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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das dunkle Muster
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Kaisers es schließlich. Sie wurden zu beinahe wohlhabenden Farmern und Inhabern von Maschinenhandlungen in Kansas City.
    War es das wert gewesen? Die Überlebenden sagten ja.
    Wilhelmine war, als sie nach Amerika kam, eine hübsche, blauäugige Blondine von zehn Jahren gewesen. Mit achtzehn hatte sie einen zwanzig Jahre älteren Mann aus Kansas geheiratet; möglicherweise, um aus den ärmlichen Verhältnissen herauszukommen. Man hatte sogar davon gesprochen, daß der alte Bill Griffiths einen Schuß Cherokeeblut in den Adern gehabt und einstmals zu Quantrells Guerillas gehört hatte. Aber das mußte nichts besagen, denn Geschichten dieser Art geisterten durch beide Seiten von Peters Familie. Jeder schien darauf aus zu sein, seine Vorfahren ein bißchen besser oder böser darzustellen, als sie in Wirklichkeit gewesen waren. Was allerdings die Vergangenheit des alten Bill anging, Peters Mutter hatte sich stets konsequent geweigert, darüber etwas zu sagen. Vielleicht weil er ein gewöhnlicher Pferdedieb gewesen war.
    Wo mochte Wilhelmine jetzt stecken?
    Sie war jetzt nicht mehr die verhutzelte, gebeugt gehende alte Dame, die er einst gekannt hatte, sondern mußte nun ein gutaussehendes junges Mädchen mit ansprechenden Formen sein, das leuchtendblaue Augen besaß und mit einem schweren deutschen Akzent Englisch sprach. Die Frage war nur: Würde er sie, falls sie einander begegneten, wiedererkennen? Nicht unbedingt. Und wenn doch, würde er dann herausfinden, mit welchen Traumata sie ihren Enkel belastet hatte? Kaum. Es war schwer vorstellbar, daß sie sich an Dinge erinnerte, die für sie selbst höchstens Kleinigkeiten dargestellt hatten. Und falls sie das doch tat, würde sie sicherlich niemals zugeben, ihm jemals etwas angetan zu haben; vorausgesetzt natürlich, es gab überhaupt etwas, das sie sich vorzuwerfen hatte.
    Während einer kurzen psychoanalytischen Sitzung hatte Peter einmal versucht, die dunklen, ihn seinen Erinnerungen abschneidenden Schattenwände zu durchstoßen und herauszufinden, in welchem Kindheitsdrama seine Großmutter eine solch wichtige Rolle eingenommen hatte. Es war nichts dabei herausgekommen. Nicht einmal breiter angelegte Versuche der Selbsterkenntnis unter dem Einfluß der Scientologen hatten etwas Brauchbares erbracht. Er war auch weiterhin durch traumatische Episoden geschlittert, wie ein Affe an einem mit Schmierseife bedeckten Baumstamm. Er war bis zum Zeitpunkt seiner Geburt in die Vergangenheit zurückgekehrt – und sogar in mehrere davorliegende Leben.
    Schließlich, nachdem er die Identitäten einer Frau, die in einer mittelalterlichen Burg zur Welt gekommen war, eines Dinosauriers und einer im Urozean schwimmenden Amöbe angenommen hatte und als Mensch des achtzehnten Jahrhunderts mit einer Postkutsche den Schwarzwald durchquert hatte, war die Scientologie kein Hilfsmittel mehr für ihn gewesen. Die Phantasien, die er durchlebt hatte, waren allerdings interessant gewesen und hatten ihm etwas über seinen Charakter offenbart. Dennoch war er seiner Großmutter nicht auf die Spur gekommen.
    Hier, auf der Flußwelt, war der Traumgummi seine Waffe gewesen, um einen Blick hinter die Schattenwände seines Geistes zu tun. Unter der Anleitung eines Gurus hatte er einen Trip unternommen und war wie ein Perlentaucher in die Tiefen seines Unterbewußtseins vorgestoßen. Als er wieder zu sich gekommen war, hatte er den Guru zusammengeschlagen und aus mehreren Wunden blutend ohnmächtig auf dem Hüttenboden wiedergefunden. Und es gab nicht den geringsten Zweifel, wer ihn so zugerichtet hatte.
    Nachdem Peter dafür gesorgt hatte, daß der Guru ohne schlimme Nachwirkungen weiterleben würde, hatte er das Gebiet verlassen. Es war unmöglich für ihn, irgend etwas anderes als Schuld- und Schamgefühle zu entwickeln, wenn er den Mann traf, obwohl dieser ihm sofort verziehen und angeboten hatte, die Sitzungen weiterzuführen, vorausgesetzt, Peter wäre bereit, sich dabei fesseln zu lassen.
    Aber er konnte die Gewalt nicht ertragen, die tief in seinem Inneren brodelte. Die Angst vor der eigenen Gewalttätigkeit war es, die ihn sich vor der Gewalttätigkeit der anderen fürchten ließ.
    Die Schuld, mein lieber Brutus, ist nicht von den Sternen, sondern von unseren eigenen lausigen Genen abhängig. Oder davon, daß man nicht in der Lage ist, sein eigenes Ich zu erforschen.
    Der nächste, beinahe unausweichliche Gedanke, der ihn beschäftigte, war der der Verführung Wilhelmines. Wie einfach es doch

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