Fast geschenkt
helfen, aber in mir rührt sich ein Funke Ärger.
»Willst du nicht mal wissen, warum?« Ich zupfe an den Fransen eines Kissens. Erst sagt Luke gar nichts und dann fragt er, als wenn es ihn wahnsinnig anstrengen würde: »Warum?«
»Weil sich niemand mehr für mich interessiert.« Ich streiche mir das Haar aus dem Gesicht. »Du bist nicht der Einzige, der einen schlechten Tag gehabt hat, Luke. Ich habe mir meine Zukunft in New York versaut. Keiner will mich mehr kennen.«
Das Gefühl der Demütigung wallt wieder in mir auf, als ich an die vielen Nachrichten denke, mit denen samt und sonders Termine und Verabredungen zum Lunch abgesagt wurden.
»Ich weiß ja, dass ich selbst schuld bin«, spreche ich weiter. »Ich weiß es ja. Aber trotzdem...« Meine Stimme wird verräterisch brüchig und ich muss tief einatmen. »Für mich läuft es auch nicht gerade besonders gut.« Ich sehe auf -doch Luke hat sich nicht einen Zentimeter vom Fleck gerührt. »Du könntest... Du könntest schon ein bisschen Mitgefühl zeigen.«
»Ein bisschen Mitgefühl zeigen«, wiederholt Luke tonlos.
»Ich weiß, dass ich mir das selbst zuzuschreiben habe -«
»Allerdings, verdammt noch mal!« Auf einmal entlädt sich Lukes aufgestauter Frust, indem er förmlich explodiert und sich endlich zu mir umdreht. »Becky, es hat dich niemand gezwungen, so viel Geld auszugeben! Ich meine, ich weiß ja, dass du gerne einkaufen gehst. Aber Herrgott noch mal! So viel Geld auszugeben... Das ist unverantwortlich! Hättest du dich denn nicht bremsen können?«
»Ich weiß es nicht!«, antworte ich zitterig. »Vielleicht. Aber ich konnte doch nicht wissen, dass das zu einer... Angelegenheit auf Leben und Tod werden würde! Luke, ich wusste nicht, dass ich verfolgt wurde. Ich habe das nicht mit Absicht getan.« Zu meinem Entsetzen spüre ich, wie mir eine Träne über die Wange rollt. »Und ich habe niemandem damit wehgetan. Ich habe niemanden verletzt. Ich habe niemanden umgebracht. Ich war vielleicht ein bisschen naiv -«
»Ein bisschen naiv! Das ist ja wohl die Untertreibung des Jahres!«
»Na gut, dann war ich eben sehr naiv! Aber ich habe kein Verbrechen begangen -«
»Du meinst also nicht, dass es ein Verbrechen ist, eine einmalige Chance wegzuwerfen?«, fährt Luke mich wütend an. »Denn was mich betrifft...« Er schüttelt den Kopf. »Herrgott Becky! Wir waren beide so weit. Wir waren schon in New York.« Er ballt die Hand zur Faust. »Und jetzt sieh uns an. Und das alles nur, weil du ständig wie eine Besessene einkaufst!«
»Besessen?«, schreie ich auf. Ich halte seinen anklagenden Blick nicht mehr aus. »Ich bin besessen? Das musst du gerade sagen!«
»Was meinst du damit?«, fragt er abweisend.
»Du bist besessen von deiner Arbeit! Davon, es in New York zu etwas zu bringen! Als du den Artikel gesehen hast, war dein erster Gedanke doch nicht, >Arme Becky< oder... >Wie gemein< oder so - nein, deine einzige Sorge war, welche Folgen er für dich und deinen Deal haben würde.« Ich werde immer lauter. »Dich interessiert doch ständig nur dein eigener Erfolg, und ich komme frühestens an zweiter Stelle. Ich meine, du hast es ja nicht mal für nötig befunden, mir von New York zu erzählen, bis alles so gut wie entschieden war! Und du hast einfach von mir erwartet, dass ich... mitziehe und das tue, was du willst. Kein Wunder, dass Alicia gesagt hat, ich würde als dein Anhang mitfahren!«
»Du bist nicht mein Anhang«, sagt er ungeduldig.
»Natürlich bin ich das! Genauso siehst du mich doch, oder? Ich bin irgendein kleiner Nobody, der... irgendwie in deinen tollen Plan reinpassen muss. Und ich war so blöd, mich darauf einzulassen...«
»Für so einen Blödsinn habe ich keine Zeit«, sagt Luke und steht auf.
»Du hast nie Zeit!«, sage ich tränenerstickt. »Suze hat mehr Zeit für mich als du! Du hattest keine Zeit, zu Toms Hochzeit zu kommen. Unser Kurzurlaub wurde zu einer Geschäftsreise. Du hattest keine Zeit, meine Eltern zu besuchen...«
»Gut, dann habe ich eben keine Zeit!«, schreit Luke mich plötzlich so laut an, dass ich erschrocken verstumme. »Dann kann ich eben nicht mit dir und Suze herumsitzen und hirnloses Zeug quatschen.« Frustriert schüttelt er den Kopf. »Ist dir eigentlich klar, wie sauhart ich arbeite? Hast du irgendeine Vorstellung davon, wie wichtig dieser Deal ist?«
»Warum ist er denn so wichtig?«, höre ich mich kreischen. »Warum ist es so verdammt wichtig, es in Amerika zu schaffen? Damit du deine
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