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Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander

Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander

Titel: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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hoch, flankiert von zwei maskierten Akolyten, die Dolche in den
Händen hielten. Er wusste, dass sie mit Gift bestrichen waren, denn dessen Geruch war in diesem engen Raum deutlich wahrnehmbar. Der Steigekasten knirschte und quietschte beängstigend, als das massive Gegengewicht ihn langsam zum höchsten Punkt des Turmes zog. Als er mit einem Ruck anhielt, der alle drei Insassen beinahe aus dem Gleichgewicht gebracht hätte, wurden die Türen von einem weiteren Wächter aufgezogen, der sie auf der anderen Seite bereits erwartet hatte.
    Die Räume in der Turmspitze waren groß, aber fensterlos, und die Schritte der Männer hallten laut, als sie unter den hohen, mit Friesen aus überladenem Stuck geschmückten Decken hergingen, an denen starre Gesichter in jedem vorstellbaren Ausdruck herunterschauten. Der glimmernde Boden bestand aus poliertem Holz und war bedeckt mit den Fellen von exotischen Tieren, deren grimmige Köpfe still die Vorbeigehenden anknurrten. Die Möblierung war sparsam, aber die einzelnen Stücke waren elegant und von ausgezeichneter Handwerkskunst. Die Luft war stickig und das Licht schwach.
    Hier und da standen Akolyten vor geschlossenen Türen, durch die gedämpfte Stimmen zu hören waren. Überall trieb Rauch umher und brachte den Gestank von Betäubungsmitteln mit; er schien sich um die gelben Kugeln der Gaslaternen zu sammeln, die an den getäfelten Wänden hingen.
    Die Sturmkammer selbst war über eine breite Steintreppe zu erreichen, die aus rosafarbenem Marmor bestand. Auf jeder einzelnen Stufe stand rechts und links
je ein Akolyt mit gezogener Klinge, die er zeremoniell in der linken Armbeuge hielt. Hier hielt Chés Eskorte an und bedeutete ihm, allein weiterzugehen. Ché gehorchte und stieg die Treppe hinauf.
    Er sah die Augen der Wächter durch die Masken hindurch und bemerkte ihren glasigen Blick, als ob sie unter Drogen stünden. Wie Statuen standen sie da und atmeten so flach, dass sich ihre Brustkörbe nicht einmal sichtbar hoben und senkten. Langeweile strahlte wie Hitze von ihnen ab.
    Am oberen Ende der Treppe hinderte eine gewaltige gusseiserne Tür mit Reliefarbeiten seinen Fortgang. Nun drehte sich eine weibliche Wächterin, die neben der Tür stand, und schlug mit einer gepanzerten Faust dagegen. Nach einer kurzen Verzögerung knirschte die riesige Tür und schwang nach innen auf. Ein Sturzbach aus Geräuschen ergoss sich aus ihr: das Zwitschern von Vögeln, das Plätschern von Wasser, Musik und Gelächter. Ein alter Priester erschien auf der Schwelle und verneigte sich.
    Ché trat ein und wusste nicht, was er zu erwarten hatte.
    Das gesamte kreisrunde Zimmer wurde von Fenstern eingefasst, die vom Boden bis zur Decke reichten. Sie bogen sich im oberen Bereich nach innen und gaben so einen klaren Blick auf den Himmel frei. Im Moment zeigten sie umhüllende weiße Wolken und Schauer von frühherbstlichem Regen, der gegen ihr klares Glas prasselte.
    Ché sah sich blinzelnd um und nahm mit einem einzigen Blick so viel wie möglich von dieser Sturmkammer
in sich auf – so wie es ihm eindringlich beigebracht worden war. In Wahrheit hatte er etwas anderes erwartet als das, was er nun sah – vielleicht etwas Dunkleres und weniger Einladendes. Etwas Heiligeres. Stattdessen war das hier ein warmer und offener Ort. Ein Feuer knisterte in einem steinernen Kamin im Mittelpunkt des Raumes und wurde von einem Metallabzug gekrönt, der mitten durch den Boden einer Plattform führte, die über dem Raum errichtet war; dabei handelte es sich um ein letztes, oberstes Stockwerk, das über eine Treppe zu erreichen war und von dünnen Holzwänden begrenzt wurde. Vermutlich handelte es sich um private Ruhe- und Entspannungsräume, in denen die Vögel in ihren Käfigen noch zu hören sein würden.
    In der behaglichen Nähe des Kamins standen üppige Ledersessel, die auf eine Staffelei ausgerichtet waren, auf der eine detaillierte Karte des Reiches stand. Etliche Priester lümmelten sich in den Sesseln, hatten die Beine auf gepolsterte Schemel gelegt, tranken Alkohol, rauchten Hazii-Stäbe oder unterhielten sich miteinander. Diener bewegten sich zwischen ihnen, trugen Tabletts mit Früchten und Meeresgetier sowie Schalen mit Betäubungsmitteln herum. Ché wusste, dass ihnen die Zungen fehlten und ihre Trommelfelle durchbohrt waren. Und was die Priester anging, so kannte er jeden einzelnen von denen, die sich um den Kamin zusammengefunden hatten.
    Ché war ein Diplomat, ein Mörder des Herrscherhauses.

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