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Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander

Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander

Titel: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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paar Vorschläge.«

    »Sag nicht so etwas«, erwiderte seine Mutter und machte mit der einen Hand eine abweisende Bewegung; mit der anderen hielt sie ihre Robe über den vorgestreckten Schenkel und verschaffte sich auf diese Weise etwas Kühlung. »Solche Entscheidungen überlasse ich ganz dir und deinen Leuten, wie du sehr wohl weißt. Glaube mir, mich beschäftigen im Augenblick ganz andere Dinge.«
    »Ja«, sagte Sool unterwürfig und senkte den Kopf noch etwas tiefer. »Ich glaube, ich habe schon davon gehört. Bestimmt geht es um Mokabis neue Petition: einen weiteren Invasionsplan für die Freien Häfen. Dem alten Krieger bekommt sein Rentnerdasein offensichtlich nicht gut.«
    »Wie immer hören deine Ohren nur Geflüster, das auf den Schwingen der Langeweile dahintreibt.« Es lag eine gewisse Ungeduld in der Stimme seiner Mutter – und eine Müdigkeit, die Kirkus in der letzten Zeit immer öfter bemerkte.
    »Dennoch …«, fuhr Sool fort, hielt dann aber plötzlich inne.
    Kirkus lachte. »Es ist gut, dass du und meine Mutter die besten Freundinnen seid«, scherzte er. »Wer sonst würde eurem Gezänk zuhören?«
    Sool lächelte, auch wenn es eher wie eine Grimasse wirkte. »Eure Mutter hat Euch geboren«, sagte sie. »Ihr solltet ihr ein wenig mehr Respekt erweisen, junger Welpe.«
    Zur Antwort zermalmte er weitere Kerne zwischen den Zähnen. Er sagte nicht, was er eigentlich hätte sagen können.

    Kirkus hatte dieses Gespräch mit Interesse belauscht. Auf ihre eigene raffinierte Art war Sool für Kirkus immer so etwas wie eine mütterliche Tante gewesen; zumindest war sie so mütterlich, wie eine Frau im Orden je sein konnte, wo solche Bande durch Loyalität und Notwendigkeit bestimmt wurden, sicherlich nicht aber durch Liebe und nur selten durch Freundlichkeit. Als Junge hatte Kirkus im Tempel des Wisperns in den ausgedehnten Gemächern seiner Mutter und Großmutter gelebt. Die eine war die neue Glammari gewesen, die auserwählte Gespielin des Patriarchen, und die andere eine geachtete Ratgeberin in Glaubensfragen. Sool hatte die beiden Frauen oft dort besucht und war manchmal von ihrer Tochter Lara begleitet worden. An manchen Sommerabenden erzählte Sool ihnen Geschichten aus der Vergangenheit, während er und Lara nebeneinander auf dem Balkon seines privaten Gemachs saßen und die vielen Tiere, die er über die Jahre gesammelt hatte, in ihren Käfigen quiekten und lärmten, während das Abendlicht wie ein Leichentuch über der Stadt Q’os unter ihnen lag.
    Von diesem hoch gelegenen Aussichtspunkt am Rande des Tempels war die Inselstadt deutlich sichtbar. An der Ostküste stach eine natürliche Landzunge rechtwinklig ins Meer, im Norden waren die vier künstlichen Aufschüttungen zu erkennen, die so sehr wie Finger aussahen; und die Fünf Städte, wie sie gemeinhin nur hießen, lagen mit ihren vielen Gebäuden und dem Gewimmel dazwischen unmittelbar am Ufer. Als Kind hatte Kirkus die Landschaft immer wieder von Ost nach
West betrachtet. Es war möglich, die Insel als große, geöffnete Hand zu sehen, deren Innenfläche himmelwärts wies und deren letztes Landglied abgeschnitten und den gekürzten kleinen Finger der Anhänger von Mhann darzustellen schien. Als Junge hatte ihn dieser Anblick nie gelangweilt; schließlich hatte er mitten im Herzen der Stadt gehockt.
    An jenen so lange vergangenen warmen Abenden hatte Sool ihre Geschichten in heiserem Flüsterton erzählt, als ob ihre Worte kostbare Gegenstände wären, die unbedingt beschützt werden mussten. Sie hatte ihm von der Zeit erzählt, als ihre eigene Mutter und seine Großmutter junge Frauen gewesen waren und im Verborgenen für den Kult während jener Zeit des Hungers und der Seuchen gearbeitet hatten, die als große Heimsuchung bekannt war. Sie beide waren wild und geistesverwandt gewesen und waren in den Orden eingetreten, weil sie beide denselben Liebhaber hatten, den sie ohne Streit miteinander teilten.
    Beide hatten die Längste Nacht mitgemacht – jenen Abend, als die Stadt durch Feuer zerstört worden war. Gemeinsam hatten sie einen der höchsten Würdenträger der Stadt umgebracht, der in schwelgerischer Pracht in seinem Palast gelebt hatte, während die Stadt in Trümmern lag und überall Hunger herrschte. Beide hatten die fieberhafte Hinrichtung der Mädchenkönigin miterlebt und sogar ihren geringen Anteil daran gehabt. Sie hatten keuchend auf dem Bauch vor den Füßen des Hohepriesters Nihilis gelegen, als er zum Ersten Patriarchen

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