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Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander

Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander

Titel: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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einen Schluck und spürte, wie sich die Flüssigkeit durch seine Kehle und hinunter in die Tiefen des Magens brannte. Es war ein ungewöhnlich heißer Tag in den Bergen von Cheem; daher war der Schatten unter den Blättern dieses Malibaumes eine angenehme Erleichterung für die beiden Farlander.
    Die alltäglichen Geräusche des nahen Klosters drangen durch die Stille des Talbodens, der sich vor ihnen
erstreckte. Die hohen Berge an allen Seiten machten das Tal zu einem engen und wunderbar abgeschiedenen Ort. Hohe, schneebedeckte Gipfel erhoben sich in der Ferne, die niedrigeren Hänge waren mit weißen Ziegen gesprenkelt, und darüber herrschte das tiefe Blau des Himmels. Die Wolken, die durch ihn segelten, wirkten zarter als Papier.
    Kosch rülpste. »Weißt du, ich habe einen Brief an seine Mutter abgeschickt«, sagte er knapp.
    »Hast du ihn vorher gelesen?«
    Ein Kopfschütteln. »Dieser Junge scheint mir sehr sensibel zu sein. Wie ich höre, verbringt er die meiste Zeit allein.«
    »Vielleicht mag er das.«
    »Ja, wie sein Meister. Es wundert mich trotzdem. Ich frage mich, ob er alldem hier gewachsen ist.«
    Asch schnaubte verächtlich. »Wer ist das schon?«
    »Wir waren es«, sagte Kosch.
    »Wir waren Soldaten. Wir hatten bereits Menschen abgeschlachtet.«
    »Ob Soldaten oder nicht, wir beide waren für dieses Leben geschaffen. Wenn ich mir aber unseren Jungen ansehe, dann erkenne ich nichts davon in seinen Augen. Er mag vielleicht ein Kämpfer sein … aber ein Jäger und Mörder?«
    »Du redest Unsinn, Kosch, wie immer. Es gibt nur eines, das bei dieser Arbeit und in dieser Welt zählt, und das hat er.«
    »Eine hübsche Mutter, der man es unbedingt besorgen sollte?«

    Asch hob das Kinn. »Er hat Herz«, erwiderte er.
    Eine Zeit lang saßen sie schweigend da und betrachteten das helle Tal. Das Sonnenlicht spielte sich in den Kräuselungen des Flusses wider, der ein langes, gewundenes Band aus Silber mit goldenen Widerspiegelungen war. Asch wusste, dass Kosch noch etliche Fragen beschäftigten. Der Mann hatte sie unterdrückt, seit Asch mit seinem Lehrjungen im Kloster von Sato erschienen war.
    »Ich bin nur überrascht; das ist alles«, sagte Kosch schließlich. »Ich hatte nicht erwartet, dich nach all der Zeit mit einem Lehrjungen zu sehen. Es heißt, einem alten Hund kann man keine neuen Kunststücke mehr beibringen.« Sein Tonfall veränderte sich, wurde sanfter. »Hat die Zeit am Ende doch die Wunden geheilt?«
    Asch schaute an ihm vorbei; die Antwort lag deutlich in seinem Blick.
    Kosch nickte. Er wandte die Augen von Asch ab und blinzelte in die Ferne – vielleicht sah er gerade seine eigenen Erinnerungen an jenen Tag, über den keiner von ihnen sprechen wollte.
    Schon vor langer Zeit war Asch klargeworden, dass er sich nur dann an das Gesicht seines Sohnes erinnern konnte, wenn er es sich in den letzten Augenblicken seines jungen Lebens vorstellte. Das war das Schlimme an der Erinnerung, dachte er: Man sah nur jene Momente ganz deutlich, die die schmerzhaftesten von allen waren.
    Nun sah er die Gesichtszüge seines Sohnes vor sich, die eher denen seiner Frau als seinen eigenen glichen.
Er sah seinen Sohn, seinen Knappen, gerade vierzehn Jahre alt und unbeweglich in der schweren ledernen Halbrüstung, wie er die Reservespeere und die daran herabhängenden Wasserbeutel trug. Den Jungen, wie er über die sterbenden Männer und die verstreut daliegenden Leichen auf ihn zu taumelte, auf einem kleinen Hügel weit links von der Hauptformation der Schlacht, und wie er vor blinder Angst stolperte. Aschs Worte gingen in dem ohrenbetäubenden Lärm des Kampfes unter, der um sie herum tobte. Plötzlich war das Gesicht seines Sohnes weiß geworden, als er sich zu der dampfenden Kavallerie umgedreht hatte, die den aufgelösten Reihen ohne Vorwarnung in den Rücken fiel. Es waren die Männer von General Tu, die Männer aus der Volksarmee, die zur Seite der Lehensherren übergelaufen und dafür mit Gold entlohnt worden waren.
    In jenem Augenblick hatte Asch erkannt, dass die Schlacht verloren war. Er hatte auch erkannt, dass sein Sohn schon tot war, noch bevor sich der nächste Reiter im Sattel niederbeugte, das Schwert gegen den Hals des Jungen schwang und ihm mit einem einzigen Schlag den Kopf sauber vom Rumpf trennte. Im einen Augenblick hatte der Junge noch gelebt, im nächsten war er nur noch ein Grauen gewesen, das nie wieder aus der Erinnerung getilgt werden konnte – ein leblos zu Boden fallendes Ding,

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