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Farmer, Philip José - Flusswelt 05

Farmer, Philip José - Flusswelt 05

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Götter der Flußwelt
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die Jahre hinaus fromm geworden, denn er hatte einen Engel gesehen. Oder er behauptete, einen gesehen zu haben. Als junger Mann wurde er in einer lockeren Verbindung mit der Methodistenkirche Wanderprediger. Von allen reisenden Geistlichen im frühen amerikanischen Grenzgebiet war er am weitesten gereist und am bekanntesten. Er war berühmt von Maine bis nach South Carolina, und von New York bis in die Wildnis des Mississippi. Wo immer auch noch so wenige Menschen lebten, er reiste mit dem Boot, der Kutsche, dem Pferd oder zu Fuß dorthin und hielt seine exzentrischen, weitschweifigen Mahnreden.
    Als er auf der Flußwelt von den Toten wiedererweckt wurde, war er zwar überrascht, aber nicht schockiert gewesen. »Ich habe mich in einigen Dingen geirrt«, berichtete er den Bekehrten. »Aber meist behielt ich recht.«
    Er war überzeugt, daß der Engel, den er als Kind gesehen hatte, zu denen gehörte, die die Flußwelt als Durchgangszone geschaffen hatten, die man, war man ihrer würdig, auf dem Weg zu einer besseren Welt durchschreiten mußte. Er glaubte, wie die Chancisten, daß alle Menschen sich moralisch und geistig bessern mußten. Im Gegensatz zu Religion der Zweiten Chance vertrat er nicht die Auffassung, ihr ultimates Ziel sei das Aufgehen in der Gottheit, sondern daß jene, die die geforderte Geisteswandlung durchmachten, in eine andere Welt übergleiten würden, in der sie erneut körperlich auferstanden. Wer jedoch versagte, würde hier sterben und für immer zu Staub werden.
    »Ich habe diese Engel getroffen«, sagte Burton. »Es waren nur Männer und Frauen. Bis auf einen wurden sie sogar auf der Erde geboren und sind dort als Kinder gestorben. Die Ausnahme war Monat, ein Außerirdischer, der dieses
    Projekt leitete. Sieht dieser Turm so aus, als wäre er von Engeln erbaut worden?«
    »Aber ganz bestimmt«, sagte Gull. »Dieser Loga, von dem Sie sprechen… er muß ein gefallener Engel sein.«
    »Sie sind verrückt, Mann«, sagte Burton und ging davon.
    »Dieser Mann«, sagte Sternenlöffel, »wird andere seines Glaubens wiederbeleben, und wir werden keinen Korridor mehr durchqueren können, ohne ihnen über den Weg zu laufen. Leute seiner Art lassen einen nicht in Ruhe.«
    »Wir werden in Theleme sein. Dort kommen sie nicht rein.«
    »Keine Person und kein Ort ist unverletzlich.«
    Sternenlöffel fügte sich so in Burtons Lebensweise ein, wie sich ein gutgemachter Schuh um einen Fuß schmiegt. Die Analogie war nicht nur dichterisch. Wenn er die Schuhe auszog, brauchte er ihnen erst dann wieder Beachtung zu schenken, wenn er sie anziehen wollte. Die Frau schien damit zufrieden zu sein, ignoriert zu werden, wenn er Studien betrieb oder am Computer arbeitete. Sie arbeitete oft mit ihm gemeinsam. Sie war eine ausgezeichnete Gefährtin, eine bereitwillige und oftmals amüsante Gesprächspartnerin, und sie unterließ es, ihn ständig zu unterbrechen. Sie war intelligent, kannte sich in chinesischer Dichtkunst aus, konnte gut malen und spielte wunderschön die chinesische Flöte. Sie war leidenschaftlich, durch und durch vertraut mit jeder sexuellen Spielart und ungehemmt. Sie schien sich aber auch nicht daran zu stören, daß Burton mitunter eine Woche nicht mit ihr schlief, weil er in seine Studien vertieft war.
    Die einzige Beschwerde, die Sternenlöffel vorbrachte, bestand darin, daß sie ihre Eltern nicht zurückholen konnte. Sie hatte ihre Mutter ausfindig gemacht, aber sie lebte im Tal. Ihren Vater konnte sie nicht entdecken.
    »Wenn ich sie herbringen könnte, hättest du etwas dagegen?« fragte sie. »Vielleicht bin ich eines Tages imstande, sie zu holen. Sie könnten ihre eigene Wohnung haben und würden dich nicht stören. Ich würde sie nur besuchen, wenn du beschäftigt bist.«
    »Überhaupt nicht«, sagte Burton. »Schaff auch deine Schwestern und Brüder herbei. Deine Onkel, Tanten und Vettern.«
    Selbst wenn er es gewollt hätte, hätte er sie nicht aufhalten können, aber das würde er ihr nicht sagen. Warum sollte er ihren Drang bremsen, ihm zu gefallen? Sie war die perfekte Gefährtin für ihn.
    Als er mit Frigate darüber sprach, sagte der Amerikaner: »Ich bin überrascht, daß sie während ihrer Zeit im Tal nicht gelernt hat, unabhängiger zu sein. Sie wuchs in der chinesischen Kultur des achten Jahrhunderts auf, aber im Tal muß sie in vielen anderen Kulturen gelebt haben. Normalerweise befreit das Tal die Frauen.«
    »Nicht immer und unter allen Umständen«, sagte Burton. »Sie hat ein

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