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Farmer, Philip José - Flusswelt 05

Farmer, Philip José - Flusswelt 05

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Götter der Flußwelt
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unsere unerwünschten Charakterzüge zu eliminieren. Um bessere Menschen zu werden.«
    »Oder es treibt uns in den Wahnsinn«, sagte Frigate.
    »Eher wird es uns zu Methoden beflügeln, die uns den Wahnsinn überwinden lassen«, sagte Burton. »Nur, hast du den Computer gebeten, die Vorführung einzustellen?«
    »Ja. Der Computer antwortete nicht. Offensichtlich ein weiterer übergeordneter Befehl der Frau.«
    »Moment mal«, sagte Burton.
    Er verließ das Zimmer und trat auf den Gang. Während er dies tat, folgte ihm die Projektion über die Wand. Nun erschien sie auf der ihm gegenüberliegenden Korridorwand. Er fluchte, wirbelte auf dem Absatz herum und ging zurück in den Raum. Die Projektion begleitete ihn.
    Er sagte den anderen, was geschehen war. »Offensichtlich können wir uns der Vorführung nicht entziehen. Wir haben sie am Hals, und zwar für immer.«
    Burton schloß die Augen. Er hörte sich selbst schreien. Als er sie wieder öffnete, sah er den Himmel der Wiege über sich und hörte schwach die Stimme des Dienstmädchens. »Die Heil’gen seien davor! Was ist denn jetzt los?«
    »Ich glaube«, sagte er langsam, »wenn wir es unterbinden wollen, müssen wir die Wände streichen. Wir können die Computer in unseren Wohnräumen nicht benutzen, wahrscheinlich aber die Hilfscomputer. Und wir müssen Ohrenstöp-sel tragen, wenn wir schlafen wollen. Und außerhalb der Wohnungen können wir dem Spektakel gar nicht entgehen.«
    »Wir werden durchdrehen!« sagte Frigate.
    »Das wird die Frau sicher berücksichtigt haben«, sagte Nur. »Vielleicht werden wir während gewisser Tagesstunden erlöst. Und auch des Nachts.«
    Burton fragte De Marbot und Aphra Behn, wo ihre Bildschirme angebracht seien.
    »Auf zwei sich gegenüberliegenden Wänden«, sagte der Franzose. »Wir können uns abwechseln, mein kleiner Kohlkopf und ich, und jeder die bezaubernde Kindheit des anderen begutachten.«
    »Wie, zum Teufel, soll ich meine Forschungen betreiben, wenn das so weitergeht?« murmelte Burton.
    Nachdem man übereingekommen war, sich am Schwimmbecken zu treffen, verabschiedete er sich von den anderen. Der Computer weigerte sich nicht, ihm ein Paar Ohrenstöpsel anzufertigen, um die Geräusche zu blockieren. Die einzige Möglichkeit, dem Anblick auf der Wand zu entgehen, bestand darin, auf den Bildschirm des Hilfscomputers zu schauen. Burton stellte fest, daß er sich nicht auf seine Arbeit konzentrieren konnte. Er war zu neugierig. Er konnte nicht widerstehen, sich Szenen anzusehen, an die er sich nicht erinnern konnte. Doch nach einer Minute langweilte er sich schon. Mit einem Baby passiert außerhalb der üblichen Routine nicht viel, und seine Eltern in ihren jüngeren Jahren zu sehen, verlor schnell den Reiz. Wenn sie zusammen waren, sprachen sie von nichts anderem als von ihm, und seine Mutter redete nur in der Babysprache. Er war natürlich noch nicht weit genug entwickelt gewesen, um sie verstehen zu können, obgleich er auf ihr Gesicht und ihre Stimmlage reagiert haben mußte. Nun wurde er ihrer überdrüssig. Nicht, daß sie oft bei ihm gewesen war. Die Menschen, die er am häufigsten sah, waren seine Hebamme und die beiden Dienstmädchen, die ihn abwechselnd säuberten oder auf den Arm nahmen.
    Um elf Uhr ging er zum Schwimmbecken. Die Projektion folgte ihm an den Wänden entlang. Die Vergangenheit der anderen begleitete sie auch. Die Projektionen befanden sich zuerst auf einer der langen Wandseiten, dann waren sie auf allen Wänden.
    »Die Gewöhnung wird hoffentlich Taubheit und Blindheit hervorbringen«, sagte Aphra Behn, als sie neben Burton ins Wasser glitt.
    »Man wird sich nie daran gewöhnen«, sagte er, »obwohl die Projektion hauptsächlich das familiäre Umfeld zeigt. Sie wird höchstens Scham, Trauer und Zorn hervorbringen. Und Erniedrigung. Ist jemand wild darauf, sich selbst zu sehen, als er gemein oder kindisch war oder erniedrigt wurde?«
    »Oh, ich war nie gemein. Und ich wurde nie entwürdigt, obwohl manche es versuchten.«
    Burton glaubte nicht, daß die Erinnerungsschau sie so kalt ließ, wie sie vorgab. Niemand konnte das sein.
    Es war schwierig, zu schwimmen und zu reden und seinen Spaß zu haben. Burton konnte nicht anders: er blickte immer wieder auf die Projektionen.
    Frigate durchbrach dicht neben Burton die Wasseroberfläche.
    »Sieh dir das an«, sagte er. »Ich kann mich jetzt selbst sehen.«
    Seine Mutter, eine schlanke Frau mit indianerschwarzem Haar, dunkelbraunen Augen und hohen

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