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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das dunkle Muster
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Hüften, aber die magnetverschlossenen Tücher hielten die kalte Flüssigkeit von ihr ab. Sie watete auf das Ufer zu und zog das lange, schwere Kanu hinter sich her, bis seine Nase den Erdboden berührte. Dann ließ sie das Boot sinken, packte es erneut und zog es in seiner vollen Länge auf den Strand. Die Uferbank überragte den Wasserspiegel um nur dreißig Zentimeter. Sie blieb einen Moment lang stehen und überlegte, wie sie jetzt weiter vorgehen sollte. Schließlich entschied sie sich dazu, keine Waffen mitzunehmen.
    »Irgendwann werde ich die richtigen Leute schon kriegen«, sagte Firebrass gerade.
    Jill ging näher an die Männer heran. Ihre Füße waren fast lautlos in dem kurzen Gras.
    »Ich bin eine von denen, die Sie suchen«, sagte sie laut.
    Die vier Männer wirbelten herum. Einer fiel beinahe hin und hielt sich an seinem Nachbarn fest. Mit heruntergeklappten Kinnladen und Augen, die wie dunkle Höhlen in den blassen Gesichtern wirkten, starrten sie sie an. Wie Jill, waren auch die Männer mit ähnlichen Tüchern bekleidet – nur waren ihre von kräftigbunter Farbe. Hätte sie es darauf anlegen wollen, wäre keiner von ihnen in diesem Augenblick mit dem Leben davongekommen. Noch bevor sie hätten zu ihren Waffen greifen können, wäre jeder von ihnen mit einem Pfeil in der Brust gestorben. Vorausgesetzt, sie waren überhaupt bewaffnet…
    Dann sah Jill, daß die Männer Pistolen hatten. Sie lagen auf dem Oberflächenrand des Gralsteins.
    Pistolen! Aus Stahl hergestellt! Es stimmte also doch!
    Erst jetzt nahm sie wahr, daß der größte der vier Männer ein langes, mit einer scharfen Stahlklinge versehenes Rapier in der Hand hielt. Mit der anderen schob er seine Kapuze zurück und offenbarte ihr ein längliches, gebräuntes Gesicht mit einer langen Nase. Das mußte der legendäre Cyrano de Bergerac sein.
    Cyrano verfiel plötzlich in sein altertümliches Französisch. Jill verstand nur einige Worte.
    Jetzt schob Firebrass ebenfalls seine Kapuze nach hinten.
    »Mich hätte fast der Schlag getroffen«, sagte er. »Warum hast du uns nicht durch ein Zeichen zu verstehen gegeben, daß du dich uns näherst?«
    Jill nahm die Kapuze ab.
    Firebrass kam näher und sah sie mißtrauisch an. »He!« rief er dann. »Das ist ja eine Frau!«
    »Dennoch bin ich Ihr Mann«, sagte Jill.
    »Was sagen Sie?«
    »Verstehen Sie kein Englisch?« erwiderte Jill wütend.
    Hauptsächlich war sie wütend über sich selbst, denn in der allgemeinen Aufregung war ihr gar nicht aufgefallen, daß sie plötzlich ihren heimatlichen Toowoomba-Dialekt sprach. Ebenso gut hätte sie natürlich – wenn das zu einem besseren Verständnis nötig gewesen wäre – sich auch in fehlerlosem Shakespeare-Englisch äußern können. Im Standardamerikanisch des Mittelwestens, das sie sich mit harter Arbeit und zäher Geduld beigebracht hatte, wiederholte sie: »Dennoch bin ich Ihr Mann. Ich heiße, nebenbei gesagt, Jill Gulbirra.«
    Firebrass stellte sich und die anderen vor und sagte dann: »Ich glaube, ich brauche jetzt einen Drink.«
    »Ich könnte auch einen brauchen«, sagte Jill. »Obwohl es an sich nur eine Illusion ist, wenn man glaubt, Alkohol könne einen aufwärmen. In Wirklichkeit sorgt er nur dafür, daß man glaubt, er wärme einen.«
    Firebrass blieb stehen und griff nach einer Flasche. Es war das erstemal seit Jahren, daß Jill Glas zu sehen bekam. Er reichte ihr die Flasche und sie trank, ohne das Mundstück vorher abzuwischen. Schließlich gab es auf dieser Welt keine krankheitsübertragenden Bakterien. Außerdem machte es ihr nicht das geringste aus, aus einer Flasche zu trinken, die vorher am Mund eines Schwarzen gewesen war. War ihre Großmutter nicht auch eine Farbige gewesen?
    Warum dachte sie jetzt bloß an solche Dinge?
    Cyrano kam mit vorgereckten Schultern auf sie zu, sah sie an, schüttelte den Kopf und sagte: »Mordioux, ihr Haar ist kürzer als meines! Und sie ist nicht einmal geschminkt! Seid ihr sicher, daß sie eine Frau ist?«
    Jill behielt den Scotch eine Weile im Mund und schluckte ihn dann hinunter. Er schmeckte gut und wärmte tatsächlich ihre Kehle.
    »Wir werden sehen«, fuhr der Franzose fort. Er legte eine Hand auf Jills linke Brust und preßte sie sanft zusammen.
    Jill rammte ihm eine Faust in den Magen. Cyrano klappte zusammen. Dann krachte Jills Kniespitze unter sein Kinn. Auf der Stelle fiel er zu Boden.
    Firebrass sagte: »Was, zum Teufel…« Er starrte sie an.
    »Wie kämen Sie sich vor, wenn ich Ihnen

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