Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander
Schüssel heißer Suppe denken. »Ein Zuschlag von einem Wunder ist von jedem zu entrichten, der Waffen auf die Insel bringt. Zwei weitere – für jeden einen – werden fällig als Eintrittsgeld für die Stadt. Dazu kommt noch einer für Verwaltungsgebühren. Das macht insgesamt vier.« Der Mann hielt ihnen die Handfläche entgegen.
Asch warf die Münzen hinein, und der Priester überprüfte sie mit großer Geste, indem er in jede hineinbiss. Eine legte er in seine eigene Tasche, die anderen steckte er in einen Schlitz in der Tischplatte; dann kritzelte er etwas auf ein Stück Papier und warf es Asch zu.
»Willkommen in Q’os«, sagte er, während er an einem kleinen Hebel zog und sich ein Gitter unter dem Schreibtisch öffnete, das ihnen den Zutritt erlaubte. » Der Nächste! «
Es war kalt in Q’os, denn die Sonne hatte sich hinter dichten Wolkenschichten versteckt. Asch und Nico blieben in der Nähe der Docks und tauchten in der Menschenmenge unter, die sie von einer gepflasterten Straße in die nächste schob. Die Häuser, die sich an den Seiten erhoben, bestanden nicht aus Steinblöcken, sondern aus Ziegeln. Wohin Nico auch immer schaute, sah er Krane, mit deren Hilfe entweder neue Gebäude auf Trümmergrundstücken errichtet oder bereits bestehende Häuser aufgestockt wurden. Überall auf der Straße flatterten Flaggen mit der roten Hand von Mhann, während über ihnen Wimpel im Wind flatterten, als ob sich die Gegend auf irgendein Fest vorbereitete. Ein Leinwandgemälde der Matriarchin Sascheen hing über der gesamten Front eines Hauses, während Banner mit dem Wort Frohlocket von Block zu Block gespannt waren.
Nico hatte Bar-Khos immer für eine quirlige Stadt gehalten, aber sie war nichts im Vergleich zu dieser Metropolis. Die Straßen waren so überfüllt, dass den Menschen kaum genug Platz blieb, um auf ihnen entlangzugehen. Jede vorstellbare Mode wurde zur Schau gestellt: fließende Seide aus dem Farland, Pelze aus dem Norden, Anzüge aus den schwarz und weiß gestreiften Fellen der Zele, Regenmäntel aus Wachstuch, Federmäntel mit gewaltigen nickenden Kapuzen und die allgegenwärtigen roten Gewänder. Am häufigsten aber waren die lohfarbene Kleidung und die Halsbänder der Sklaven zu sehen, die allein oder in Arbeitergruppen umhergingen und oft mit Bündeln und Paketen beladen waren. Priester riefen von den hohen Balkonen der Tempeltürme herab und
benutzten dabei Stierhörner zur Verstärkung ihrer heiseren Rufe. In einem Käfig, der an einem Pfosten mitten auf einer Kreuzung hing, saß ein Verbrecher mit herunterhängenden Beinen und bewarf mit seinen Exkremente alle, die ihm unglücklicherweise zu nahe kamen.
Es war Regenzeit in Q’os, und als ob Nico und Asch dies ins Gedächtnis gerufen werden müsste, ging nun ein heftiger Guss nieder. Wenigstens suchten die meisten Menschen Unterschlupf, und der Weg wurde freier.
»Ich habe den Eindruck, dass wir im Kreis laufen«, beschwerte sich Nico und wischte sich umsonst das Wasser aus dem Gesicht.
»Das tun wir auch. Auf diese Weise schütteln wir allmählich unsere Verfolger ab – falls es welche geben sollte.«
»Verfolger?«
»Ja. In Q’os herrscht der Verfolgungswahn. Die Priesterschaft hier hat ihre eigene Geheimpolizei – man nennt sie Regulatoren. Jeder, der der Häresie oder Untreue verdächtig ist, wird verhaftet und eingekerkert. Die Menschen werden dafür bezahlt, dass sie ihre Nachbarn verraten. Da über Kirkus die Drohung der Vendetta hängt und nach unserem ersten Attentatsversuch allgemein bekannt ist, dass er wirklich in Gefahr schwebt, werden die Regulatoren doppelt wachsam sein. Vermutlich haben sie ein Auge auf alle Neuankömmlinge in der Stadt.«
»Sind wir jetzt in Gefahr?«
»Wir sind in jedem Moment, den wir in dieser Stadt verbringen, in Gefahr. Hör mir gut zu, Nico. Solange wir hier sind, wirst du das tun, was ich dir sage, und zwar
ohne Widerrede oder Zögern. Wenn wir in Schwierigkeiten geraten, sollte deine einzige Sorge deiner persönlichen Sicherheit gelten. Falls mir etwas zustoßen sollte, verschwinde von hier. Verlass die Stadt.«
Diese Worte trugen nicht gerade zu Nicos Zuversicht bei. Als sie weitergingen, warf er unwillkürlich immer wieder einen Blick über die Schulter, bis Asch ihm sagte, er solle sich nicht so auffällig verhalten. Sie wurden immer durchnässter.
»Dieser Regen sticht mir in den Augen«, beschwerte sich Nico und holte Asch wieder ein, nachdem er einem vorbeifahrenden Karren
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