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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das dunkle Muster
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gegen Gewalt darauf basiert, daß du insgeheim selbst gewalttätig bist. Du warst – bist – ängstlich, jemanden zu verletzen. Deswegen unterdrückst du deine eigene Wut.
    Aber als Schriftsteller hättest du es ausdrücken können. Es wäre dann zwar unpersönlich geworden, aber immerhin. Du brauchtest es dann nicht in einer wirklichen Situation auszuleben.«
    »Das weiß ich alles.«
    »Und warum hast du dann nichts dagegen getan?«
    »Das habe ich ja. Ich habe mehrere Therapien, Religionen und Lehrmethoden ausprobiert: Psychoanalyse, Dianetik, Scientologie, Zen, transzendentale Meditation, Nichirenismus, Gruppentheraphie, christliche Wissenschaft und orthodoxes Christentum. Ich war nahe daran, den römisch-katholischen Glauben anzunehmen.«
    »Ich habe von alldem natürlich nie etwas gehört«, sagte Nur. »Und ich glaube auch nicht, daß ich wissen muß, um was es bei all diesen Sachen geht. Wie sinnvoll oder nutzlos diese Methoden aber auch alle gewesen sein mögen, der Defekt liegt in dir selbst. Wie du selbst sagtest, hast du es bei keiner dieser Gruppen lange genug ausgehalten. Du hast keiner dieser Methoden eine Chance gegeben.«
    »Das«, erwiderte Frigate, »lag daran, daß ich sofort ihre Schwächen erkannte. Und ich hatte immerhin die Möglichkeit, jene Leute zu studieren, die diese Methoden praktizierten. Die meisten dieser Religionen oder Lehrmethoden hatten auf die Praktikanten einen eher heilsamen Effekt, aber keine von ihnen gab den Leuten das, was sie wirklich brauchten. Und was die Praktikanten dieser Heilmethoden anging, so führten sie sich mit den geringfügigen Erfolgen selbst an der Nase herum, indem sie sie höher einstuften, als sie wirklich waren.«
    »Möglicherweise hätte es auch auf dich gar keinen Effekt gehabt, wenn du länger bei diesen Leuten geblieben wärst«, sagte Nur. »Ich glaube, daß du innerlich Angst davor hast, dich verändern zu lassen. Natürlich sehnst du eine Änderung deines Ichs herbei – aber du fürchtest sie auch. Und die Angst geht aus diesem Kampf als Sieger hervor.«
    »Ich weiß auch das«, sagte Frigate.
    »Und doch hast du nichts unternommen, um diese Angst zu überwinden.«
    »Nicht nichts. Ein bißchen was.«
    »Aber nicht genug.«
    »Ja. Allerdings habe ich einige Fortschritte gemacht, als ich älter wurde. Und hier natürlich noch weitaus mehr.«
    »Aber noch nicht genug?«
    »Nein.«
    »Was nützt einem die Selbsterkenntnis, wenn man sich nicht traut, sie in Handlungen umzusetzen?«
    »Nicht viel«, gab Frigate zu.
    »Dann solltest du einen Weg finden, deinen Willen zum Handeln zu zwingen.«
    Nur machte eine Pause und lächelte. Seine kleinen schwarzen Augen funkelten.
    »Natürlich wirst du mir jetzt erzählen, daß du auch das alles selbst weißt. Und beim nächstenmal wirst du mich fragen, ob ich dir den Weg nicht zeigen könnte. Ich werde dir dann sagen, daß du zunächst einmal bereit sein mußt, dir den Weg von mir zeigen zu lassen. Du bist noch nicht bereit dazu, auch wenn du das Gegenteil glaubst. Vielleicht wirst du sogar niemals dazu bereit sein, was schade wäre. Du hast nämlich das Potential dazu.«
    »Das Potential dazu hat jeder.«
    Nur sah auf. »In gewissem Sinne, ja. In einem anderen: nein.«
    »Würde es dir etwas ausmachen, mir das zu erklären?«
    Nur fuhr sich mit seiner kleinen, dünnen Hand über die Nase und warf dann den Zigarrenstummel über die Reling. Er ergriff seine Bambusflöte, sah sie kurz an und legte sie dann wieder hin.
    »Wenn die Zeit dazu reif ist, falls sie das je wird.«
    Er warf Frigate einen Blick aus dem Augenwinkel zu.
    »Du fühlst dich zurückgestoßen? Ja. Ich weiß, daß du zu stark auf Ablehnung reagierst. Was einer der Gründe ist, weshalb du immer versuchst, Situationen zu entgehen, die möglicherweise damit enden, daß dich jemand ablehnt. Wie du allerdings unter diesen Umständen Schriftsteller werden konntest, ist mir ein Rätsel. Stimmt das etwa nicht? Trotz aller anfänglichen Ablehnung bist du stur in deinem Traumberuf hängengeblieben. Und das, obwohl du – wie du selbst erzählt hast – sehr oft lange Zeit vergehen ließest, ehe du es wieder versuchtest. Aber du bist dabeigeblieben.
    Sei es, wie es will, es ist deine eigene Angelegenheit, darüber zu entscheiden, ob du dich dadurch verletzt fühlen sollst, daß ich dich jetzt zurückweise. Versuch es später noch einmal. Dann, wenn du sicher bist, ein zumindest vorbereiteter Kandidat zu sein.«
    Eine ganze Weile sagte Frigate nichts.

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