Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander
schluckte Köder und Haken gleichzeitig. Nico schrie vor Aufregung und holte rasch die Leine ein. Es war zwar ein kleiner Fisch, aber die Größe spielte ja keine Rolle. Er spürte das geringe Gewicht, als er es aus dem Wasser zog, und war nun sehr vorsichtig, denn der Fisch zuckte heftig. Feucht und schlüpfrig gelangte er zwischen Nicos Hände und versuchte sich zu befreien. Mit der großen, noch aus seiner Kindheit herrührenden Erfahrung nahm er den Fisch vom Haken und schlug ihn gegen einen Felsen tot.
Rasch warf er den Köder wieder ins Wasser. Sein Herz raste. Er konnte kaum glauben, wie einfach es war, und musste vor Freude breit grinsen. »Endlich, meine kleinen Freunde«, sagte er zu den noch nicht gefangenen Fischen, »wendet sich mir das Glück zu.«
Die Stunden vergingen langsam. Nico arbeitete mit Leine und Köder und wartete, bis der Teich nicht mehr ergiebig genug war. Dann wollte er zu einem tiefer gelegenen gehen und dort sein Glück versuchen.
Es war eine unschuldige und befriedigende Aufgabe.
Er war in guter, sanfter Stimmung, während ihm die Sonne die nackten Arme wärmte. Eine Brise fuhr den Einschnitt entlang, den das Wasser gegraben hatte, und war gerade so kühl, dass sie erfrischend wirkte. Hin und wieder sang ein Vogel außer Sichtweite. Das Wasser rauschte. Halmfliegen summten in trägen Bögen durch die Luft und kamen ihm manchmal so nahe, dass sie ihm ins Ohr trompeteten.
Aléas hatte er nicht wiedergesehen, was ihm seltsam vorkam. Zuerst befürchtete er, sein Kamerad könnte etwas Hinterhältiges vorhaben. Doch als die Zeit dahinging und die Sonne allmählich ihren höchsten Stand erreichte, erlaubte er sich die Annahme, dass Aléas sich nicht in der Nähe befand. Vielleicht hatte er sich den Knöchel verstaucht, oder er versuchte einfach, weiter unten zu angeln, da ihm das Netz zu schwer war.
Zweiundzwanzig kleine Forellen lagen nun neben ihm im Gras, aufgereiht an einem Stück Ersatzleine. Dem Stand der Sonne nach zu urteilen blieb ihm noch etwa eine halbe Stunde, bis er sich auf den Rückweg machen musste. Er war fest entschlossen, rechtzeitig aufzubrechen.
Nico war so in seine Berechnungen vertieft, dass er das leise Geräusch, das sich hinter ihm näherte, nicht hörte.
Ein Vogel verstummte mitten im Lied. Ein Grasbüschel raschelte, als ob ein Fuß darauf getreten wäre. Beides bemerkte Nico nicht. Doch als der Wind sich kurz drehte, fing seine Nase einen eigenartigen Geruch auf. Er schnüffelte, was er kaum bemerkte. Sein Verstand,
der noch immer wachsam und argwöhnisch war, versuchte diesen plötzlich auftretenden Geruch einzuordnen – und dann gelang es ihm. Es war der Gestank von menschlichem Schweiß.
Nico wirbelt entsetzt herum.
Aber es war viel zu spät.
»Ich hasse es, dir das antun zu müssen, wirklich, aber in dieser Sache lässt mir mein Meister keine Wahl. So ist das nun einmal.«
Beeindruckende Worte, dachte Nico, und sei es, weil sie nur mit der leisesten Spur von Atemlosigkeit gesprochen wurden, als ob Aléas lediglich die frische Tagesluft einatmen würde, wo er sich doch in Wirklichkeit mit dem Fang bergabmühte, der ihm an einem langen Seil über der einen Schulter hing, während über der anderen der gefesselte Nico lag.
Nico blinzelte sich den Schweiß aus dem linken Auge. Das andere war von einem Schlag zugeschwollen, an den er sich nicht mehr erinnerte. Er wusste nur noch, dass er sich umgedreht und eine blitzartige Bewegung gesehen hatte – und dann war er in der peinlichsten Lage aufgewacht, die er sich vorstellen konnte.
»Deine Worte«, murmelte Nico durch die zusammengebissenen Zähne und das scharfe Gewebe des Netzes, das gegen sein Gesicht drückte, »tragen nicht gerade zu meiner Beruhigung bei, Aléas.«
Der andere junge Mann grunzte, als wollte er damit
bestätigten, dass sie in einer Welt der Undankbarkeit lebten und vor allem er selbst darunter litt.
»Warum tust du das?«, fragte Nico, dem sich ein Faden des Netzes zwischen die Zähne drängte. »Hast du so große Angst vor deinem Meister?«
Aléas blieb kurz stehen. Er drehte sich um und sprach, als würde Nico dicht hinter ihm stehen. »Es ist nicht Angst, Nico. Ich könnte den Mann mit jeder Waffe besiegen, die er mir gibt, auch wenn er das nicht weiß.«
»Ach?«, meinte Nico und versuchte, Zeit zu schinden.
»Ich verdanke ihm mein Leben, Nico. Was bleibt dir übrig, wenn du so tief in jemandes Schuld stehst?«
Aléas ging weiter, und Nico zuckte bei jedem federnden
Weitere Kostenlose Bücher