Fast geschenkt
möglich so viel Geld wie möglich verdienen. Und dann spaziere ich mit einem fetten Scheck in die Bank, knalle ihn vor diesem John Gavin auf den Tisch und sage spitz, aber dennoch höflich -
»Bex?« Suze fasst mich am Arm, und da merke ich erst, dass ich an unserer Haustür vorbeigelaufen bin.
»Alles in Ordnung?«, fragt Suze, als sie aufschließt. »Mann, das war vielleicht ein Arsch, oder?«
»Mir geht‘s gut«, sage ich und hebe das Kinn an. »Dem werde ich es zeigen. Ich werde mein Konto ausgleichen. Wart‘s nur ab. Ich werde es allen zeigen.«
»Super!«, freut sich Suze. Sie bückt sich und hebt einen Brief von der Fußmatte auf. »Für dich«, sagt sie. »Von Morning Coffee.«
»Ah!« Während ich den Umschlag öffne, spüre ich Hoffnung in mir aufsteigen. Vielleicht bieten sie mir einen anderen Job an. Etwas, wo ich so viel verdiene, dass ich meine Schulden auf einen Schlag begleichen kann. Vielleicht haben sie Emma entlassen und ich soll ihren Platz als Moderatorin einnehmen! Oder vielleicht...
Oh mein Gott. O Gott. Nein.
MORNING COFFEE
East-West Television
Corner House
London NW8 4DW
Ms. Rebecca Bloomwood
Flat 2
4 Burney Rd.
London SW6 8FD
9. Oktober 2000
Liebe Becky,
zunächst möchte ich mein Bedauern über die dir zuteil gewordene, unfreiwillige Publicity aussprechen. Du hast mir sehr Leid getan, und ich weiß, dass auch Rory, Emma und der Rest des Teams sich diesen Worten anschließen würden.
Wie du weißt, ist die Morning-Coffee-Familie stets loyal und hält zu ihren Mitgliedern, und wir haben noch nie zugelassen, dass negative Publicity der Entfaltung eines echten Talents im Wege steht. Wir haben jedoch zufällig ohnehin und völlig unabhängig von dieser Geschichte alle unsere regelmäßigen Mitarbeiterinnen einer Prüfung unterzogen und sind nach einiger Diskussion zu dem Entschluss gelangt, dich für eine Weile aus dem Programm zu nehmen.
Ich möchte betonen, dass es sich hierbei nur um eine vorübergehende Maßnahme handelt. Dennoch müssen wir dich darum bitten, deinen East-West-TV-Hausausweis im beigelegten Rückumschlag an uns zurückzuschicken und den ebenfalls beigelegten Auflösungsvertrag zu unterschreiben.
Die von dir bei uns geleistete Arbeit war fabelhaft (keine Frage!). Wir wissen, dass sich dein Talent an anderer Stelle weiter entfalten wird und dass unser Beschluss für eine so dynamische Persönlichkeit wie dich ganz sicher keinen Rückschlag bedeutet!
Mit den besten Wünschen und Grüßen
Morning Coffee/East-West Television
Zelda Washington
Produktionsassistentin
Paradigm Selfhelp Books Ltd.
695 Soho Square London Wl 5 AS
Ms. Rebecca Bloomwood
Flat 2
4 Burney Rd.
London SW6 8FD
09. Oktober 2000
Liebe Becky!
Vielen Dank für den ersten Entwurf von Becky Bloomwoods Goldene Geldregeln. Wir freuen uns, dass Sie sich solche Mühe mit dem Werk gegeben haben. Sie schreiben flüssig und flott, und Sie haben in der Tat einige interessante Gesichtspunkte aufgegriffen.
Leider sind 500 Wörter allerdings - ganz gleich, wie brillant sie sein mögen - nicht ganz ausreichend für ein Selbsthilfebuch. Ihr Vorschlag, den Rest des Buches »mit Fotos aufzufüllen« ist leider nicht wirklich praktikabel.
Wir sind deshalb schweren Herzens zu dem Schluss gekommen, dass dieses Projekt in keiner Hinsicht rentabel ist und müssen Sie daher bitten, den bereits gezahlten Vorschuss zurückzuerstatten.
Mit den besten Grüßen
Paradigm Selfhelp Books Ltd.
Pippa Brady
Lektorin
Paradigm Books: Ihre Hilfe zur Selbsthilfe
JETZT ERSCHIENEN:
Überleben im Dschungel von Brig. Roger Flintwood
15
Die nächsten Tage setze ich keinen Fuß vor die Tür. Ich gehe nicht ans Telefon und spreche mit niemandem. Ich fühle mich nackt und verwundbar, als könnte jeder Blick von außen, jede Frage oder auch nur das Sonnenlicht mir Schmerzen zufügen. Ich muss allein sein. Im Dunklen. Suze ist zu einer großen Hadleys Verkaufs- und Marketingkonferenz nach Milton Keynes gefahren, ich bin also ganz für mich in der Wohnung. Ich lasse mir Essen bringen, trinke zwei Flaschen Weißwein und behalte rund um die Uhr meinen Schlafanzug an.
Als Suze wiederkommt, sitze ich noch genauso auf dem Fußboden, wie sie mich dort zurückgelassen hat: Den Blick starr auf die Glotze gerichtet, stopfe ich mir ein KitKat nach dem anderen in den Mund.
»O Gott.« Suze lässt ihre Taschen auf den Boden plumpsen. »Bex, ist alles in Ordnung? Geht‘s dir gut? Ich hätte dich nicht allein lassen dürfen.«
»Mir
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