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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das dunkle Muster
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haben, aber Farrington schien es zu gefallen.
    Wenn er erst einmal auf dem Schiff war, konnte es gut passieren, daß er auf Dinge zu sprechen kam, die Farrington möglicherweise nicht nur irritieren, sondern auch verärgern würden. Was der Kapitän der Razzle Dazzle über Nietzsche wußte, stammte wohl hauptsächlich aus Gesprächen mit seinem Freund Strawn-Hamilton. Er hatte zwar mehrere Versuche unternommen, die Werke des Philosophen in englischer Sprache zu lesen, aber die poetischen Phrasen und Schlagworte mußten ihn dermaßen beeindruckt haben, daß er niemals zum Kern durchgedrungen war. Farrington hatte – wie Hitler – das von Nietzsches Ideen übernommen, was ihm in den Stiefel paßte – und den Rest ignoriert. Auch Hitler hatte das getan, war natürlich nicht bedeutete, daß dessen und Farringtons Meinungen sich auch nur ähnelten.
    Was hatte seine Tochter über ihn gesagt? »Phrasen wie >die fröhlichen Halunken<, >der Übermensch< und >lebe gefährlich!< wirkten auf ihn gefährlicher als Wein.«
    Was Farringtons Wissen über den Sozialismus anbetraf, so hatte er nicht mehr gelesen als Das kommunistische Manifest, das allerdings, wie seine Tochter ebenfalls erläutert hatte, zu seinen Lebzeiten unter Amerikas Kommunisten von Hand zu Hand ging.
    Es gab noch eine ganze Reihe anderer Dinge zu diskutieren – und zu den Akten zu legen. London hatte im Sozialismus offensichtlich nur einen Segen für die germanisch-stämmigen Völker gesehen. Außerdem glaubte er, daß Männer Frauen geistig überlegen seien, was vielleicht statistisch gesehen gar nicht einmal so falsch war. Und strenggenommen war er nicht einmal ein Künstler gewesen. Er hatte nur für Geld geschrieben, und wenn man seinen Behauptungen glauben konnte, hätte er diese Tätigkeit wieder aufgegeben, wenn er auf andere Weise reich geworden wäre. Frigate bezweifelte diese Aussage allerdings. Wer einmal mit dem Schreiben anfing, hörte so leicht nicht wieder damit auf.
    »Nun«, sagte er zum Abschluß, »was immer man auch gegen London ins Feld führen mag: das letzte Wort sei Fred Lewis Patton überlassen, der einmal sagte, daß es zwar leicht sei, ihn zu kritisieren und auseinander zunehmen, aber unmöglich, sich ihm zu entziehen.«
    Das schien Farrington zwar noch besser zu gefallen, aber plötzlich sagte er: »Lassen wir London jetzt ruhen, obwohl ich ihm gerne eines Tages begegnen würde. Hören Sie mir zu! Ihr eigenes Ideal vom Übermenschen gleicht für meine Begriffe stark dem, das die Kirche der Zweiten Chance vom idealen Menschen verbreitet. Noch mehr hört es sich allerdings nach dem an, womit mir ständig ein Mitglied unserer Mannschaft in den Ohren liegt. Ich meine damit den kleinen Burschen, der zwar wie ein Araber aussieht, aber keiner ist. In Wirklichkeit ist er ein andalusischer Maure aus dem zwölften Jahrhundert und hat mit den Chancisten nichts zu tun.«
    Er deutete auf einen Mann, den Frigate unter den Leuten von der Razzle Dazzle gesehen hatte. Der Maure wurde im Moment von einer großen Gruppe Ruritanier umlagert und hielt einen Drink in der Hand und eine Zigarette zwischen den Lippen. Das, was er zu erzählen hatte, schien den Leuten zu gefallen, denn zumindest jene, die in seiner unmittelbaren Nähe standen, lachten laut. Der Mann war etwas über einen Meter sechzig groß, ziemlich mager und drahtig, und er strahlte eine Kraft aus. Er war ziemlich dunkelhäutig und hatte eine große Nase. Er wirkte beinahe wie ein junger Jimmy Durante.
    »Nur-ed-din el-Musafir«, sagte Farrington. »Wir nennen ihn Nur.«
    Frigate sagte: »Das bedeutet Das-Licht-das-dem-Reisenden-den-Weg-erhellt.«
    »Sie können arabisch?« fragte Farrington. »Abgesehen von Esperanto habe ich in meinem Leben nie die Geduld gehabt, eine Fremdsprache zu erlernen.«
    »Ich habe nur ein paar Wörter aus Tausendundeiner Nacht aufgeschnappt, die Burton in seiner Übersetzung erwähnt.« Peter machte eine Pause und fragte dann: »Nun, wie sieht’s mit mir aus? Bin ich aus dem Rennen?«
    Farrington sagte: »Ja und nein.« Als er Frigates verwundertes Gesicht sah, mußte er lachen und klopfte ihm auf die Schulter.
    »Können Sie schweigen?«
    »Wie ein Grab.«
    »Na gut, Pete. Tom und ich hatten uns an sich diesen großen Kanaken dort ausgesucht.« Er deutete auf Maui, einen gigantischen Bewohner der Marquesas-Inseln, der in seinem weißen Umhang und der dunkelrot leuchtenden Blume, die in seinem blauschwarzen, krausen Haar steckte, wie ein Polynesier

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