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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das dunkle Muster
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mit ihm sprechen zu können, protestierten zwar, wurden aber trotzdem abgewimmelt.
    Inzwischen war der Führer Ruritanias, »Baron« Thomas Bullitt, mit seinen Ministern aufgetaucht. Er war zu seinen Lebzeiten auf der Erde eine kleine Berühmtheit gewesen, denn 1775 hatte er die Wasserfälle des Ohio River an jener Stelle entdeckt, wo später Louisville/Kentucky lag. Er war im Auftrag des William-und-Mary-College in Virginia losgezogen, hatte das Land bereist und war später von der Geschichte vergessen worden. Jetzt begab er sich zum Kai hinab, und in seiner Begleitung befand sich Paulus Buys, ein dem sechzehnten Jahrhundert entstammender Holländer, der die Position seines Stellvertreters innehatte. Sie luden die Mannschaft der Razzle Dazzle für den Abend zu einer Party ein, die man zu ihren Ehren zu veranstalten gedachte, wobei natürlich der Hauptgrund der Einladung darin bestand, daß man sich erhoffte, einige abenteuerliche Geschichten zu hören. Da die Möglichkeiten allgemeiner Unterhaltung im Flußtal ziemlich beschränkt waren, hungerte jeder danach, zu erfahren, wie es in anderen Teilen dieser Welt aussah.
    Farrington nahm die Einladung zwar an, sagte jedoch, daß sechs Angehörige als Wachen auf dem Schiff zurückbleiben müßten. Als sich die Gesellschaft zur sogenannten Stadthalle, einem Stück überdachten Geländes, aufmachte, schloß Frigate sich ihr an. Bald darauf drängten offene Feuer und brennende Fackeln die Finsternis zurück. Ein Orchester begann zu spielen, und die Leute begannen Tänze aufzuführen. Frisco-Kid und Tex standen eine Weile herum und unterhielten sich mit den Politikern, ihren Frauen und engeren Freunden. Da Frigate keine besondere Funktion in Ruritania einnahm, hatte er kaum eine Möglichkeit, sich zu diesem Kreis zu gesellen, aber er war sich darüber im klaren, daß es an dem Abend, je weiter die Zeit vorrückte, irgendwann weniger formell zugehen würde. Während er sich anstellte, um den bei Gelegenheiten dieser Art üblicherweise ausgegebenen Liter Freialkohol abzuholen, stieß er auf seine Gefährtin.
    Eve Bellington winkte ihm zu und reihte sich, zwölf Personen hinter ihm, ebenfalls in die Schlange ein. Sie war eine große, schwarzhaarige, blauäugige und mit üppigen Formen ausgestattete Frau aus Georgia, 1850 geboren und zwei Tage vor ihrem einhundertersten Geburtstag gestorben. Ihr Vater war ein wohlhabender Baumwollpflanzer gewesen und hatte den Rang eines Majors in der Kavallerie der Konföderierten bekleidet. Ihre Baumwollplantage war während Shermans Marsch durch Georgia in Flammen aufgegangen, und die Bellingtons waren ohne einen Pfennig dagestanden. Schließlich war ihr Vater nach Kalifornien gegangen, hatte den Goldrausch miterlebt und dem Boden genug Reichtümer abgerungen, um sich in eine Reederei einkaufen zu können.
    Zwar war es Eve nicht gegen den Strich gegangen, wieder reich zu sein, aber sie hatte es ihrem Vater niemals verziehen, daß er sie und ihre Mutter während dieser harten Jahre allein gelassen hatte.
    Während seiner Abwesenheit war sein Bruder, ein gutaussehender, nur zehn Jahre älterer Mann als Eve, zu ihnen gezogen, der das zwölfjährige Mädchen (ohne allzu viel Widerstand, wie Eve zugab) vergewaltigt hatte. Als ihrer Mutter klargeworden war, daß ihre Tochter ein Kind erwartete, hatte sie den Onkel sowohl in die Beine als auch in die Genitalien geschossen. Einige Jahre später war der Krüppel im Gefängnis verstorben.
    Mrs. Bellington war zusammen mit ihrer Tochter zu ihrem Mann nach Richmond gefahren. Eves Sohn wuchs dort zu einem gutaussehenden und großen Mann heran, der von seiner Mutter zwar heiß geliebt wurde, mit seinem Onkel-Großvater jedoch keinen rechten Kontakt bekam. Nach einem furchtbaren Streit hatte er sich abgesetzt, um im Westen sein Glück zu versuchen. Sein letztes Lebenszeichen war ein Brief aus Silver City/Colorado gewesen. Dem Bericht eines Detektivs zufolge, den Eve hinter ihm herschickte, war er irgendwo in den Rockies verschwunden.
    Ihre Mutter war bei einem Brand ums Leben gekommen und ihr Vater während des Versuchs, ihr zu helfen, einem Herzanfall erlegen. Die Cholera hatte Eves ersten Ehemann dahingerafft, und noch bevor sie das Alter von fünfzig Jahren erreicht hatte, waren weitere zwei Ehemänner und sechs ihrer zehn Kinder von ihr gegangen.
    Sie hatte dermaßen viel durchgemacht, daß ihr Leben eigentlich Margaret Mitchell und Tennessee Williams auf die Idee hätte bringen können, einen

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