Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander
glotzten die herannahende Gestalt mit großen Augen an –, dass sie alle erstarrten, als der Fremde auf das Podest kletterte, auf
dem der König stand, und sich zu ihm vorbeugte, als ob er ihn küssen wollte.
Es war das Messer, das schließlich den Bann brach. Es tauchte wie aus dem Nichts auf und wurde gegen die Kehle des goldhäutigen Gottes gepresst.
»Zurück!«, rief Asch und hielt damit all jene auf, die ihrem Herrn zu Hilfe kommen wollten. Anscheinend sahen sie ihren Sonnenkönig nicht als unbesiegbar an.
Sie beobachteten die Klinge an seinem Hals, das Gesicht des Fremden und seine verwirrenden weißen Augen und Zähne.
Asch befahl, dass sein Kamerad befreit und vor ihn gebracht wurde. Als sich niemand bewegte, wiederholte er seine Worte; diesmal redete er den Sonnenkönig persönlich an. »Wenn du das tust, werde ich dich nicht töten«, drängte er.
Der Sonnenkönig antwortete mit einer zitternden Geste an seine Anhänger.
Alle blieben an Ort und Stelle stehen und warteten darauf, dass Baracha aus seinem Loch geholt wurde. Schließlich regten sich die Anhänger unbehaglich und unterhielten sich flüsternd. Der Gestank von Angstschweiß drang aus der Haut des Sonnenkönigs. Die Situation hätte ins Lächerliche abgleiten können, wenn da nicht die Trefferinnen gewesen wären, die allmählich die Geduld verloren. Asch war sich der Tatsache vollkommen bewusst, dass sie trotz des Risikos, das es für ihren Gott bedeutete, jederzeit auf ihn zustürzen konnten.
Schließlich wurden die Türen klappernd geöffnet, und Asch erkannte Baracha kaum, als dieser in den Saal
gezogen wurde. Der Gefangene schaute mit seinem gesunden Auge auf und erkannte den alten Farlander, der in der Mitte der Gläubigen stand. Nun vermutete er, dass Asch hergekommen war, um die Vendetta zu vollenden und danach an seiner Seite zu sterben.
Es gab keine Fluchtmöglichkeit für sie, sobald der Sonnenkönig getötet war. »Und jetzt sagst du mir, wer du in Wirklichkeit bist«, sagte Asch zu dem Gott.
Der Sonnenkönig schien kurz vor dem Zusammenbruch zu stehen, und der Schweiß troff in Rinnsalen an ihm herab. Um die Sohlen seiner nackten Füße hatte sich bereits ein kleiner Tümpel gebildet. Beim Anblick des ersten Bluttropfens, der unter der Klinge hervorquoll, plapperte die falsche Gottheit vor Entsetzen los.
Er sagte ihnen allen, wer er tatsächlich war. Er stammte aus einem Klan von reisenden Verbrechern, die von ihren kleinen Gaunereien lebten. Lang und breit erzählte er, wie sie von dem eingestürzten Berg gehört hatten und von der alten Prophezeiung. Da sei ihm die Idee gekommen, sich als Gott zu verkleiden, und seine verbrecherische Familie hatte die ersten Gläubigen gespielt. Er dämpfte die Stimme zu einem Flüstern und gestand, dass er in den folgenden Jahren alle Mitglieder seiner Familie umgebracht hatte, da er ihnen nicht mehr vertraut hatte, sobald seine Vorherrschaft gefestigt war. Er hatte alle aus dem Weg geschafft, bis nur noch er allein übrig geblieben war.
Inzwischen waren die Blicke der Besorgnis um Asch und den Sonnenkönig herum der Ungewissheit und bald darauf der Wut gewichen.
»Bitte«, bettelte er. »Sicherlich hat mich die Hand eines Gottes hierhergeleitet. Ich frage euch, wer hätte all das ohne einen Funken göttlicher Hilfe vollbringen können? Falls ich kein Gott bin, dann sollt ihr wenigstens wissen, dass ich ein gottgesandter Mittler bin.«
»Dann geh zu deinem Gott«, sagte Asch und trat von ihm zurück.
Die versammelte Menge hielt den alten Rō̄schun nicht auf. Stattdessen wandte sie sich dem nackten, goldenen, zitternden Mann vor ihr zu – und fiel über ihn her wie Raubtiere über ihre Beute.
»Und das alles weißt du von Baracha und Asch, diesem geschwätzigen Paar?«, fragte Nico und blinzelte ins Sonnenlicht, das in den Stall fiel.
»Nun, ich muss gestehen, dass ich ein paar Lücken selbst ausgefüllt habe. Und ich habe auch andere Varianten der Geschichte gehört. Was vor allem zählt, ist der Umstand, dass mein Meister nicht sonderlich dankbar für Aschs Einmischung war. Nein, er hat sich sogar dadurch beleidigt gefühlt, und seitdem lässt er nie eine Gelegenheit aus, sich gegen seinen Retter zu wenden oder abfällige Bemerkungen über ihn zu machen, wenn andere in der Nähe sind. Vor allem wünscht er sich eine Abrechnung mit ihm, damit er beweisen kann, dass er nicht nur der Zweitbeste ist.«
»Und du glaubst, Asch würde einen solchen Kampf gewinnen?«
»Aber
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