Fast geschenkt
geht‘s prima!«, behaupte ich, blicke zu ihr auf und zwinge meine versteinerten Gesichtszüge zu einem Lächeln. »Wie war die Konferenz?«
»Die... war ziemlich gut«, sagt Suze beschämt. »Ständig hat mir irgend jemand dazu gratuliert, dass meine Rahmen sich so gut verkaufen. Die wussten alle, wer ich bin! Meine neuen Designs wurden präsentiert und alle waren total begeistert...«
»Das freut mich für dich, Suze.« Ich nehme ihre Hand und drücke sie ganz fest. »Du hast es verdient.«
»Na ja. Ich weiß nicht.« Sie beißt sich auf die Lippe, dann kommt sie ins Zimmer, hebt eine leere Weinflasche vom Boden auf und stellt sie auf den Tisch.
»Und...? Hat Luke sich gemeldet?«, fragt sie vorsichtig. »Nein«, antworte ich nach langem Schweigen. »Hat er nicht.« Ich sehe zu Suze, dann wieder weg.
»Was guckst du denn da?«, fragt Suze, als eine Reklame für Cola Light läuft.
»Morning Coffee«, sage ich. »Als Nächstes kommt das Zuschauertelefon für Geldfragen.«
»Was?«, fragt Suze entsetzt. »Komm, Bex, wir schalten um.« Sie will sich die Fernbedienung schnappen, aber ich bin schneller.
»Nein!«, widersetze ich mich ihr und starre unverwandt auf den Bildschirm. »Ich will das sehen.«
Die allseits bekannte Erkennungsmelodie von Morning Coffee plärrt uns entgegen, während gleichzeitig die Grafik einer Kaffeetasse auf dem Bildschirm erscheint, zerschmilzt und schließlich den Blick ins Studio freigibt.
»Hallo!«, spricht Emma fröhlich in die Kamera. »Da sind wir wieder. Und jetzt stellen wir Ihnen unsere neue Expertin in Finanzangelegenheiten vor: Cläre Edwards!«
»Wer ist Cläre Edwards?«, fragt Suze und guckt angewidert auf die Mattscheibe.
»Mit der habe ich bei Successful Saving zusammengearbeitet«, antworte ich ohne mich zu rühren. »Sie hat neben mir gesessen.«
Die Kamera schwenkt um zum anderen Sofa, auf dem Cläre sitzt und ziemlich finster dreinschaut.
»Die sieht“ aber nicht gerade aus, als wenn mit ihr gut Kirschen essen wäre«, stellt Suze fest.
»Ist es auch nicht. Sie gehört zu denen, die einem auch noch die Stiele in die Augen werfen.«
»Also Cläre«, spricht Emma sie heiter an. »Wie lautet denn Ihre Grundphilosophie in Sachen Geld?«
»Haben Sie einen Slogan?«, schaltet Rory sich freudig ein.
»Ich halte nicht viel von Slogans«, klärt Cläre Rory auf und sieht ihn missbilligend an. »Sie sind viel zu oberflächlich, als dass sie dem komplexen Ernst privater Geldangelegenheiten gerecht werden könnten.«
»Schön!«, sagt Rory. »Natürlich. Ahm... also - haben Sie ein paar generelle Tipps, wie man sein Geld am besten vermehrt, Cläre?«
»Ich halte auch nichts von sinnlosen und irreführenden Verallgemeinerungen«, erläutert Cläre. »Jeder, der sein Geld vermehren will, sollte es in einer Auswahl von Investitionsmöglichkeiten anlegen, die seinen ganz persönlichen Anforderungen und seinem steuerlichen Status entspricht.«
»Wie Recht Sie haben!«, sagt Emma nach einer kurzen, peinlichen Pause. »Gut. Dann - fangen wir doch am besten mit unserem ersten Anrufer an, oder? Das ist eine Anruferin, nämlich Mandy aus Norwich.«
Als Mandy auf die Studioleitung umgeschaltet wird, klingelt bei uns das Telefon.
»Hallo?«, meldet Suze sich und macht den Fernseher leiser. »Hallo, Mrs. Bloomwood! Möchten Sie mit Becky sprechen?«
Sie bedeutet mir, ans Telefon zu kommen, aber ich will nicht. Seit ich wieder in London bin, habe ich nur einmal ganz kurz mit Mum und Dad gesprochen. Sie wissen, dass ich jetzt doch nicht nach New York ziehen werde - aber mehr noch nicht. Ich bringe es einfach nicht fertig, ihnen zu erzählen, dass auch alle anderen Pläne sich hoffnungslos zerschlagen haben.
»Becky, Liebes, ich habe gerade Morning Coffee geguckt!«, ruft meine Mutter. »Was macht denn diese Cläre da? Wieso gibt die jetzt Rat in Geldangelegenheiten?«
»Das ist... schon okay, Mum. Mach dir keine Sorgen!« Ich balle die freie Hand so fest zur Faust, dass sich mir die Fingernägel ins Fleisch graben. »Die haben sie bloß... als Ersatz für mich engagiert... für die Zeit, in der ich weg war.«
»Aha. Na, da hätten sie sich aber jemand Besseren aussuchen können! Ein fürchterliches Gesicht macht die, oder?!« Dann höre ich eine Stimme im Hintergrund, und Mum sagt: »Was war das, Graham? Stimmt. Dad meint, jetzt kann man wenigstens richtig sehen, wie gut du bist! Aber da du wieder da bist, können sie auf den Ersatz doch verzichten!«
»So einfach geht
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