Fast genial
überzeugter Nichtraucher, spielt Cello und Lacrosse.“
Francis starrte auf die Unterlagen, bis Andy es
bemerkte und sie ihm in die Hand drückte. Es waren wenige Seiten, sie enthielten
medizinische Angaben zum Sperma sowie Informationen über Ian Doble und seine
Mutter. „Unseren Klienten gaben wir natürlich nur kurze Charakterisierungen
der Spender, hier alles Weitere, was wir über Doble angelegt haben.“
Francis betrachtete das Foto seines Vaters und
spürte, wie sich ein kribbelndes, warmes Gefühl in seiner Magengegend
ausbreitete. Zum ersten Mal sah er ihn!
Sein Vater war sehr gutaussehend, wie er fand. Ein
bisschen wie Paul Newman in Die Katze
auf dem heißen Blechdach, und er begriff,
wieso seiner Mutter dieser Mann gefallen hatte. Doble trug einen Anzug, seine
Augen leuchteten verschmitzt, und er hatte exakt das gleiche markante Kinn mit
dem Grübchen wie sein Sohn. Dr. Ian
Doble, las Francis, und vielleicht
konnte er es erst jetzt richtig glauben. Unter dem Foto stand, dass sein Vater
eine Koryphäe auf dem Gebiet der Neurochemie sei.
„Ein Neurochemiker“, sagte Francis kopfschüttelnd,
aber fasziniert. Es klang wie aus einer anderen Welt.
Er las weiter in der Biographie dieses ihm bis vor
zwei Wochen völlig unbekannten Mannes, der auf einmal zur wichtigsten Person in
seinem Leben geworden war: 1 ,89 m, athletisch, Abschluss in Harvard, Doktorarbeit summa
cum laude, ein exzellenter Forscher. Sehr wohlhabend. Sein gegenwärtiger Aufenthaltsort
Santa Monica war jedoch durchgestrichen worden. Francis grinste wie verrückt,
er versuchte es abzustellen, aber es ging nicht. Er war einfach so verdammt,
verdammt glücklich, einen Vater wie ihn zu haben. Zum ersten Mal war er der
Sohn von jemand, auf den man stolz sein konnte. „Scheiße, mein Dad ist ja der
absolute Superheld“, rutschte es ihm heraus. Bis vor kurzem hatte er
befürchtet, von einem Versager oder Kriminellen gezeugt worden zu sein,
stattdessen hatte er nun offenbar den besten aller Väter. Er fühlte sich
phantastisch.
Andy deutete auf die Akte. „Ian Doble war damals
einer unserer fleißigsten Spender. Insgesamt sieben Frauen haben sich für ihn
entschieden.“
Francis fühlte sich noch immer phantastisch, bis er
begriff. Auf einen Schlag hatte er sechs weitere Geschwister.
Andy bemerkte seinen Fehler und schüttelte den Kopf.
„Die Namen deiner Geschwister und alles, was dazugehört, kriegst du von mir
nicht. Bei deinem Vater kann ich dir helfen, aber das ...“
„Schon okay, ich kenne ja nicht mal meinen Dad, sie
stammen also von einem Teil meiner Familie, der mir nichts sagt. Und ich will
sie eh nicht sehen.“ Vielleicht würde er diese Sätze später mal bereuen, im
Moment war Francis jedoch nur an seinem Vater interessiert.
„Und selbst wenn ich wollte“, sagte Andy daraufhin, „ich
könnte dir die Namen deiner Geschwister nicht sagen. Niemand kann das mehr.
Monroe hat alle Unterlagen verbrennen lassen. Das hier“, er deutete auf die
schmale Mappe über Mr. Doble und Ms. Dean, „habe ich nur, weil ich es damals
für deine Mutter aus Monroes Aktenschrank gestohlen habe. Ich habe es all die
Jahre nie weggeworfen. Aus verschiedenen Gründen. Aber, wenn ich ehrlich bin,
vor allem, weil ich die Seite über deine Mutter so gern gelesen habe.“
Als er das hörte, legte Francis die Unterlagen zu
Ian Doble beiseite und sah sich die Angaben zu Katherine Angela Dean an. Es
hieß, dass sie hervorragend für das Projekt geeignet sei und ein Stipendium
der Samenbank der Genies erhalten werde. Ihr iq lag über
dem Durchschnitt, sie hatte auch in allen weiteren Tests blendend abgeschnitten.
Bei „Beruf“ stand: Jurastudentin sowie ein Vermerk über ihr Cheerleading bei
den Lakers. Als Hobbys waren Lesen, Musikhören und Tanzen notiert. Auf dem Bild
war sie zweiundzwanzig und das schönste Mädchen der Welt. Francis kam wieder
der Lieblingssong seiner Mutter in den Sinn:
When I was young.
My faith was so much
stronger then.
I believed in fellow men.
And I was so much older
then.
When I was young.
Er wusste nicht, was seiner Mutter in ihrer Kindheit
widerfahren war, ob sie missbraucht, geschlagen und gedemütigt worden war, wie
fast alle in dieser kranken Scheißwelt. Er wusste nur, dass sie es irgendwann
nicht mehr ausgehalten hatte und als Teenager von zu Hause abgehauen war. Zeit
ihres Lebens hatte sie vorgehabt, alles besser zu machen. Sie hatte ein kleines
Genie als Kind haben und sich mit ihm etwas
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