Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander
unter. Am späten Nachmittag verdichteten sich die Schatten, die sie warfen, bereits zur trüben Dämmerung.
Der Kommandotrupp hatte sein Lager neben einem klaren Bach aufgeschlagen. Die Männer waren den ganzen Tag über hart marschiert und hatten ihre Zele im Vorgebirge nahe der Küste zusammen mit einigen Männern zurückgelassen. Maulesel trugen die schwersten Gepäckstücke, denn sie hatten in diesem Gebirge einen sichereren Tritt als die schweren Vollblüter. Die Mulis waren mit Reichsmünzen in Cheemhafen gekauft worden, und nun machten sich die Männer daran, sie zu entladen. Es handelte sich in der Hauptsache um Nahrungsmittel und kleine, auseinandergenommene Geschützteile. Wenn Befehle nötig waren, so wurden sie durch Handbewegungen von den Offizieren gegeben, die nur durch die eintätowierten Rangabzeichen an den Schläfen zu erkennen waren.
Allmählich kehrte ein Purda nach dem anderen zurück.
Sie waren die Elitespäher der Reichsarmee und benannt nach den Kapuzenmänteln, die sie trugen und die mit Farbstreifen und Grasbüscheln und Laubwerk getarnt waren. Jeder Purda wurde von einem großen Wolfshund begleitet, der für diese Aufgabe gezüchtet war. Die Purdas berichteten, dass die Umgebung sauber war.
Trotzdem wurde um das Lager ein doppelter Ring aus Wächtern postiert, die sich in ihren Tarnmänteln versteckt hielten. Es wurden keine Feuer angezündet. Der Wetterschutz der Männer bestand aus gefleckten Leinwandbahnen, die über Stecken gezogen und gerade so groß waren, dass ein Soldat darunterschlüpfen und Schutz vor dem Regen suchen konnte.
Die Soldaten arbeiteten schnell und fast ohne Aufsicht. Ihr Oberst beobachtete sie eine Weile aus dem Mittelpunkt des Lagers, während er auf einem Stück Teerkraut herumkaute. Er stieß ein zufriedenes Grunzen aus und ließ seine Männer allein.
Er bewegte sich vom Lager fort und auf die kniende Gestalt des Diplomaten zu.
»Das ist es also?«, fragte er barsch, während er sich ebenfalls vor den Beerenbusch kniete, den der junge Mann so eingehend untersuchte.
Ché sah weiterhin auf das Gebüsch. Er trug eine einfache Lederrüstung unter einem schweren Umhang aus grau gefärbter Wolle. Ché zog ihn enger um sich, während er erwiderte: »Ja, das ist er.«
Cassus, der Oberst, zog eine der schwarzen Beeren zusammen mit dem Zweig an sich heran. » Sieht fast wie
ein Schädel aus«, bemerkte er und zeigte auf die weißen Markierungen an der Beere. »So etwas würde ich mir nicht gern in den Mund stecken.«
»Ich esse sie nicht. Ich bereite sie nur auf die richtige Weise zu und reibe mir etwas von dem Saft auf die Stirn. Anders angewendet sind sie tödlich. «
Der Oberst hielt den Zweig noch einen Augenblick fest, dann ließ er ihn los, und der kleine Busch erzitterte. Cassus stand auf und sah den Mann neben sich an. Ché schaute nicht auf.
»Wann werdet Ihr es tun?«
Ein unbestimmbarer Ausdruck flackerte über Chés Gesicht und war schon wieder verschwunden, bevor Cassus ihn deuten konnte. Abermals fragte er sich, was den Diplomaten beunruhigte.
Der Oberst hielt sich für einen scharfsichtigen Mann. Er wusste, dass ihr Führer mit etwas kämpfte – mit einer Sorge, die umso schlimmer wurde, je näher sie ihrem Ziel kamen. Er will das hier nicht tun , dachte Cassus oft.
»Morgen früh«, verkündete Ché. »Bis dahin müssen sich die Männer ausruhen. Ich habe keine Ahnung, wie schnell ich sein werde oder welche Beschaffenheit der Weg hat.«
»Und Ihr werdet wirklich die ganze Zeit im Delirium stecken?«
Ché zog die Lippen auseinander und zeigte seine Zähne. » Völlig aus dem Häuschen. «
Das gefiel dem Oberst nicht, und er sagte es. Aber er hatte sich schon mehrfach über diesen Teil der Mission
beklagt, und der Diplomat hatte daher keine beruhigenden Worte für ihn. Er bot Cassus nichts als sein Schweigen dar: Seine Sorgen richteten sich offenbar auf andere Dinge.
Cassus drehte sich um und warf einen Blick auf das Lager, in dem die Männer mit den Vorbereitungen fast fertig waren. Schon legten sich einige unter ihren Regenschutz, kauten auf ihren getrockneten Rationen herum oder unterhielten sich leise miteinander. Andere hatten sich ausgezogen und wollten im Bach baden.
Ihre Zahl hatte zweiundachtzig betragen, als sie von Q’os aufgebrochen waren: acht Kompanien zu je zehn Männern sowie der Oberst und dazu dieser seltsame Diplomat, den das Oberkommando ihnen geschickt hatte. Auf der Reise waren zwei Männer krank geworden und auf dem
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