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Farmer, Philip José - Flusswelt 05

Farmer, Philip José - Flusswelt 05

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Götter der Flußwelt
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Wangenknochen, hielt ihr Baby hoch und vor einen Spiegel. Der kleine Peter war nackt und grinste, und sein Mund war so breit, daß er Ähnlichkeit mit einem Frosch aufwies.
    »Es versetzt einem schon einen ganz netten Stoß, sich selbst in diesem Alter zu sehen. Und ich kann noch viele tausend Spiegelbilder erwarten, vom wimmernden Baby bis zum alten Mann von fünfundsechzig Jahren. Guter Gott!«
    An diesem Abend fragte Frigate den Computer, wann die Lebensaufzeichnungen angefangen hatten. Die Antwort war, sie begännen vom Augenblick der Empfängnis an. Der Computer konnte Frigates Frage, weshalb die Vorführung dann nicht zu diesem Zeitpunkt angefangen habe, nicht beantworten. Aber Fri-gate und die anderen stimmten überein, der Grund sei wohl, daß die neun Monate im Mutterleib hauptsächlich aus Dunkelheit und Stille bestanden hätten. Sie konnten nur wenig daraus lernen und diese Zeit leicht vernachlässigen.
    Als Frigate den Computer jedoch anwies, sein Leben während der Schwangerschaftszeit abzuspielen und nur jene Momente zu zeigen, in denen Geräusche zu ihm - dem Embryo - vorgedrungen waren, war er erstaunt. Obwohl die Geräusche gedämpft waren, konnte er dergleichen mehrmals aus der Umgebung seiner Mutter hören - und auch die Stimme seiner Mutter. Es gab auch noch andere Geräusche, Automotoren, das Pfeifen und den ausströmenden Dampf von Lokomotiven, das Knistern von Feuer, Blähungen, das Bersten von heruntergefallenen Gläsern oder Geschirr, lautes Gelächter und - wie peinlich! -die Geräusche des elterlichen Geschlechtsaktes. Nach zwei Stunden befahl Fri-gate dem Computer, die Aufzeichnung zu stoppen.
    »Ich nehme an, daß die Unbekannte die Einspielungen nicht aus Boshaftigkeit befohlen hat«, sagte er. »Ihr Zweck muß darin bestehen, uns - ob wir wollen oder nicht - unsere Schwächen und Eitelkeiten zu zeigen, unsere Bedeutungslosigkeit, Selbstsüchtigkeit, Dummheit, unsere Vorurteile; alles, was euch gefällt, alle unangenehmen Eigenschaften. Und zwar, das glaube ich zumindest, mit einem Hintergedanken, einem Ziel. Damit es uns ermöglicht wird, uns zum Besseren hin zu ändern. Ethischer Fortschritt.«
    »Es stimmt wahrscheinlich«, sagte Nur. »Aber… Warum ist sie dabei so geheimnisvoll vorgegangen? Warum hat sie Loga umgebracht?«
    »Das müssen wir noch herausfinden«, sagte Burton. »Wenn wir es können.«
    Die Frau, die die gnadenlosen Projektionen angeordnet hatte, hatte jedoch auch über Mitgefühl verfügt. Um acht Uhr abends verloschen die Wandbildschirme und hellten sich erst wieder um acht Uhr morgens auf. Es gab also doch eine Ruhezeit.
    Burton ging an diesem Abend früh in sein Quartier zurück. Er, der sein ganzes Leben lang an Schlaflosigkeit gelitten hatte, konnte auch diesmal nicht einschlafen. Nach zwei Stunden des Umherwälzens, den Kopf voller Szenen aus der Vergangenheit, stand er auf, zog sich an und verließ die Wohnung. Drei Stunden lang flog er mit seinem Stuhl durch die Gänge und Räume und bewegte sich viele Schächte hinauf und hinab. Er wanderte ziellos umher, bis er auf die Idee kam, seine Forschungsarbeiten zu organisieren. Warum ließ er sich vom Computer nicht ein Diagramm anfertigen, fing oben an und arbeitete sich Ebene um Ebene tiefer, bis zum Grund? Er hatte kein bestimmtes Ziel, keine Hoffnung, etwas neues zu finden. Er war ruhelos, er wollte einfach in Bewegung bleiben. Und vielleicht würde er auf etwas stoßen, das unbekannt, nützlich oder beides war.
    Auf dem Weg hinauf zum Hangar, seinem Startpunkt, überlegte er es sich wieder anders. Die zwölf gewaltigen Räume, die Privatwelten der Mitglieder des Zwölferrates, sie lockten ihn. Sie würden wenigstens eine gewisse Abwechslung bieten, etwas anderes als die monotone Gleichheit der Gänge und Räume. Seine Stippvisite dauerte vier Stunden. Als er mit ihnen fertig war, wußte er, daß er den anderen sagen würde, auch sie sollten diese faszinierenden Welten erforschen.
    Burton besuchte erneut den Hangar und fand ihn, soweit er dies feststellen konnte, unverändert vor. Er zählte die Maschinen, um sich zu vergewissern, daß keine fehlte. Das bedeutete nicht, daß die Agentin seit seinem letzten Besuch nicht doch eine davon benutzt hatte.
    Er kehrte um vier Uhr morgens in sein Quartier zurück und schlief von halb fünf bis halb acht. Nachdem er geduscht hatte, faßte er den Entschluß, bei Li Po zu frühstücken. Zuerst rief er ihn an, um sicherzugehen, daß der Chinese heute als Gastgeber an der

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