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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das dunkle Muster
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abgefahren war, hatte Firebrass noch einmal nach Odysseus forschen lassen. Einer seiner Leute, ein Mann namens Jim Sorley, war schließlich auf eine Spur des Griechen gestoßen, aber auch sie sagte nicht mehr aus, als daß er zumindest keinem Mordanschlag König Johns zum Opfer gefallen war.
    Jill hatte sich des öfteren gefragt, aus welchem Grund Odysseus freiwillig an Clemens’ Seite gekämpft hatte. Aus welchem Grund sollte ein Fremder, der zufällig in eine bewaffnete Auseinandersetzung hineinplatzte, sich einer bestimmten Seite anschließen und sein Leben für sie riskieren? Was gab es für einen solchen Menschen zu gewinnen, speziell wenn man berücksichtigte, daß er keine der beiden kämpfenden Parteien und ihre Ziele kannte?
    Jill hatte Firebrass danach gefragt, aber die einzige Antwort, die er ihr gegeben hatte, war das Eingeständnis des eigenen Nichtwissens gewesen. Höchstens Sam Clemens könnte in der Lage sein, ihr diese Frage zu beantworten, meinte Firebrass, aber er habe selbst nie ein Wort über die Sache verloren.
    Schließlich hatte er hinzugefügt: »Es ist allerdings nicht auszuschließen, daß Odysseus aus dem gleichen Grund hierher kam, aus dem Cyrano und ich hier sind: weil er mit dem Schiff zum Polarsee vorstoßen wollte.«
    Es kam Jill komisch vor, daß man erst auf die Idee gekommen war, ein Luftschiff zu konstruieren, nachdem das zweite große Schiff vom Stapel gelaufen war. Warum sollte man eine jahrzehntelange Schiffsreise auf sich nehmen, wenn ein Luftschiff in der Lage war, die gesamte Strecke in ein paar Wochen zu überwinden?
    Firebrass sagte grinsend: »Das ist nur eines der vielen Rätsel, die das Leben einem aufgibt. Der Mensch – pardon, ich meine natürlich die Menschheit – ist manchmal einfach nicht in der Lage, die eigene Nasenspitze zu sehen. Bis dann jemand kommt und ihr einen Spiegel vorhält.«
    »Hätte die gesamte Menschheit eine Nase wie ich«, sagte Cyrano, »wäre es sicher besser um sie gestellt.«
    In diesem konkreten Fall war der Mann mit dem Spiegel ein Herr namens August von Parseval gewesen. Er hatte auf der Erde als Major der deutschen Armee gedient und für eine deutsche Firma Luftschiffe entworfen. Jener Typ, der seine Existenz Parsevals Berechnungen verdankte, war in den Jahren von 1906 bis 1914 sowohl von der deutschen als auch der britischen Regierung eingesetzt worden.
    Von Parseval war kurz vor der Abfahrt der Mark Twain in Parolando aufgetaucht und hatte sich darüber gewundert, wieso niemand auf die Idee gekommen war, statt eines Schiffes ein Luftschiff zu bauen, das ein Vielfaches seiner Geschwindigkeit erreichen konnte und nicht den Windungen des Flusses zu folgen brauchte.
    Firebrass hatte ihn nachdenklich gemustert und war dann – den Deutschen im Schlepptau – eilig zu Clemens gerannt.
    Zu seiner Überraschung konfrontierte Clemens ihn mit der Behauptung, lange über ein solches Projekt nachgedacht zu haben. Schließlich sei er der Verfasser des Buches Tom Sawyer im Ausland gewesen – und seien darin nicht Tom, Jim und Huckleberry Finn mit einem Ballon von Missouri bis in die Sahara geflogen?
    Woraufhin Firebrass ihm die Frage stellte, wieso in Herrgottsnamen er dann niemandem von seinen Gedanken berichtet habe.
    »Ich habe das nicht getan, weil ich genau wußte, daß sofort irgendein energiegeladener Bursche schneller auf die Idee gekommen wäre, die Arbeit an unserem Schiff einzustellen, als ein Einbrecher beim Anblick eines Polizisten die Flucht ergreift! Er hätte das Boot links liegen lassen und jegliche Arbeitskräfte und Materialien auf den Bau eines Luftschiffes konzentriert!
    Nein, mein Lieber! Dieses Schiff hier genießt absolute Priorität, wie Noah zu seinem Weibe sagte, als dieses die Arbeit unterbrechen wollte, um an einem Regentanz teilzunehmen. Und so wahr ich hier stehe – es wird niemals ein Luftschiff geben, solange uns der Wasserweg offen steht, um unser Ziel zu erreichen! Man würde mir nicht mal erlauben, an Bord eines solchen Dings eine Zigarre zu rauchen, und wenn ich das nicht tun könnte, wofür sollte ich dann noch leben?«
    Clemens hatte noch einige andere Einwände gemacht, und die meisten davon waren durchaus ernsthaft zu sehen. Dennoch vermutete Firebrass, daß all diese Gründe nur vorgeschoben wurden, um einen anderen zu überspielen: das Erreichen des Turms war nicht die Hauptsache für Clemens. Viel wichtiger schien ihm die Reise selbst zu sein. Alles, was er sich ersehnte, war, das größte Flußboot zu

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