Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander
als sie ohnehin schon sind. Selbst wenn wir die Festungen vollständig bemannen, ist es zweifelhaft, ob sie eine Invasion aufhalten könnten. Ihr schlagt uns nichts Neues vor.« Er hielt inne und redete dann den Mann neben ihm an. »Minister Eliph, wie ich hörte, habt Ihr wichtige Neuigkeiten vom diplomatischen Corps?«
»Allerdings«, pflichtete Eliph ihm bei und vermied den düsteren Blick des Generals, als er kurz verstummte und seine Gedanken ordnete. »Unser Botschafter in Zanzahar hat weitere Gespräche mit dem Kalifat über dessen jüngsten Vorschlag vereinbart. Er glaubt, dass das Kalifat es ernst mit seinem Angebot meint, die Grenze seiner sicheren Gewässer näher an uns heranzuschieben. Anscheinend gibt es berechtigte Hoffnung darauf.«
Seine Worte zogen den Zorn des halben Rates auf sich, der sich in allgemeinem Zischen und Kopfschütteln Ausdruck verschaffte. Viele waren der Ansicht, dass dieser neue Vorschlag des Kalifats nichts als leere Worte und ein weiteres Manöver im Handelskrieg mit Mhann war.
»Das Kalifat hofft doch bloß darauf, diesen Krieg so lange wie möglich zu unterstützen«, sagte Chonas, als spräche er mit einem Kind. »Es macht gute Gewinne damit, Schwarzpulver an beide Seiten zu verkaufen.«
Einige klopften zustimmend mit den Fingerknöcheln auf die Tischplatte. Andere äußerten ihren Protest und baten darum, angehört zu werden.
Danach herrschte nur noch Streit in der Ratsversammlung. Bahm wusste nur zu gut, dass es Stunde um Stunde so weitergehen konnte.
Es war heiß in dem riesigen Raum, denn die Fenster lagen der Sonne zugewandt. Trotz der von Hand bedienten Deckenfächer und der kühlen Meeresbrise, die durch die geöffneten Fenster hereinwehte, durchdrang ein Geruch nach Schweiß den Raum, den die großzügig aufgetragenen Duftwässerchen nicht ganz verdecken konnten. Nach einer Weile schwand Bahms Anteilnahme zu reiner Beobachtung, und schließlich richtete er sein Interesse auf ganz andere Dinge.
Er hatte gehofft, heute einen Beschluss über die gegenwärtige Nahrungsmittelkrise zu hören, aber anscheinend war niemand in der Lage, etwas dagegen zu unternehmen. Der Nachschub war noch geringer geworden, nachdem sie eine Getreideflotte auf der Rückkehr von Zanzahar verloren hatten. Theoretisch konnte Khos ohne diese Einfuhren auskommen, denn es war schließlich die Kornkammer Mercias. Aber nach dem ständigen Zustrom von Flüchtlingen in die Freien Häfen während des letzten Jahrzehnts, den die Mercier schließlich willkommen geheißen hatten, und nach schweren Verlusten in den ersten Kriegsjahren – die ihnen verdeutlicht hatten, dass sie die Flüchtlinge brauchten – hatte Khos schon vor langer Zeit aufgehört, genügend Nahrungsmittel auch für die anderen Inseln zu produzieren. Da
der Sommerweizen noch auf den Feldern stand und große Teile der Importe anderswo gebraucht wurden, waren die Rationen noch magerer geworden.
Nachdem Bahm die hervorstehenden Knochen am Körper seines Sohnes und sogar an dem seiner Frau bemerkt hatte, hatte er beschlossen, nichts mehr von den wöchentlichen Rationen der Familie zu essen. Er hatte verkündet, er könne schließlich bei den Mauern oder im Ministerium speisen. Aber die Soldaten litten wie alle anderen auch und erhielten kaum genug, um über die Runden zu kommen.
Eine Faust schmetterte auf die Tischplatte neben seinem Arm und riss ihn aus seinen Gedanken. Bahm starrte sie an, als ob sie aus dem Himmel gefallen wäre.
»Es reicht«, knurrte der General die versammelten Minister an und beendete damit ihre einzelnen Debatten. Er richtete sich zur vollen Größe auf und sah nicht den Ersten Minister, sondern die anderen um den Tisch Versammelten an und sagte mit fester Stimme: »Wir haben vorhin über die Forts gesprochen, und in dieser Angelegenheit muss ich noch etwas sagen. Wenn Ihr beschließt, die Forts nicht zu verteidigen, müssen wir das durch andere Mittel tun. Wir dürfen nicht länger auf unseren Hintern hinter unseren hohen Mauern herumsitzen. Wir müssen angreifen und den Kampf in die Reihen des Feindes tragen.«
Angreifen? Plötzlich war Bahm wieder ganz Ohr.
Ein Stuhl klapperte zu Boden, als der alte Phrades ruckartig aufstand und Worte sprach, die niemand verstand. Auch andere Minister erhoben sich nun und fügten
seinem Protest ihre eigenen, kräftigeren Stimmen hinzu. Bahm lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und wollte inmitten der plötzlich erzürnten Michinè nicht auffallen. Er blinzelte die
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