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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das dunkle Muster
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die Sache zu Ende zu bringen.
    Und wieder war ihm erst später klargeworden, was geschehen wäre, wenn sie von der Polizei geschnappt worden wären. Gefängnis, öffentliche Ächtung, der Verlust seiner Arbeitsstelle bei General Electric, die Schamgefühle, denen seine Kinder ausgesetzt sein würden, der Zorn seiner Frau. Was wäre passiert, wenn die alte Frau einen Herzanfall bekommen hätte? Bei der Durchsicht der Todesanzeigen stellte sich heraus, daß in jener Straße in der vergangenen Nacht niemand gestorben war. Das wiederum war an sich auch schon wieder eine Seltenheit, da Sarah behauptete, in dieser Straße vergehe kein Tag, an dem sie nicht aus dem Fenster sehe, ohne einen Leichenwagen zu erblicken.
    Gleichsam suchte er in der Zeitung nach einer Notiz über den nächtlichen Vorfall. Wenn die alte Dame die Polizei benachrichtigt hatte, stand jedenfalls nichts über die Sache in der Presse.
    Frigate hatte sich gesagt, daß ein achtunddreißigjähriger Mann damit aufhören sollte, derart dumme Kinderstreiche zu begehen. Und ganz speziell dann, wenn dadurch, vielleicht unschuldige Leute verletzt wurden. Nie wieder! Aber noch Jahre später brach er in Gelächter aus, wenn er an die wilden Zeiten mit Sarah dachte.
    Obwohl er schon mit fünfzehn überzeugter Atheist wurde, war er die Zweifel niemals losgeworden. Im Alter von neunzehn hatte er zusammen mit Bob Allwood an einem Treffen der Erweckungsbewegung teilgenommen. Allwood war streng fundamentalistisch erzogen worden, aber auch er hatte sich schließlich zum Atheismus bekannt, wenngleich auch nur für ein Jahr. Dann waren seine Eltern an Krebs gestorben, und der Schock hatte ihn dazu gebracht, über die Unsterblichkeit nachzudenken. Unfähig zu begreifen, daß seine Eltern jetzt für immer und alle Zeiten tot waren und er sie nie wiedersehen würde, hatte er begonnen, an den Treffen der Erweckungsbewegung teilzunehmen. Mit achtzehn war er dann zu ihnen übergelaufen.
    Da sie bereits während der Grundschulzeit Spielkameraden gewesen waren und später auch zusammen auf die gleiche High School gingen, sahen sie sich natürlich sehr oft, stritten sich über Religion und über die Glaubwürdigkeit der Bibel. Schließlich hatte Peter sich damit einverstanden erklärt, an einem Massentreffen der Bewegung, auf dem der berühmte Reverend Robert Ransom predigen sollte, teilzunehmen.
    Zu Bobs Überraschung fand Peter, der eigentlich nur mitgekommen war, um die ganze Angelegenheit zu verspotten, sich zutiefst bewegt. Er selbst war noch weitaus mehr überrascht, als er sich vor dem Prediger auf den Knien wiederfand und ihm versprach, Jesus als seinen Herrn anzuerkennen.
    Er brach das Versprechen innerhalb eines Monats. Er konnte einfach nicht an seinen Versprechungen festhalten. Nach Allwoods Worten war er »abgefallen« und hatte sich der Gnade entzogen.
    Bob gegenüber äußerte er, daß die religiöse Konditionierung seiner Kindheit und die leidenschaftlichen Ermahnungen der Bekehrten dafür verantwortlich seien, daß er seinen Glauben nicht aufrechterhalten könne.
    Allwood fuhr damit fort, »seine Seele zu retten«, aber Peter blieb stur.
    Er wurde sechzig Jahre alt. Seine Mitschüler und Freunde segneten nach und nach das Zeitliche, und auch er selbst befand sich in einem schlechten Gesundheitszustand. Der Tod war nun nicht mehr weit entfernt. Als er noch jung gewesen war, hatte er über die Milliarden, die vor ihm dagewesen waren, das Licht der Welt erblickt, gelitten, gelacht, geliebt und geweint hatten und dann gestorben waren, nachgedacht. Und er dachte an die Milliarden, die nach ihm kommen würden, die Schmerzen und Haß würden erdulden müssen, die Liebe erführen und schließlich wieder abtraten. Wenn für die Erde das Ende kam, würde aus allen, egal ob Höhlenmensch oder Astronaut, wieder Staub werden – oder weniger als das.
    Und was hatte das alles zu bedeuten? Ohne Unsterblichkeit bedeutete es nichts.
    Es gab Leute, die sagten, der einzige Grund für das Leben sei das Leben selbst, nichts anderes.
    Das waren Narren, Menschen, die sich selbst in die Irre führten. Gleichgültig, wie intelligent sie sich auch in anderen Bereichen verhalten mochten – in diesem Fall waren sie Narren. Sich selbst blendende, gefühlsmäßige Idioten.
    Andererseits: warum sollte man der Menschheit die Chance eines Lebens nach dem Tode überhaupt zugestehen? Sie war doch nichts weiter als eine Ansammlung von elenden, alles hinnehmenden, selbstgerechten, scheinheiligen

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