Fast geschenkt
zusammen!
Das ist ja geil! Das wird mein Leben völlig umkrempeln!
Das ist die Revolution! Warum ausmisten, wenn ich vakuumverpacken kann?
Ich habe acht Tüten - und als alle voll sind, verstaue ich sie im Schrank und mache die Tür zu. Es ist ein bisschen eng, und ich höre ein leises Zischen, als ich die Tür zudrücke - aber die Sachen sind drin! Passt, wackelt und hat Luft!
Und jetzt sehen Sie sich mal mein Zimmer an! Das ist unglaublich! Gut, es ist nicht gerade picobello - aber schon viel besser als vorher! Die restlichen noch herumfliegenden Sachen lasse ich schnell unter meiner Bettdecke verschwinden, auf der ich dann ein paar Kissen arrangiere. Ich trete einen Schritt zurück und sehe mich um. Mir wird ganz warm vor Stolz. So gut hat mein Zimmer noch nie ausgesehen. Und Suze hat Recht - ich fühle mich auch irgendwie anders.
Wer weiß, vielleicht ist an Feng Shui doch etwas dran. Vielleicht ist das der Wendepunkt in meinem Leben. Vielleicht wird jetzt wirklich alles anders.
Ich werfe einen letzten, bewundernden Blick auf mein Werk und rufe dann: »Fertig!«
Als Suze in der Tür erscheint, sitze ich selbstgefällig auf dem Bett und freue mich über ihr offenkundiges Erstaunen.
»Bex, das ist der Wahnsinn!«, sagt sie und betrachtet fassungslos das geräumte Schlachtfeld. »Das ging ja schnell! Ich habe Ewigkeiten gebraucht, um bei mir auszumisten!«
»Na ja, du weiß doch.« Ich zucke ganz cool mit den Schultern. »Wenn ich mich einmal entschließe, etwas zu tun, dann tue ich es auch richtig.«
Sie kommt herein und bleibt völlig fasziniert vor meinem Frisiertisch stehen.
»Mann, ich wusste ja gar nicht, dass dein Frisiertisch eine Marmorplatte hat!«
»Ja«, sage ich stolz. »Hi!bsch, nicht?«
»Aber wo ist der ganze Müll? Wo sind die Mülltüten?«
»Die sind... die habe ich schon entsorgt.«
»Das heißt, du hast ganz viel weggeschmissen?«, fragt sie und schlendert zum fast leeren Kaminsims hinüber. »Sieht ganz danach aus.«
»Ganz... eine ganze Menge«, weiche ich aus. »Gegen Ende bin ich immer rigoroser geworden.«
»Ich bin echt beeindruckt!« Sie bleibt vor meinem Kleiderschrank stehen und ich beobachte sie nervös.
Nicht aufmachen, bete ich. Bitte nicht aufmachen.
»Hast du überhaupt noch etwas übrig?«, fragt sie grinsend und öffnet die Schranktür. Im selben Moment fangen wir beide an zu kreischen.
Es ist, als würde eine Nagelbombe explodieren.
Nur dass statt Nägeln Klamotten fliegen.
Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe. Aber eine der Tüten platzt auf, verteilt Pullover im ganzen Zimmer und schiebt alle anderen Tüten aus dem Schrank. Dann platzt noch eine auf, und dann noch eine. Es hagelt Klamotten. Suze ist von oben bis unten mit Stretchtops bedeckt. Über dem Lampenschirm hängt ein Paillettenrock. Ein BH saust quer durch das Zimmer und fliegt gegen das Fenster. Suze ist hin- und hergerissen zwischen Kreischen und Lachen, und ich wedle wie wild mit den Armen und rufe immer nur völlig sinnlos »Halt! Halt!«. Und dann -
O nein. Bitte nicht. Halt. Bitte.
Aber es ist zu spät. Eine Kaskade von Einkaufstüten, die ich auf dem Schrank versteckt hatte, ergießt sich auf den Boden. Eine nach der anderen verlässt ihr Schattendasein und drängt ans Licht. Sie fallen Suze auf den Kopf, landen auf dem Boden und entledigen sich ihres Inhalts - und der ist in jeder Tüte der gleiche. Graue, schimmernde Schachteln mit einem silbernen »S-C-S«-Aufdruck.
Ungefähr vierzig Stück.
»Was...« Suze zieht sich ein T-Shirt vom Kopf und starrt mit offenem Mund die Schachteln an. »Was zum Himmel hast du...« Sie kämpft sich durch die Berge von Klamotten, nimmt eine Schachtel, macht sie auf und sagt nichts mehr. Eingewickelt in türkisfarbenes Seidenpapier lugt ein mit hellbraunem Leder bezogener Bilderrahmen hervor.
O Gott. O Gott, warum mussten die herunterfallen?
Ohne einen Ton zu sagen, bückt Suze sich und hebt eine Tüte von Gifts and Goodies auf. Sie fasst hinein, und als sie zwei Schachteln herauszieht, flattert der Kassenbon zu Boden. Sie öffnet die Schachteln - und in beiden verbirgt sich ein mit lila Tweed bezogener Bilderrahmen.
Ich mache den Mund auf, um etwas zu sagen - aber ich bleibe stumm. Wir starren uns eine Weile einfach nur an.
»Bex... wie viele hast du davon?«, fragt Suze schließlich mit belegter Stimme.
»Ahm... nicht so viele«, sage ich und merke, wie mein Gesicht ganz heiß wird. »Höchstens...
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