Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander
ihr beiden das verstanden?«
Aléas nickte widerwillig. Nico folgte seinem Beispiel einen Augenblick später.
»Gut. Jetzt trefft eure Wahl.«
Nico sah den alten Farlander fragend an. Asch blinzelte, gab aber keinerlei Hinweis.
Angeln? , dachte er. Vielleicht geht es wirklich nur ums Angeln .
Aber es musste mehr dahinterstecken, was das Interesse der anderen Rōschun nur allzu deutlich machte. Der Lehrjunge war der Stellvertreter des Meisters. Ein öffentliches Kräftemessen zwischen ihnen war gleichzeitig ein Kampf zwischen Baracha und Asch.
Nico wünschte, er könnte das sagen und den beiden Erwachsenen vorschlagen, ihre Meinungsverschiedenheiten doch selbst auszutragen, ohne ihn mit hineinzuziehen. Doch er schwieg. Vielleicht bot sich ihm ja hier tatsächlich die Gelegenheit, Aléas endlich einmal zu schlagen.
Mit frischem Mut betrachtete Nico die Gegenstände vor ihm auf dem Boden. Angel oder Netz? , überlegte er. Mit dem Netz würde er mehr Fische fangen, aber es sah mit seiner großen Anzahl von Steingewichten an den Rändern sehr schwer aus. Erst musste er bis zum oberen Ende des Tals wandern, dabei seine Last auf dem Rücken tragen und dann früh genug zurückkehren, damit er es rechtzeitig bis zum Läuten der Glocke schaffte. Nein, dazu war er kaum stark genug. Er würde zu viel
Zeit vergeuden. Außerdem war Nico ein guter Angler. Ein solches Netz würde die Fische nach dem ersten Auswerfen vertreiben. Also kniete er nieder und nahm die Angelleine.
Er sah wieder Asch an. Der alte Farlander nickte kaum merklich.
Auch Aléas traf seine Wahl. Nico verspürte ein kurzes Gefühl der Befriedigung, denn der andere hatte das schwere Netz gewählt.
»Vergesst nicht, dass derjenige, der innerhalb der gegebenen Zeitspanne mit den meisten Fischen zurückkehrt, der Gewinner ist.«
Ein Chor von Freudenrufen und Glückwünschen erhob sich unter den Rō̄schun, als sich Aléas das Netz über die Schulter warf und auf das Tor zulief. Nach einem Augenblick des Zögerns setzte Nico ihm nach.
Es war ein schweißtreibender Aufstieg. Nico lief, bis ihm die Beine schmerzten, aber noch immer behielt er seine Geschwindigkeit bei und fasste Mut, als er Aléas auf dem steinigen Pfad überholte. Der junge Mann wurde unter dem Gewicht des Netzes auf seinem Rücken bereits langsamer.
»Ich lasse dir ein paar Fische übrig!«, rief er über die Schulter, aber Aléas antwortete nicht. Er hielt den Kopf gesenkt und stapfte weiter.
Während des Laufens zog Nico seine schwere Robe aus und trug nun nur noch seine dünne Unterwäsche.
Er warf die Robe weit weg ins tiefe Gras, damit Aléas es nicht sah und auf dieselbe Idee kam.
Bei jedem Schritt hielt Nico den Blick auf den Boden gerichtet und war allmählich in einen Rhythmus verfallen, den er beibehalten konnte, wie er glaubte. Rechts neben ihm wand sich der Fluss, doch Nico blieb ihm fern, damit er nicht in den sumpfigen Untergrund nahe des Ufers geriet. Die Sonne stieg noch immer, auch wenn dichtere Wolken von weiter oben in Richtung des Tales trieben und ein wenig die Hitze nahmen. Ihnen folgte ein Wind, der ihm das Haar zauste und das Gras neben ihm in Wellenbewegungen versetzte.
Nico kam an der Hütte des Sehers vorbei und nickte dem uralten Mönch kurz zu, der draußen saß und etwas auf ein Stück Pergament malte. Der alte Mann grüßte zurück.
Nico hielt kurz bei dem schmäler werdenden Fluss an und trank einen Schluck Wasser. Dabei schaute er hinter sich und erkannte Aléas, der sich mühsam denselben Pfad hinaufkämpfte. Es war ein befriedigender Anblick.
Eine halbe Stunde später erreichte Nico den höchsten Punkt des Tales und wandte sich wieder in Richtung des Flusses und einiger sprudelnder Quellen. Er sah Forellen, die in den von den Quellen gebildeten Teichen herumsprangen und wählte rasch die meistversprechende Stelle aus, einen großen Teich mit überhängender Vegetation, dem er sich gebückt näherte.
Hastig wickelte er die Angelleine aus, während er den Teich und die Fische beobachtete, die in seinem klaren Wasser schwammen. Dann schüttelte er Haken und Köder
aus, bis sie nicht mehr in der Leine verheddert waren. Er würde einen Schwimmer brauchen, also riss er einen Zweig von einem der windgepeitschten Büsche ab und band ihn an die Leine. Er holte ein letztes Mal tief Luft, warf die Angel aus, ließ sich nieder und wartete.
Die Fische waren hungrig. Fast sofort, nachdem der Köder das Wasser berührt hatte, sprang eine Forelle hervor und
Weitere Kostenlose Bücher