Farmer, Philip José - Flusswelt 05
Sklavinnen.
Nachdem Burton Frigates Geschichte gehört und sich allen Ernstes gefragt hatte, ob der Science Fiction-Autor noch bei Sinnen oder eventuell dem Suff, dem Wahnsinn oder noch Schlimmeren verfallen sei, hatte er eingewandt, es sei eine viel bessere Idee, die Menschen nähmen allesamt das männliche Geschlecht an und schwängerten die Bäume. Auch die Männer würden den Großteil ihres Nahrungsbedarfs an den Baumfrüchten decken. Da sie jedoch Menschen waren, würden sie Macht erringen wollen und Kriege um die Bäume führen. Die Sieger konnte man mit großen Baumharems belohnen, die Besiegten wurden entweder umgebracht oder in die Wildnis hinausgetrieben, wo sie sich an einer niedrigeren Vegetationsart befriedigen konnten, an Sträuchern, die man zwar vögeln konnte, aber keine Kinder zur Welt brachten.
»Eine tolle Idee«, hatte Frigate gesagt, »aber wer paßt auf die Kinder auf? Bäume sind schlechte Babysitter. Außerdem ist der siegreiche Mann, der Harems- beziehungsweise Hainbesitzer damit beschäftigt, seine Bäume vor anderen Männern zu schützen, so daß er die Kinder zwangsläufig vernachlässigen muß. Die meisten Kinder würden sterben. Und wenn ihn ein anderer Mann besiegen würde, müßte er seine Kinder dem Tod überlassen oder sie vielleicht gar selbst töten. Der Sieger würde die Kinder des anderen nicht aufziehen wollen.«
»Es scheint keine andere perfekte Reproduktions- und Kinderaufzuchtsmethode zu geben, nicht wahr?« hatte Frigate gesagt. »Vielleicht hat Gott gewußt, was er tat, als er Männer und Frauen schuf.«
»Vielleicht war er in Seiner Wahl begrenzt und hat sich für die beste Möglichkeit entschieden. Vielleicht ist in diesem Universum Perfektion nicht möglich. Die Amöbe ist perfekt, aber sie kann sich nicht in etwas anderes entwickeln. Wenn sie sich weiterentwickelt, hört sie auf, eine Amöbe zu sein und muß die Perfektion für gewisse Vorteile aufgeben, die allerdings wieder gewisse Nachteile - manchmal sogar größere - mit sich bringen.«
Und so hatte die Spaltung des Homo sapiens in zwei Arten in der wirklichen Welt sowie die Unwägbarkeiten des Schicksals Generalleutnant Joseph Netter-ville Burton mit Martha Baker zusammengeführt. Einen selbstgefälligen und hypochondrischen Vater und eine das Kind verhätschelnde, verführerische, doch moralistische Mutter. Nach einer kurzen Zeit des Werbens hatten sie geheiratet, vielleicht deswegen, weil der Offizier im Ruhestand (mit halbierten Bezügen) von ihrem Vermögen angelockt worden war. Er hatte zwar einmal Geld gehabt, konnte es jedoch nicht zusammenhalten. Obwohl er Spieler verachtete, war er keineswegs der Meinung, Spekulationen an der Börse seien unchristlich.
Während einer Nacht um den 19. Juni 1820 herum hatte der Generalleutnant Millionen von Spermatozoen in den Leib der Erbin gespritzt, und einer dieser kleinen Fädchen hatte die anderen auf dem Weg zum Ei in seiner Höhle abgehängt. Die zufällige Genkombination hatte zu Richard Francis Burton geführt, dem ältesten von drei Nachkommen, geboren am 19. März 1821 in Torquay, Devonshire, England. Richards Mutter hatte das Glück gehabt, nicht am Kindbettfieber zu erkranken, dem in jenen Tagen zahlreiche gebärende Frauen zum Opfer fielen. Richard selbst hatte Glück gehabt, sich nur eine einzige jener Kinderkrankheiten zuzuziehen, die damals zahllose junge Menschen ins Grab gebracht hatten. Die Masern fesselten ihn ans Bett, doch er überlebte, ohne bleibenden Schaden genommen zu haben.
Der Vater seiner Mutter war so erfreut, daß seine Tochter einen rothaarigen, blauäugigen Jungen geboren hatte, daß er es in Betracht zog, sein Testament zu ändern und den Großteil seines Vermögens nicht Marthas Halbbruder, sondern Richard zukommen zu lassen. Mrs. Burton hatte sich dagegen gewehrt - eine Tat, die Richard ihr nie ganz vergeben konnte. Schließlich faßte der Großvater den Entschluß, die Argumente seiner Tochter zu ignorieren und alles so einzurichten, daß sein geliebter Enkelsohn ihn beerben würde. Leider war Mr. Baker an einer Herzattacke gestorben, als er gerade in den Wagen steigen wollte, der ihn zu seinem Rechtsberater hätte bringen sollen. Der Sohn nahm das Geld, ließ es sich von einem Windhund abschwatzen und starb in Armut. Kurze Zeit darauf wurde Richards rotes Haar pechschwarz und seine blauen Augen dunkelbraun. Dies war die erste seiner vielen Verwandlungen gewesen, wenn auch nicht die erste, die er absichtlich
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