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Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dem Zeitstrom
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nicht wahr? Unsere Hauptaufgabe wird darin liegen, herauszufinden, wie der Motor auf den Methylalkohol reagiert, den wir als Treibstoff verwenden werden.«
    Er versprach ihnen, daß der erste Flug in weniger als drei Wochen stattfinden könne, und zeigte Sam die Pläne für die Raketenwerfer, die man unter den Schwingen befestigen würde.
    »Das Flugzeug kann etwa sechs kleine Raketen transportieren, in der Hauptsache aber für Aufklärungsflüge dienen. Es wird kaum mehr als vierzig Meilen gegen den Wind fliegen können, aber ich bin sicher, daß ich eine Menge Spaß dabei haben werde.«
    Es brachte Sam etwas aus dem Konzept, daß die Maschine nur über einen Sitz verfügte, denn er war begierig darauf, den ersten Flug seines Lebens hinter sich zu bringen, oder auch seines zweiten Lebens, wenn man es genau nahm. Von Richthofen sagte, daß der zweite Prototyp auf jeden Fall ein Zweisitzer sein solle und daß Sam dann unbedingt die Rolle seines ersten Passagiers einnehmen müsse.
    »Nachdem du sie getestet hast«, erwiderte Sam. Er hatte eigentlich erwartet, daß John nun protestieren und darauf bestehen würde, diese Ehre müsse als erstes ihm zuteil werden, aber nichts dergleichen kam. Anscheinend war er nicht allzu begierig darauf, den soliden Grund unter den Füßen mit der balkenlosen Luft zu vertauschen.
    Den letzten Halt machten sie an der Schiffswerft, die auf halbem Wege zwischen dem Hangar und Sams »Brücke« lag. Das Schiff, das hinter den Palisaden seiner Fertigstellung entgegensah, würde innerhalb einer Woche einsatzbereit sein. Die Feuerdrache 1 stellte den amphibischen Prototyp einer Barkasse dar, nach deren Muster man die Arbeiten an ihrem großen Projekt in Angriff nehmen würde. Es war ein wunderbares Fortbewegungsmittel aus dickwandigem Magnalium, etwa zweiunddreißig Fuß lang, und besaß die Form eines U.S. Navy-Kreuzers mit Schaufelrädern und verfügte auf dem Oberdeck über drei Türmchen. Sie wurde mit Dampf angetrieben, verbrannte Methylalkohol und konnte sowohl zu Wasser als auch zu Land operieren. Ihre Mannschaft bestand aus elf Mann, und das ganze Schiff würde, so hatte Sam erklärt, unbesiegbar sein.
    Er tätschelte die kalte graue Hülle und sagte: »Warum sollten wir uns darüber Gedanken machen, ob wir genügend Bogenschützen haben? Was brauchten wir schon, außer diesem Schiff? Dieser Moloch könnte jedes Königreich ganz allein zerschmettern. Er verfügt über eine dampfbetriebene Kanone, die weder die Erde noch dieser Planet jemals zu sehen bekam. Deswegen hat sie auch einen dermaßen großen Kessel.«
    Alles in allem hatte der Kontrollgang ihn glücklich gemacht. Sicher, mit den Plänen für das große Flußschiff hatten sie gerade erst angefangen. Aber sie benötigten eben Zeit. Außerdem war es wichtiger, daß der Staat, den sie nun bildeten, sie in erster Linie beschützen konnte. Und die Vorbereitungsarbeiten machten Spaß. Sam rieb sich die Hände, zündete eine neue Zigarre an und inhalierte den grünen Rauch tief in seine Lungen.
    Und dann sah er Livy.
    Seine geliebte Livy, die so lange krank gewesen und schließlich 1904 in Italien gestorben war.
    Ins Leben zurückgeholt, jung und schön wie einst – aber nicht für ihn zu haben.
    Sie kam auf ihn zu und hielt einen Gral in der Hand. Ein scharlachrotkarierter Kilt schmiegte sich um ihre Hüften. Ein dünnes, weißes Kopftuch schlang sich um ihre Brust. Sie hatte eine zarte Figur, schöne Beine, anziehende Gesichtszüge, eine hohe und seidenweiße Stirn, große, leuchtende Augen und volle und wohlgeformte Lippen. Ihr Lächeln war attraktiv, und ihre Zähne klein und sehr weiß. Wie immer trug sie das dunkle Haar gescheitelt und vorne in die Stirn gekämmt, während es hinten zu einem Knoten verschlungen war. Hinter einem ihrer Ohren prangte eine der riesigen, rosenähnlichen, roten Blüten, die an den Ranken in den Eisenbäumen wuchsen. Ihre Halskette bestand aus den gleichfarbenen Gräten eines Hornfisches.
    Sams Herz schien von einer unwiderstehlichen Kraft zusammengepreßt zu werden.
    Als sie sich ihm näherte, winkte sie, und ihre Brüste wippten im Takt ihrer Schritte unter dem halbdurchsichtigen Stoff. Das war seine Livy, die stets so sittsam gekleidet gewesen war und zu ihren Lebzeiten auf der Erde nur sackartige Kleider getragen hatte, die vom Hals bis zu den Zehen reichten; die sich nie vor ihm entkleidet hatte, solange das Licht nach brannte. Sie erinnerte ihn plötzlich an die halbnackten Mädchen von den

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