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Farmer, Philip José - Flusswelt 05

Farmer, Philip José - Flusswelt 05

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Götter der Flußwelt
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wenige Leute wußten davon, und die russische Regierung tat alles, um es zu verheimlichen, daß etwa zwölf Millionen Schwarze in isolierten Vierteln russischer Städte lebten. Sie waren die Nachkommen von Sklaven. Der Durchschnittsrusse wollte sich ebenso wenig mit ihnen vermischen wie die Weißen Amerikas mit ihren Schwarzen, und die Regierung billigte und bestärkte diese Politik insgeheim. Trotzdem kam es, wie immer, zu einigen sexuellen Kontakten zwischen den Rassen. Man kann das Blut nicht reinhalten, wie man sich auch bemüht. Ein steifer Schwanz kennt keine Vorurteile, sie wissen ja. Einer meiner Urgroßväter war Weißrusse, und mein Großvater war Usbeke. Ein Mongole; seine Muttersprache war Türkisch, und er hat nie Russisch gelernt.
    Man lehrte mich jedoch die marxistische Doktrin; ich wurde zum inbrünstigen Gefolgsmann der Marxschen Lehren. In ihrem Urtext, nicht so, wie sie in Rußland praktiziert wurden. Ich trat in die Partei ein, brauchte aber nicht lange, um herauszufinden, daß ich in ihr nicht sehr hoch aufsteigen würde. Mir war klar, ich würde stets im Hintergrund bleiben und Hausmeisterdienste leisten.
    Ich hätte es mit der Armee versucht, aber die Schwarzen wurden stets nach Sibirien geschickt, um die chinesische Grenze zu bewachen. Das Politbüro wollte keinen von uns an der Westfront stationiert sehen. Wir hätten Aufmerksamkeit erregt, und Nachforschungen hätten ergeben, daß wir niedergehalten wurden. Da hätten die Sowjets schlecht ausgesehen, wo sie doch stets die Diskriminierung der Schwarzen in Amerika anprangerten. Also vertuschten sie lieber alles.
    Ich war in der Schule sehr gut, auch wenn unsere Schulen denen der Weißen unterlegen waren. Ich hatte zwar den brennenden Ehrgeiz, an die Spitze zu kommen, aber das war nicht meine einzige Motivation. Ich wollte lernen, alles wissen. Ich las viel mehr, als verlangt wurde, ich war besonders gut in Sprachen. Wissen Sie, dies war einer der Gründe, weshalb Sie mich so faszinierten. Ihre Beherrschung so vieler Sprachen.
    Die großen Tiere nahmen mich hauptsächlich deswegen wahr, weil sie Schwarze suchten, die sie als Agitatoren und Infiltratoren in die Staaten schicken konnten. Man bat mich, meine Dienste freiwillig zur Verfügung zu stellen, und ich gehorchte. Natürlich nicht zu bereitwillig. Ich wollte nicht, daß man glaubte, ich würde nur gehen, um anschließend in Harlem zu verschwinden. Nein, ich hatte wirklich nicht die Absicht, sie zu hintergehen. Ich wußte zwar, was sie waren und wie sie auf mich herabschauten, aber ich war russischer Marxist und verabscheute den Kapitalismus.
    Ich hatte jedoch gründlich begriffen, daß Marxens Traum vom Aufweichen des Staates durch die Übernahme der Weltherrschaft durch das Proletariat einfach nicht möglich war. Ich hätte eher an die Wiederkehr Jesu Christi geglaubt; sie war immerhin möglich, wenn auch höchst unwahrscheinlich. Sobald eine herrschende Klasse die Macht in der Hand hält, läßt sie so lange nicht mehr los, bis Revolutionäre ihr die Macht entreißen. Und dann versuchen die neuen Herrscher, an der Macht zu bleiben. Das natürliche Dahinscheiden des Staates, die Abschaffung von Gesetzen, Polizeigewalt, Vorschriften und Bürokratie, wenn jeder sich selbst mit Liebe, reinem Herzen und Uneigennützigkeit regiert - das ist doch alles gequirlte Scheiße. Keiner hat wirklich daran geglaubt, auch wenn die Parteimitglieder so taten.
    Aber andererseits legt keiner zuviel Wert auf dieses Dogma. Wenn man sich daran zu sehr begeistert, wird man als Narr oder Konterrevolutionär angesehen.«
    Williams hatte sich von einem polnischen Frachter aus in die Wildnis Har-lems geschlichen. Dort betrieb er seine A&A (Aufruhr und Agitation) unter verschiedenen liberalen schwarzen und weißen Gruppen. Aber drei Wochen, nachdem er an Land gegangen war, hatte er sich einen Tripper geholt.
    »Es war mein erster, aber keineswegs mein letzter. Das Schicksal war gegen mich. Kaum war ich von dieser schmutzigen Krankheit geheilt, da hatte sie mich schon wieder erwischt. Ich war in den USA der Gonokokken, und es gab keine Fluchtmöglichkeit. Nachdem ich mir den zweiten Tripper geholt hatte, entschloß ich mich, es mit sexueller Abstinenz zu versuchen. Es funktionierte nicht. Ich war einfach zu geil. Also sagte ich mir, zweimal hast du dir was geholt, jetzt hast du Ruhe. Es war statistisch unwahrscheinlich, daß ich mich ein drittes Mal anstecken würde. Aber ich steckte mich wieder an.«
    Sein

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