Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03
als »das Heu vor der Scheune abladen« bezeichnete.
Einige seiner Schulkameraden – die etwas »lebhafteren« – prahlten geradezu damit, wie sie ihre Pimmel behandelten. Einer dieser Genießer, ein wilder Bursche namens Vernon (er war während seiner Ausbildung zum Bombenschützen bei der Air Force 1942 bei einem Unfall ums Leben gekommen) hatte es sogar geschafft, im hinteren Teil einer Straßenbahn auf dem Heimweg von einem Basketballspiel zu masturbieren. Peter, der dieser Geschichte zugehört hatte, hatte sich gleichzeitig fasziniert und abgestoßen gefühlt. Die anderen hatten nur gekichert.
Einmal war er mit einem Freund namens Bob Allwood, der genauso puritanisch eingestellt war wie er selbst, spät am Abend mit der Straßenbahn von einer Filmvorführung gekommen. Bis auf den Fahrer und eine grobknochig aussehende Wasserstoffblondine auf dem Vordersitz war der Wagen leer gewesen. Als sich die Straßenbahn der Endstation an der Elizabeth Street näherte, hatte der Fahrer die ihn und die Blondine umgebenden Kabinenvorhänge heruntergezogen und das Licht ausgeschaltet. Bob und Pete, die aus dem hinteren Teil des Wagens zusahen, merkten plötzlich, wie die Beine der Blondine verschwanden, aber es dauerte immer noch ein paar Minuten, ehe Peter verstand, was da vor sich ging. Die Frau mußte sich dem Fahrer auf den Schoß gesetzt und sich rücklings gegen die Armaturen gelehnt haben, während er sie beim Fahren vögelte. Peter hatte Bob erst dann von seiner Beobachtung erzählt, nachdem sie beide wieder auf der Straße waren. Natürlich glaubte Bob kein Wort davon.
Peter war über seine eigene Reaktion überrascht gewesen. Es war amüsanter gewesen als alles andere. Vielleicht war auch Neid der richtige Begriff. Die »ordnungsgemäße« Reaktion auf dieses Erlebnis kam erst später. Daß dieser perverse Kerl und seine Nutte reif für die Hölle waren, stand außer Frage.
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All das war lange her. Und schließlich war auch die Zeit gekommen, in der Peter – mit besoffenem Kopf – eine Frau vor dem Altar einer leeren Kirche aufs Kreuz gelegt hatte. Es war eine römisch-katholische Kirche in Syracuse gewesen und die Frau eine Jüdin. Die Idee war von ihr ausgegangen, denn sie haßte diese Religion, weil die polnischen Katholiken, mit denen sie zusammen in Boston die High School besucht hatte, sie des öfteren wegen ihres Glaubens angepöbelt hatten. Der Gedanke, eine Kirche auf diese Weise zu schänden, war auch Frigate damals ganz aufregend erschienen, auch wenn er am nächsten Tag bei der Vorstellung, daß jemand sie hätte erwischen können, unter Schweißausbrüchen zu leiden hatte. In einer evangelischen Kirche wäre der Reiz für ihn nicht sonderlich groß gewesen. Sie wirkten einfach öde auf ihn. Obwohl Gott in dieser Umgebung sicherlich auch nicht tot war, konnte man es ihm nicht verdenken, daß er die Plätze, an denen sich seine katholischen Schäfchen versammelten, bevorzugte. Sie wirkten einladender. Peter hatte stets eine Neigung zum Katholizismus verspürt und war zweimal nahe daran gewesen, zu konvertieren. Und richtige Blasphemie konnte man ja nur da betreiben, wo Gott anwesend war.
Was natürlich auch eine kuriose Ansicht war. Warum sollte man einen Gott, an dessen Existenz man gar nicht glaubte, überhaupt lästern?
Als wäre das noch nicht schlimm genug gewesen, hatten Sarah und er sich noch in eine Reihe von Apartmenthäusern begeben, die in Straßen lagen, an deren Namen er sich jetzt nicht mehr erinnern konnte. Einmal waren sie in einem ziemlich feinen Distrikt gewesen, wo die Reichen sich große, mit Stuck verzierte, mehrstöckige Häuser hatten bauen lassen. Als sie die Gegend verlassen hatten, wurden die Häuser in einzelne Wohnungen aufgeteilt und vermietet. Hauptsächlich lebten jetzt wohlhabende ältere Leute – Witwen und alte Ehepaare – darin. Sarah und er waren durch die Eingangshallen dreier Gebäude gewandert und hatten festgestellt, daß alle Wohnungstüren fest verschlossen waren und aus den dahinterliegenden Räumen keine Geräusche außer denen gedämpft eingestellter Fernsehgeräte nach außen drangen. Als sie sich im dritten Stock des vierten Hauses aufhielten und Sarah auf dem Boden vor ihm kniete und mit kundiger Zunge zugange war, wurde eine Tür geöffnet. Eine alte Frau streckte den Kopf auf den Korridor hinaus, kreischte auf und warf die Tür wieder ins Schloß. Lachend waren Sarah und er auf die Straße geflohen und hatten sich in ihr Apartment begeben, um
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