Farmer im All
fallen.
Wir fielen aber nach oben.
Wie jeder andere hatte ich die Grundkenntnisse über Raumballistik in der Schule erworben, und der Himmel weiß, wie viele Histörchen über die Schwerelosigkeit in einem Raumschiff im Umlauf waren. Aber, wenn ich mich als Beispiel nehme - man glaubt es nicht, bis man es ausprobiert hat.
Nehmen wir Mrs. Tarbutton - die Frau, die ihr Frühstück wollte. Ich schätze, sie ging in die Schule wie alle Menschen. Aber sie wollte sich andauernd beim Kapitän beschweren. Ich weiß auch nicht, was sie von ihm wollte - vielleicht, daß er sie auf einem einsamen Asteroiden aussetzte.
Natürlich hatte ich Mitleid mit ihr - und mit mir. Haben Sie schon mal ein Erdbeben erlebt? Wenn alles, worauf man sich bis - her verlassen hat, plötzlich zu wackeln anfängt und Terrafirma diesen Namen mit einemmal nicht mehr verdient? So ähnlich ist es, nur noch schlimmer.
Ich will hier nicht Physikunterricht wiederholen, aber wenn ein Raumschiff sich in einer freien Bahn befindet, nach oben oder sonst wohin, dann bewegt sich das Schiff und sein gesamter Inhalt in dieser Richtung, und man glaubt, endlos in die Tiefe zu fallen. Nur mein Magen schien eine Ausnahme zu machen und nach oben zu wollen.
Das war das erste, was mir auffiel. Ich war festgeschnallt, damit ich nicht durch die Gegend schweben konnte, aber ich fühlte mich schwach, zitterig und schwindelig, als hätte mich jemand in den Magen geboxt. Dann füllte sich mein Mund mit Speichel, und ich schluckte und bedauerte heftig, daß ich dieses Stück Schokolade gegessen hatte. Aber es kam nicht hoch.
Das einzige, was mich rettete, war die Tatsache, daß ich kein Frühstück gegessen hatte. Einige der anderen waren nicht so glücklich. Ich versuchte, nicht hinzusehen. Ich hatte die Absicht gehabt, die Riemen zu lösen und zu einer Aussichtsluke zu gehen, sobald wir uns im freien Fall befanden, aber ich gab das Vorhaben jetzt auf. Ich blieb festgeschnallt und konzentrierte mich auf meine Übelkeit.
Die Stewardeß kam aus dem anderen Deck zu uns hereingeschwebt. Sie stieß sich mit einer Zehenspitze ab und hielt sich mit der Hand am Mittelpfosten fest. Dann hing sie wie ein Schwan da und sah in die Runde. Es war ein schöner Anblick, doch im Moment war ich nicht in der Lage, ihn zu würdigen.
»Alles in Ordnung?« fragte sie fröhlich.
Es war eine dämliche Bemerkung, aber Stewardessen und Krankenschwestern sind nun mal so. Jemand stöhnte, und ein Baby auf der anderen Seite begann zu weinen. Die Stewardeß ging zu Mrs. Tarbutton und sagte: »Sie können jetzt Ihr Frühstück haben. Was möchten Sie? Rührei?«
Ich biß die Zähne zusammen und wandte den Kopf ab. Warum konnte sie nicht still sein. Dann sah ich mich wieder um. Sie mußte diese dumme B;merkung teuer bezahlen - denn das Saubermachen war ihre Pflicht.
Als sie mit Mrs. Tarbutton fertig war, sagte ich: »Ah - oh, Miß.«
»Andrews.«
»Miß Andrews, könnte ich doch noch diese Spritze haben?«
»Sofort, Freund«, sagte sie lächelnd und holte eine Nadel aus dem kleinen Kasten, den sie am Gürtel trug. Sie gab mir die Spritze. Das brannte, und einen Moment lang dachte ich, die Schokolade würde mich endgültig verlassen. Aber dann ging alles vorbei, und ich fühlte mich in meinem Elend fast angenehm.
Sie ließ mich allein und gab ein paar anderen Leuten Spritzen, die ebenso angegeben hatten wie ich. Mrs. Tarbutton verpaßte sie eine andere Injektion, die sie ganz ausschaltete. Die ersten kühnen Seelen schnallten sich los und gingen an die Sichtluken. Ich fand, daß ich es nun auch versuchen könnte.
Es ist nicht so leicht, wie es aussieht, dieses Herumschwimmen in der Schwerelosigkeit. Ich öffnete die Sicherheitsgurte und setzte mich auf. Das heißt, ich wollte es. Im nächsten Moment zappelte ich in der Luft und versuchte mich irgendwo festzuhalten.
Ich drehte mich in der Luft und krachte mit dem Hinterkopf gegen die Unterseite des Steuerdecks. Ich sah Sterne, nicht die vor den Luken, sondern ein paar von meinen eigenen. Dann kam das Deck mit den Liegen langsam auf mich zu.
Ich schaffte es, mich an einem Sicherheitsgurt festzuhalten und zum Stillstand zu kommen. Die Liege, zu der er gehörte, war von einem dicken, kleinen Mann belegt. Ich sagte: »Verzeihung.«
Er sagte: »Macht nichts«, und sah weg, als würde er mich hassen. Ich konnte nicht dort bleiben, und ich konnte auch nicht zu meiner eigenen Liege zurück, ohne mich an den fremden Pritschen festzuhalten. Also
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