darin blätterte.
    »Ich meine es ernst, Noah«, fuhr Edith im Speisezimmer mit strengem Ton fort. »Ich habe nicht fünfundneunzig Jahre gelebt, um mit ansehen zu müssen, wie die Familie ausstirbt, weil Paris keine Kinder bekommt.«
    »Vergißt du dabei nicht Sloan?« fragte Noah im Versuch, sie erstens daran zu erinnern, daß Sloan zur Familie gehörte, und zweitens eine Diskussion über die nichtexistierenden Heiratspläne zwischen Paris und ihm zu verhindern.
    »Ich habe Sloan tatsächlich vergessen«, gab sie etwas demütiger zu. »Wahrscheinlich kenne ich sie noch nicht lange genug, um sie automatisch zur Familie zu rechnen. Doch ich gestehe, daß du recht hast.«
    Noah gab sich mit ihrer Antwort zufrieden; aber als sich nun Carter einschaltete, sagte er etwas so Unerhörtes, daß Noah nicht nur überrascht, sondern tief verärgert war. »Ob Sloan nun Kinder bekommt oder nicht: Sie ist jedenfalls nicht die Richtige, um unseren Familienstammbaum angemessen fortzuführen«, versetzte Carter barsch. »Schon allein der Gedanke ist töricht. Sie hat nicht die geringste Ahnung, was es heißt, eine Reynolds zu sein, und es ist dreißig Jahre zu spät, um es ihr beizubringen. Sie wird ihre Kinder nach ihren eigenen Maßstäben erziehen, nicht nach den unseren.«
    »Sie könnte es doch lernen«, versetzte Paris mutig.
    »Ich habe dich nicht nach deiner Meinung gefragt, Paris. Du magst sie vielleicht jetzt schon als vollwertiges Mitglied unserer Familie betrachten, aber ich kann dich dabei nicht unterstützen. Unsere Freunde und Bekannten kennen sie nicht, sie haben sogar noch nie von ihr gehört, und sie würden sie niemals akzeptieren...«
    »Ich weiß eine Lösung für dein Problem, Carter«, unterbrach ihn Noah gereizt. »Was hast du heute abend vor?«
    »Ich habe mir für die Zeit, in der Sloan und Paul bei uns sind, nichts Besonderes vorgenommen«, erwiderte er, leicht irritiert über Noahs Ton. »Doch ich hatte angenommen, daß Paris und du einige eurer Abende mit ihnen verbringen würdet, um in der Stadt auszugehen und das zu tun, was junge Leute eben gern tun.«
    »Gut. Da niemand für den heutigen Abend besondere Pläne hat, mache ich dir einen Vorschlag: Du gibst heute abend eine Party, um Sloan deinen Bekannten vorzustellen und verdammt noch mal deutlich zu machen, daß sie sie zu akzeptieren haben.«
    »Kommt nicht in Frage«, blaffte Carter und schüttelte abweisend den Kopf.
    »Es muß sein«, widersprach Noah kühl. »Je länger du damit wartest, desto mehr Mutmaßungen wird es über sie geben, und man wird sich schließlich fragen, wieso du Angst hast, sie den Leuten vorzustellen. Mein Vater hat sie seinen Freunden gegenüber zweifellos erwähnt, und die Gerüchteküche brodelt sicher schon heftig.«
    »Sei doch vernünftig, Noah! Sie wird nur zwei Wochen hierbleiben und dann wieder nach Hause fahren. Außerdem bin ich

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