Fast geschenkt
versuche bloß, einen Job zu finden. Und mein chaotisches Leben in Ordnung zu bringen. Solche Sachen.«
»Aha.« Suze sieht mich mitleidig an. »Hast du schon was Interessantes gefunden?«
Ich tippe auf eine eingekringelte Annonce.
»Annuities Today sucht einen Chefredakteur. Der passende Kandidat wäre automatisch auch Chefredakteur der jährlichen Sonderbeilage für Steuerrückzahlungen!«
»Echt?« Suze verzieht aus Versehen das Gesicht und fügt dann hastig hinzu: »Ich meine... das hört sich toll an! Wirklich interessant!«
»Steuerrückzahlungen? Ich bitte dich, Suze.«
»Na ja, du weißt schon - relativ gesehen.«
Ich lege den Kopf auf meine Knie und starre den Wohnzimmerteppich an. Der Ton des Fernsehers ist heruntergedreht, und bis auf Suzes Geknusper herrscht Stille.
»Suze... was mache ich denn, wenn ich keinen Job finde?«, frage ich unvermittelt.
»Natürlich findest du einen Job! Sei doch nicht albern! Du bist ein Fernsehstar!«
»Ich zwar ein Fernsehstar. Bis ich alles kaputtgemacht habe. Bis mein Leben in Scherben vor mir lag.«
Ich schließe die Augen und lasse mich noch weiter auf den Boden sinken, bis mein Kopf auf dem Sofa liegt. So könnte ich mein ganzes Leben lang liegen bleiben.
»Bex, ich mache mir Sorgen um dich«, sagt Suze. »Du hast seit Tagen die Wohnung nicht verlassen. Was hast du sonst noch vor heute?«
Ich mache kurz die Augen auf und sehe, wie sie mich sorgenvoll anblickt.
»Weiß nicht. Morning Coffee gucken.«
»Du wirst nicht Morning Coffee gucken!«, bestimmt Suze. »Komm.« Sie legt den Media Guardian weg. »Ich habe nämlich eine richtig gute Idee.«
»Was denn?«, frage ich misstrauisch, als sie mich zu meinem Zimmer schleift. Sie macht die Tür auf, führt mich hinein und deutet auf das Chaos überall, indem sie beide Arme ausbreitet.
»Ich finde, du solltest den Vormittag damit verbringen auszumisten.«
»Was?« Entsetzt starre ich sie an. »Ich will aber nicht ausmisten.«
»Natürlich willst du! Glaub mir, danach fühlst du dich genauso gut wie ich mich hinterher gefühlt habe. Das war so klasse!«
»Ja, und du hattest keine Klamotten mehr! Drei Wochen lang hast du dir von mir Unterhosen leihen müssen.«
»Gut, okay«, gibt sie zu. »Ich bin vielleicht ein bisschen zu weit gegangen. Aber es geht doch darum, dass eine gründliche Ausmistaktion dein Leben von Grund auf verändern wird!«
»Wird sie nicht.«
»Natürlich wird sie das! Das ist Feng Shui. Du musst gewisse Dinge aus deinem Leben herauslassen, damit neue, gute Dinge hineinkönnen.«
»Alles klar.«
»Wirklich! Kaum hatte ich ausgemistet, hat Hadleys mich angerufen und mir ein Angebot gemacht. Komm schon, Bex. Ein kleines bisschen Ausmisten würde dir sooo gut tun.« Sie reißt meinen Kleiderschrank auf und fängt an, meine Klamotten zu durchwühlen.
»Ich meine, jetzt guck dir das doch mal an«, sagt sie und zieht einen blauen Lederrock mit Fransen hervor. »Wann hast du den zum Beispiel zuletzt angehabt?«
»Ist noch gar nicht so lange her«, sage ich und kreuze hinter meinem Rücken die Finger. Den Rock habe ich an einem Stand in der Portobello Road gekauft, ohne ihn überhaupt anzuprobieren - und als ich ihn zu Hause angezogen habe, war er zu klein. Aber man weiß ja nie, vielleicht nehme ich eines Tages tierisch viel ab.
»Und die hier... und die...« Ungläubig runzelt Suze die Stirn. »Meine Güte, Bex! Wie viele schwarze Hosen hast du eigentlich?«
»Nur eine! Zwei vielleicht.«
»Vier... fünf... sechs...« Sie schiebt einen Bügel nach dem anderen zur Seite und zerrt entschlossen mehrere Hosen aus dem Schrank.
»Die ist für wenn ich mich fett fühle«, verteidige ich mich, als sie meine superbequemen, alten Benetton Bootcuts herausholt. »Und das da sind Jeans!«, rufe ich, als sie anfängt, weiter unten im Schrank herumzuwühlen. »Jeans sind keine Hosen!«
»Wer sagt das?«
»Jeder sagt das! Weil das jeder weiß.«
»Zehn... elf...«
»Ja... und die da sind zum Skifahren! Das ist etwas ganz anderes! Das ist Sportkleidung.« Suze dreht sich zu mir um.
»Bex, du bist noch nie Skifahren gewesen.«
»Ich weiß«, gestehe ich nach einer Weile. »Aber... du weißt schon. Für den Fall, dass ich mal dazu eingeladen werde. Und die waren im Angebot.«
»Und was ist das?« Mit spitzen Fingern hebt sie meine Fechtmaske hoch. »Die kann ja wohl direkt in den Müll.«
»Ich will anfangen zu fechten«, entgegne ich beleidigt. »Ich will Catherine Zeta Jones‘ Stuntdouble
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