Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fast geschenkt

Fast geschenkt

Titel: Fast geschenkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
Vom Netzwerk:
Leuten da reden. Sie von sich überzeugen. Wenn er die Bank of London als Kundin verliert, steckt er wirklich metertief im Schlamassel.« Er beugt sich vor. »Wenn Sie mich fragen, sollte er noch heute Nachmittag nach London zurückfliegen.«
    »Und was will er machen?«
    »Er ist dabei, Gespräche mit jeder New Yorker Investmentbank zu arrangieren, von der ich je gehört habe.« Er schüttelt den Kopf. »Er hat es sich auf Teufel komm raus in den Kopf gesetzt, es in Amerika zu schaffen.«
    »Ich glaube, er will irgendetwas beweisen«, murmle ich. Seiner Mutter, füge ich fast noch hinzu.
    »Und Sie, Becky?« Michael sieht mich freundlich an. »Was machen Sie jetzt? Werden Sie versuchen, noch mehr Vorstellungsgespräche zu vereinbaren?«
    »Nein«, sage ich nach kurzem Überlegen. »Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass das viel Sinn hat.«
    »Sie bleiben also einfach hier bei Luke?«
    Da blitzt „das Bild von Lukes versteinertem Gesicht vor meinem inneren Auge auf, und ich verspüre einen Stich.
    »Das hat, glaube ich, auch nicht viel Sinn.« Ich trinke einen großen Schluck Brandy und versuche zu lächeln. »Wissen Sie was? Ich glaube, ich fliege einfach nach Hause.«

14
    Ich steige aus dem Taxi, wuchte meinen Koffer auf den Bürgersteig und betrachte traurig den grauen englischen Himmel. Ich kann nicht glauben, dass wirklich alles vorbei sein soll.
    Bis zur letzten Minute hatte ich insgeheim und verzweifelt gehofft, irgend jemand von den Fernsehleuten würde es sich doch noch anders überlegen und mir einen Job anbieten. Oder Luke würde mich bitten zu bleiben. Jedes Mal, wenn das Telefon klingelte, fuhr ich in der Hoffnung, dass ein Wunder geschehen möge, nervös zusammen. Aber es geschah kein Wunder. Natürlich nicht.
    Als ich mich von Luke verabschiedete, kam ich mir vor, als würde ich eine Rolle spielen. Ich wollte mich ihm am liebsten heulend an den Hals werfen, ihm eine runterhauen oder sonst etwas Dramatisches tun. Aber ich konnte nicht. Ich musste mir einen letzten Rest Würde bewahren. Es lief also alles ziemlich geschäftsmäßig ab, wie ich die Fluggesellschaft anrief, meinen Koffer packte und ein Taxi bestellte. Ich habe es nicht über mich gebracht, ihn zum Abschied auf den Mund zu küssen, darum habe ich ihm bloß schnell zwei Küsschen auf die Wangen gehaucht und mich dann von ihm abgewandt, bevor noch etwas gesagt werden konnte.
    Jetzt, zwölf Stunden später, bin ich völlig erschossen. Ich habe auf dem Flug kein Auge zugetan, so elend war mir vor Enttäuschung. Es ist nur wenige Tage her, seit ich in dem Glauben, in Amerika ein tolles neues Leben anzufangen, in die andere Richtung geflogen bin. Und jetzt bin ich wieder zurück - und habe weniger als zuvor. Und - als wäre das nicht schon schlimm genug - jeder weiß es. Wirklich jeder. Am Flughafen waren ein paar Mädchen, die mich offenbar erkannt haben - während ich auf mein Gepäck wartete, steckten sie die Köpfe zusammen und flüsterten und kicherten.
    Und ich weiß, dass ich genau das Gleiche tun würde, wenn ich sie wäre. Aber in dem Moment fühlte ich mich so gedemütigt, dass ich fast in Tränen ausgebrochen wäre.
    Deprimiert schleife ich mein Gepäck die Treppe hoch und schließe die Wohnungstür auf. Ich bleibe einige Sekunden im Flur unserer Wohnung stehen, lasse den Blick über unsere Jacken und Mäntel an der Garderobe und alte Briefe und Schlüssel in der Schale schweifen. Da wäre ich also wieder. In unserem alten Flur. In meinem alten Leben. Ich bin wieder da, wo ich angefangen habe. Ich sehe eine abgehärmte Becky im Spiegel und blicke schnell wieder weg.
    »Hallo?«, rufe ich. »Jemand zu Hause? Ich bin wieder da.«
    Erst mal rührt sich gar nichts. Dann erscheint Suze im Morgenmantel in ihrer Zimmertür. »Bex?«, ruft sie. »Du bist schon wieder da? Geht es dir gut?« Sie kommt näher, zieht den Morgenmantel fester um sich und sieht mir forschend ins Gesicht. »Ach, Bex.« Sie beißt sich besorgt auf die Lippe. »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
    »Ist schon gut«, sage ich. »Mir geht‘s gut. Wirklich.«
    »Bex -«
    »Ehrlich. Mir geht‘s gut.« Ich wende mich ab, bevor mich ihr sorgenvolles Gesicht doch noch zum Weinen bringt, und wühle in meiner Tasche herum. »Ach, übrigens... Ich habe dir die Clinique-Sachen mitgebracht, die du haben wolltest ... und die spezielle Gesichtsmaske für deine Mutter...«
    Ich reiche ihr die Flaschen und wühle etwas leidenschaftlicher weiter. »Ich habe hier noch mehr

Weitere Kostenlose Bücher