Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander
weißer Staub traf Nico mitten im Gesicht.
Er hustete und rieb sich die brennenden Augen. Dann wurde er von Müdigkeit ergriffen und streckte sich auf dem Boden aus. Seine Gedanken schwammen durch einen dichten Dunst, als wäre er auf halbem Wege in den Schlaf. Gelegentlich drangen Träume an die Oberfläche und verschwanden spurlos wieder.
Danach bekam Nico nur noch Bruchstücke mit.
Lasst uns allein , befahl eine Frauenstimme.
Matriarchin? , fragte eine andere.
Ich will mit ihm reden.
Wie Ihr befehlt .
Nico ging über einen schmalen Bergpfad. Über ihm kauten Ziegen auf dem spärlichen Gras herum und beobachteten ihn aus den Augenwinkeln, als er an ihnen vorbeiging.
Määh! , rief er und zeigte ihnen auf diese Weise, dass er sich ihrer Aufmerksamkeit bewusst war.
Warum gibt er solche Laute von sich?
Das ist die Geistwurz. Er befindet sich jetzt teilweise in seinen Träumen .
Nico war durstig und roch Wasser irgendwo vor sich. Er stieg auf einen Hügelkamm und schaute hinunter in eine Schlucht. Ein Fluss strömte über die Felsen des Talbodens. Er grinste.
Junge! , befahl eine Stimme irgendwo über ihm.
Nico sah auf in das Gesicht einer Frau. Es war ein ausdrucksloses Gesicht, hässlich gemacht durch die Gefühle, die hinter ihm aufschienen. Er wurde an einen Vogel erinnert, an etwas Schwarzes und Bösartiges.
Sie stellte ihm Fragen und er redete … redete über seinen Meister und die Stadt und das, was sie hier taten. Ein junger Mann stand neben ihm und schaute eindringlich auf ihn herunter. Seine Miene wurde immer hämischer, während Nico sprach, und seine Lippen kräuselten sich. Ein Wolf, zum Angriff bereit.
Die Frau starrte ihn mit Augen an, die so hart wie Glas waren; sie blinzelte nicht. Vielleicht würde sie ihn nicht
mehr mit diesem hungrigen Blick fixieren, wenn er weiterredete. Nico wollte weg von hier. Er wollte in seine Privatsphäre zurückkehren. Er redete von Cheem und dem Kloster in den Bergen. Er redete von Aléas, Baracha, von dem alten Oschō̄. Er redete von dem ehrwürdigen Seher droben in seiner Hütte und wie er nach seinen Läusen kratzte und Dinge konnte, die Nico noch immer nicht begriff.
Hör auf zu plappern , verlangte die Frau und packte sein Gesicht mit ihren Klauen.
Sie fragte wieder nach seinem Meister. Was plante er als Nächstes? Nico erzählte ihr vom Tempel des Wisperns und wie sie überlegt hatten, hineinzugelangen, damit sie Kirkus fanden und ihn töteten.
Da wurde sie wütend auf ihn, aber er kannte den Grund dafür nicht. Vielleicht hatte er wieder seine Aufgaben vernachlässigt. Vielleicht hatte er wieder einen Brüll-Wettstreit mit Loos gehabt.
Sie drückte sein Gesicht heftig und stand auf.
Vielleicht hatte deine Großmutter Recht , sagte sie zu dem jungen Mann neben ihr. Wenn das die moderne Rō̄schun -Ausbildung ist, haben wir nicht viel zu befürchten .
Sie schwebte über Nico. Ein Spucketropfen erschien zwischen ihren dünnen, rubinroten Lippen. Er dehnte sich, fiel und traf auf sein geschlossenes Auge.
Du bist hergekommen, um meinen Sohn zu ermorden, kleiner Rō̄schun. Ich sage dir, dass deine Freunde bald tot sein werden, dein Orden vernichtet sein wird, und du – sie stieß ihn mit dem Zeh an – an dir werden wir ein Exempel statuieren .
Der junge Mann atmete schwer. Er wollte Nico zerfleischen.
Ich werde ihn hier und jetzt eigenhändig fertigmachen , knurrte er.
Nein. Du darfst dein Mütchen an ihm kühlen, aber bring ihn nicht um. Morgen werden wieder Spiele abgehalten. Wir werden ihn dorthin bringen. Hörst du, mein kleines Schoßhündchen? Wieder trat sie leicht gegen Nico. Wir werden dich zum Schay Madi schicken, wo du vor den Zuschauern sterben wirst. Die können sich selbst davon überzeugen, wie gefährlich die Rō̄schun in Wirklichkeit sind und wie sehr wir vor ihnen zittern müssen .
Sie rauschte davon; ihre Robe schwebte aufgebläht hinter ihr her.
Der junge Mann grinste und entblößte dabei scharfe Zähne.
Er trat heftig auf Nicos Hand; etwas darin zerbrach.
Nico schrie auf.
KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG
Die Tapferkeit der Narren
Eine Prozession verließ den Tempel des Wisperns. Es war eine Prozession der Herrscher, was an der Größe und den Bannern der Matriarchin zu erkennen war, die einen schwarzen Raben auf weißem Grund zeigten. Vom Dach beobachteten Aléas, Baracha und Asch, wie diese Prozession die Brücke über den Burggraben passierte und sich langsam gen Osten wälzte, wo im Schay Madi die Spiele des heutigen
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