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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das dunkle Muster
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er gelegen hatte, war ein kurzbeiniger Kasten aus Bambusrahmen, deren Innenteil aus Seilen bestand, über die man Tücher gebreitet hatte, unter denen weiche Zweige lagen. Der Boden war ebenfalls mit Tüchern bedeckt und die Fenster mit dem durchsichtigen Membranmaterial ausgestattet, das der Hornfisch lieferte. Sie wurden von dem matten Sternenlicht schwach erhellt.
    Er torkelte zur Tür, öffnete sie, ging hinaus und urinierte. Immer noch tröpfelte das Regenwasser vom Hüttendach herab. Zwischen zwei Hügeln konnte er das Feuer sehen, das unter einem der Wachttürme brannte und die Gestalt des Wächters beleuchtete, der sich gerade über die Brüstung beugte und auf den Fluß hinabsah. Die Flammen beleuchteten außerdem die Masten und Takelage eines dort liegenden Schiffes, das er nie zuvor gesehen hatte. Da der zweite Wächter sich nicht auf der Plattform befand, konnte das nur bedeuten, daß er sich auf dem Schiff aufhielt. Vielleicht verhörte er gerade den Schiffer. Es schien alles in Ordnung zu sein, da niemand die Alarmtrommeln geschlagen hatte.
    Als er wieder im Bett lag, rekonstruierte Frigate seinen Traum. Mit der Chronologie stimmte etwas nicht, aber das war für Träume nicht ungewöhnlich. Sein Bruder Roosevelt zum Beispiel war 1937 erst sechzehn Jahre alt gewesen. Das Motorrad, sein Job in der Schnapsbrennerei und die strammen Blondinen, denen er nachzujagen pflegte, waren also erst zwei Jahre später gekommen. Des weiteren hatte seine Familie gar nicht mehr in dem alten Schulgebäude gelebt, sondern war mehrere Blocks weitergezogen, und zwar in ein Haus, das nicht nur geräumiger, sondern auch neuer gewesen war.
    Blieb noch diese amorphe, feindlich wirkende Masse am Steuer des Wagens; jenes Ding mit den Augen seiner Großmutter. Was hatte das zu bedeuten? Es war nicht das erstemal, daß ihn ein finsteres, kapuzenbewehrtes Ding erschreckt hatte, das Großmama Kaisers blaßblaue Augen besaß. Und es war ebenso wenig das erstemal, daß er sich darüber klarzuwerden versuchte, weswegen sie ihm in einer solch erschreckenden Maske erschien.
    Sie war aus Galena, Kansas, nach Terre Haute gekommen, um, kurz nachdem er zur Welt gekommen war, seiner Mutter im Haushalt zur Seite zu stehen. Obwohl seine Mutter später davon erzählt hatte, sie habe sich bis zu seinem fünften Lebensjahr um ihn gekümmert, konnte er sich lediglich daran erinnern, sie im Alter von zwölf zum erstenmal gesehen zu haben, als sie zu einem Besuch gekommen war. Damals war er davon überzeugt gewesen, sie müsse ihm in seiner Kindheit etwas Schreckliches angetan haben, zumindest aber etwas, das ihm schrecklich erschienen war. Allen Vorurteilen zum Trotz hatte sie sich dann als freundliche alte Dame entpuppt, die gelegentlich zur Hysterie neigte und es niemals schaffte, die Kinder ihrer Tochter unter Kontrolle zu halten, wenn sie ihr zur Aufsicht überlassen wurden.
    Wo mochte sie jetzt sein? Sie war nach einem langen und schmerzhaften Kampf gegen einen Magenkrebs im Alter von siebenundsiebzig Jahren gestorben. Er hatte Fotografien von ihr gesehen, die aus der Zeit stammten, als sie zwanzig gewesen war. Eine zierliche Blondine mit lebhaften blauen Augen, die mit den verblaßten und rotgeäderten späterer Zeiten nicht die geringste Gemeinsamkeit aufwiesen. Ihr Mund war, im Gegensatz zu den schmalen, harten Lippen der Frigates, klein und zart gewesen. Alle diese Gesichter auf den vergilbten Fotografien erweckten den Eindruck, als hätten die Leute zwar harte Zeiten durchgemacht, wären aber gegen jede Krankheit gefeit.
    An ihren Fotos gemessen, mußten die Viktorianer allesamt einer zähen, aufrechten Generation angehört haben, und die Familie seiner Großmutter schien aus demselben Holz geschnitzt zu sein. Weil sie zur Baptistenkirche konvertiert war, hatte sie – den Verfolgungen ihrer lutheranischen Nachbarn und deren kirchlichen Autoritäten ausgesetzt – den Ort Oberellen in Thüringen verlassen und war ins gelobte Land gezogen. (Beide Seiten von Peters Familie hatten stets die Rechte religiöser Minderheiten vertreten, mochten sie auch noch so verrückt sein. Sie waren typische Vertreter jener Gattung Mensch, die überall, wo sie auftaucht, gleich den Ärger der Allgemeinheit auf sich zieht.)
    Nach vielen Jahren der Wanderschaft und ohne jemals eine goldgepflasterte Straße zu entdecken, nach knochenbrechender Arbeit, seelenerweichender Armut, dem Tod vieler Kinder und schließlich dem der Eltern und Großeltern, schafften die

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