Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander
Rucksack auf dem Rücken, in dem sich ein Laib Kisch befunden hatte, von seiner Mutter frisch gebacken, und auch etwas Käse, eine Flasche zum Auffangen von Quellwasser, seine Vogelpfeife sowie einige Angelhaken und ein Stück Leine. Er war von den alltäglichen Schwierigkeiten seines Lebens weggeklettert, hatte sich keuchend
und schwitzend in die frische Luft der höher gelegenen Täler vorgearbeitet, und seine Stimmung war mit jedem Schritt besser geworden, während Kumpel von einer Seite zur anderen lief und nach Kaninchen, Mäusen oder sonst etwas Jagenswertem schnüffelte.
Manchmal, wenn Kumpel sich endlich beruhigt und hingelegt hatte, hatte Nico in den kalten Bergseen geangelt und eine kleine Regenbogenforelle nach der anderen gefangen, die er seiner Mutter stolz zum Abendessen mitbrachte. Zu anderen Zeiten hatte er sich, wenn er in eher nachdenklicher Stimmung gewesen war, einen Felsvorsprung über einem der tieferen Teiche gesucht und mit Kieseln gefischt. Er hatte einen kleinen Stein sanft ins Wasser geworfen und ihm eifrig nachgesehen, wenn er unter der Oberfläche verschwand. Wenn er Glück hatte, schoss eine Forelle aus ihrem Versteck am Rand des Sees auf den sinkenden Stein zu, bis sie zu spät erkannte, dass es sich nicht um Nahrung handelte. Auf diese Weise hatte Nico nicht nach dem Fleisch der Tiere, sondern nach ihrem bloßen Anblick gefischt. Viele Stunden hatte er auf diese Weise verbracht.
Wenn es noch früh genug gewesen war, hatte Nico den Gipfel des nächstgelegenen Berges erklettert, egal wie müde, hungrig oder fußlahm er war, und sich dabei gefragt, ob sein Vater vielleicht einmal auf der Jagd oder auf einer seiner einsamen Wanderungen hier gewesen war. Wenn er den Gipfel erreicht hatte, war er regelmäßig neben Kumpel auf dem Boden zusammengebrochen; sein Atem hatte in der Kehle gerasselt, und die Augen hatten das weite Land unter ihm und das grünblaue
Band des Meeres dahinter in sich aufgenommen. Salz hatte in dieser Hochgebirgsluft gelegen. Das sanfte Streicheln des Windes hatte ihm die Haut gekühlt. Er hatte sich im Frieden mit der Welt gefühlt, sein Leben war in den richtigen Zusammenhang gerückt worden und seine Schwierigkeiten plötzlich klein und unbedeutend. Nichts hatte wirklich eine Bedeutung gehabt, nicht seine Ängste und Unsicherheiten, auch nicht seine Hoffnungen und Sehnsüchte, all das war wankend und flüchtig gewesen, und nur der Augenblick und das gegenwärtige Sein hatten Bestand gehabt. Dann hatte er in Kumpels sanfte Augen geblickt und erkannt, dass der Hund um seinen Geisteszustand wusste. Und Nico hatte ihn um diese einfache Existenz beneidet.
»Hallo, du.«
Diese Stimme stammte aus der Gegenwart, und Nico kehrte zu ihr zurück, indem er die Augen öffnete. Allmählich kehrten die Farben zurück – so langsam, dass er zunächst nur einen grünen, über ihm aufragenden Umriss gegen den Himmel erkannte. Er reckte den Hals und schirmte die Augen vor der Sonne ab.
Serèse stand vor ihm; sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und runzelte die Stirn.
»Du sitzt auf meinem Platz«, verkündete sie, noch bevor er etwas sagen konnte.
»Was?«, fragte er und richtete sich auf.
»Du sitzt auf meinem Platz«, wiederholte sie. Nico lächelte sie verwirrt an und warf einen raschen Blick auf die Betrunkenen und Drogensüchtigen, die in dem kleinen Park verstreut lagen.
»Ich verstehe. Du kommst oft her, nicht wahr?«
Sie setzte sich neben ihn und drückte ihn ein wenig zur Seite, damit sie sich bequemer gegen den Baumstamm lehnen konnte. Er spürte ihre Hitze, die ihn durchfuhr und ihm am Rücken herunterlief.
»Unser Hostelio liegt ganz in der Nähe«, erklärte sie. »Mein Vater wollte nicht, dass ich mit ihm und Aléas in dem Dreck unten am Hafen leben muss, und deshalb sind wir in eine bessere Gegend gezogen. Die beiden beraten sich gerade in unserem Zimmer und wollten sich danach hinlegen. Etwas Langweiligeres kann ich mir nicht vorstellen, und deshalb bin ich losgegangen, um mich irgendwo in die Sonne zu setzen.« Sie sah sich um und rümpfte die Nase. »Ich fürchte, einen besseren Ort gibt es hier in der Gegend nicht. «
Serèse nahm eine braune Gerollte aus der Tasche und zündete die Spitze mit einem Streichholz an. Der Duft von Hazii-Kraut drang in Nicos Nase, während sie an dem Stäbchen zog und dann den Rauch ausatmete.
»Willst du einen Zug?«, schlug sie ihm vor und übergab ihm den Stab.
Seine Mutter hatte behauptet, Hazii sei schlecht
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