Fast geschenkt
das nicht«, sage ich. »Es gibt ja schließlich Verträge... und so.«
»Und wann bist du wieder dran? Ich weiß genau, dass Janice mich das fragen wird!«
»Ich weiß es nicht, Mum.« Jetzt verzweifle ich aber gleich. »Ich muss Schluss machen, Mum, es hat an der Tür geklingelt. Ich melde mich wieder!«
Ich lege auf und schlage die Hände vors Gesicht.
»Was soll ich bloß tun?«, jammere ich. »Was soll ich tun, Suze? Ich kann ihnen doch nicht sagen, dass die mich gefeuert haben. Das kann ich einfach nicht.« Zu meinem eigenen Entsetzen spüre ich, wie mir Tränen aus den Augen laufen. »Sie sind so stolz auf mich. Und ich enttäusche sie dauernd nur.«
»Du enttäuschst sie überhaupt nicht!«, fährt Suze mich an. »Das ist doch nicht deine Schuld, dass Morning Coffee völlig bescheuert überreagiert hat! Und ich wette, es tut ihnen jetzt schon Leid. Ich meine, guck sie dir bloß mal an!«
Sie macht wieder lauter und Cläres strenge Stimme dröhnt uns entgegen.
»Diejenigen, die nicht privat für ihre Rente Vorsorgen, sind nichts anderes als Schmarotzer, die später auf Kosten derer leben, die vorgesorgt haben.«
»Soso«, sagt Rory. »Finden Sie das nicht ein bisschen hart ausgedrückt?«
»Jetzt hör dir das an!«, regt Suze sich auf. »Die ist ja schrecklich!«
»Kann schon sein«, sage ich. »Aber selbst wenn sie sie entlassen, werden sie mich nicht wiederhaben wollen. Dann würden sie ja eingestehen, dass sie einen Fehler gemacht haben.«
»Aber das haben sie doch auch!«
Da klingelt schon wieder das Telefon, und Suze sieht mich an. »Bist du da?«
»Nein. Und du weißt auch nicht, wann ich wiederkomme.«
»Okay...« Sie geht ans Telefon. »Hallo? Tut mir Leid, Becky ist nicht zu Hause.«
»Mandy, Sie haben jeden Fehler gemacht, den man nur machen kann«, spricht Cläre Edwards weiter. »Haben Sie denn noch nie etwas von einem Sparkonto gehört? Und was Ihren Plan betrifft, Ihr Haus zu belasten, um sich ein Boot kaufen zu können...«
»Nein, ich weiß nicht, wann sie wiederkommt«, sagt Suze. »Kann ich ihr etwas ausrichten?« Sie nimmt sich einen Stift und schreibt etwas auf. »Gut... ja, in Ordnung. Ja, sage ich ihr. Danke.«
»Und?«, sage ich, nachdem sie aufgelegt hat. »Wer war das?«
Ich weiß, es ist dumm und naiv, aber als ich zu ihr aufsehe, keimt schon wieder eine kleine Hoffnung in mir. Vielleicht war das irgendein anderer Produzent. Von einer anderen Show. Vielleicht war das jemand, der mir meine eigene Kolumne anbieten will. Vielleicht war es John Gavin, der sich bei mir entschuldigen und einen unbegrenzten, gebührenfreien Überziehungskredit anbieten möchte. Vielleicht kommt doch noch alles in Ordnung.
»Mel. Lukes Assistentin.«
»Oh.« Besorgt starre ich sie an. »Was wollte sie?«
»Da ist anscheinend ein Paket für dich im Büro angekommen. Aus den USA. Von Barnes and Noble?«
Ich sehe sie verständnislos an - bis mir schlagartig wieder einfällt, dass ich mit Luke bei Barnes and Noble gewesen war. Ich habe einen Haufen Bildbände gekauft und Luke schlug vor, sie auf Kurierkosten der Firma nach London zu schicken, statt sich mit ihnen abzuschleppen. Das kommt mir vor, als wenn es schon Millionen Jahre her wäre.
»Ach ja, ich weiß, was das ist.« Ich zögere. »Hat sie... irgendwas von Luke gesagt?«
»Nein.« Ich merke, dass Suze diese Antwort Leid tut. »Sie hat nur gesagt, dass du jederzeit hereinschauen kannst. Und sie hat gesagt, dass es ihr sehr Leid tut, was da passiert ist... und wenn du Lust hättest, mit ihr zu quatschen, sollst du sie einfach anrufen.«
»Okay.« Ich ziehe die Schultern hoch, schlinge die Arme um die Knie und mache den Fernseher wieder lauter. »Mach ich.«
Doch die folgenden Tage sage ich mir immer wieder, dass ich nicht hingehen werde. Die Bücher will ich sowieso nicht mehr haben. Und allein beim Gedanken daran, mich den neugierigen Blicken von Lukes Angestellten auszusetzen, mich zusammenzureißen und so zu tun, als wenn es mir gut ginge, wird mir ganz anders.
Aber irgendwann bekomme ich dann doch Lust, Mel zu sehen. Sie ist die Einzige, mit der ich reden kann und die Luke wirklich kennt. Ein richtig offenes Gespräch mit ihr würde mir gut tun. Und vielleicht hat sie auch etwas darüber gehört, wie es in den USA weiterläuft. Ich weiß, dass Luke und ich uns de facto getrennt haben und dass es mich eigentlich gar nichts mehr angeht. Es liegt mir aber immer noch daran zu erfahren, ob es geklappt hat mit seinem Deal oder
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