Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander
natürlich würde er das. Hast du nicht zugehört? «
Aléas hatte in seiner Robe herumgetastet, während er sprach. Nun holte er zwei getrocknete Preene hervor und warf eine davon Nico zu.
»Ich sage dir nur so viel«, fuhr er fort, »Von hundert Blutrachen, die dieser Orden durchführt, beziehen sich neunundneunzig auf gierige Kaufleute oder eifersüchtige Liebhaber. Das gilt aber nicht für Asch. Die Rōschun haben einen bestimmten Namen für ihn: Inschahscha, was so viel bedeutet wie Mörder der Könige.«
Nico biss in die getrocknete Frucht und genoss die rauchige Schärfe auf seiner Zunge. Er schluckte und dachte über das nach, was er soeben gehört hatte.
»Und wie nennt man Baracha?«, fragte er.
Bevor Aléas antworten konnte, fiel ein Schatten über ihre Beine. Olson stand in der Tür und stemmte die Hände in die Hüften.
»Was soll dieses Herumgetrödele?«, höhnte er, als er die beiden Lehrjungen auf dem Stallboden liegen sah. Er warf einen kurzen Blick auf Aléas’ blutige Lippe. »Ihr habt auch noch gekämpft!« Er rauschte in seiner lockeren Kleidung auf sie zu, packte jeden am Ohr und zog hart daran.
»Auf! Auf!«, befahl er und riss beide gleichzeitig auf die Beine.
Der plötzliche Schmerz war so groß, dass Nicos Blickfeld verschwamm. »Wie nennt man Baracha?«, zischte er trotzdem, während er sich halb vornübergebeugt in Olsons Griff befand.
Aléas rang vor Lachen und Schmerz nach Luft, und es gelang ihm endlich zu antworten: »Alhazii.«
»Was geht hier vor?«, brüllte eine Stimme quer über den Hof, als Olson die beiden stolpernd aus dem Stall schleifte. Die Stimme gehörte Baracha, der sofort seine Übungsstunde mit dem großen Breitschwert unterbrach.
Beide jungen Männer versteiften sich sofort, als Olson sie losließ. »Ich habe sie beim Herumlungern erwischt, außerdem haben sie gestohlene Früchte gegessen. Und sie haben eindeutig miteinander gekämpft.«
»Ist das wahr, Aléas?«, wollte der Alhazii von seinem Lehrjungen wissen. »Du hast dich im Schmutz herumgewälzt wie ein Kind?«
»Überhaupt nicht«, erwiderte Aléas, während er sich das restliche Blut vom Kinn wischte. »Wir haben nur unser Geschick mit dem Kurzstab verbessert. Ich fürchte, ich war bei meiner Verteidigung etwas langsam.«
»Ihr habt nur geübt?« Der große Mann packte Aléas am Kinn und betrachtete seine Wunde. Unzufrieden mit dem Anblick, ließ er ihn wieder los. »Ich habe dir gesagt, du sollst dich von ihm fernhalten, und jetzt kennst du den Grund dafür. Vergiss nicht, dass du hier zum Rō̄schun ausgebildet wirst. Wir begleichen unsere Meinungsverschiedenheiten nicht wie räudige Straßenköter. Wenn ihr ein Problem miteinander habt, dann müssen wir es auf die richtige Weise lösen.«
Aléas und Nico tauschten angespannte Blicke aus.
»Wir haben kein Problem miteinander«, sagte Aléas vorsichtig.
»Was? Aber du blutest, Junge.«
»Ja. Das war ein Unfall.«
»Es ist trotzdem eine Beleidigung!«
»Meister«, sagte Aléas, »ich bin nicht beleidigt worden. Es war nur eine Übung.«
»Halt den Mund, Aléas.«
Sein Lehrling schaute mürrisch zu Boden.
»Wir müssen die Angelegenheit auf die rechte Weise bereinigen«, wiederholte Baracha und tauschte mit Olson einen wissenden Blick aus. »Und wir werden es auf die alte Weise tun – das versteht ihr beiden doch, oder?«
O nein , dachte Nico, dem Barachas Tonfall gar nicht gefiel.
»Eine gute Idee«, sagte Olson, in dessen Augen es wieder glitzerte. »Ich werde alles herbeiholen, was sie dazu brauchen.« Und er eilte in Richtung Nordflügel.
»Was wir dazu brauchen?«, fragte Nico niemand im Besonderen.
»Wir gehen angeln«, meinte Aléas mit einem Seufzen; den Blick hielt er noch immer gesenkt.
Angeln? , fragte sich Nico, aber er machte den Mund nicht mehr auf. Stattdessen fragte er sich mit steigender Panik, welche schreckliche Prüfung sich hinter dieser unschuldig klingenden Bezeichnung verbergen mochte.
KAPITEL SECHZEHN
Angeln
»Wie ich sehe, hältst du Abstand zu ihm«, bemerkte Kosch in ihrer gemeinsamen Heimatsprache Honschu.
»Ich halte Abstand von jedermann«, erwiderte Asch und reichte seinem alten Freund die Flasche mit Cheemfeuer.
Kosch nahm einen Schluck und gab sie zurück. »Ja. Besonders aber zu dem Jungen.«
»Das ist für ihn besser so.«
»Wirklich? Besser für ihn oder besser für dich?«
Asch lehnte mit dem Rücken gegen den Baumstamm. Sie saßen am Rande des Maliwaldes. Er nahm ebenfalls noch
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