Fast geschenkt
ich jeden Tag bei Marks & Spencer Sushi gegessen habe.
Suze starrt mich einige Minuten an. Auf ihrem Gesicht zeigen sich Sorgenfalten.
»Bex - glaubst du, dass die anderen Rechnungen genauso hoch sind wie die?«
Ohne einen Ton zu sagen, nehme ich mir den Umschlag von Selfridges und reiße ihn auf. Im selben Augenblick fällt mir der Entsafter aus Chrom ein, den ich unbedingt haben musste ... Ich habe ihn noch kein einziges Mal benutzt. Und das Kleid mit Pelzbesatz am Saum. Wo ist das eigentlich?
»Wie viel?«
»Genug«, antworte ich und schiebe die Rechnung wieder in den Umschlag, bevor Suze sehen kann, dass sie sich auf über 400 Pfund belauft.
Ich wende mich ab und versuche, ruhig zu bleiben. Aber ich bin entsetzt und auch ein bisschen sauer. Das kann doch alles gar nicht stimmen. Ich meine, ich habe meine Schulden doch alle bezahlt. Ich habe alle Schulden bezahlt. Was habe ich denn davon, alle Kreditkartenschulden bezahlt zu haben, wenn die Karten fröhlich wieder neue Schulden anhäufen? Was habe ich davon? Da kann ich mich doch gleich aufhängen.
»Jetzt mach dir mal keine Sorgen, Bex«, sagt Suze. »Das kommt schon alles in Ordnung. Ich löse einfach deinen Mietscheck für diesen Monat nicht ein.«
»Nein!«, rufe ich. »Sei nicht albern. Du warst sowieso schon viel zu gut zu mir. Ich will dir kein Geld schulden. Dann will ich lieber Marks & Spencer was schulden.« Suze sieht wirklich sehr besorgt aus. »Suze, mach dir keine Gedanken! Das hier kann ich doch mit links noch ein bisschen aufschieben.« Ich schlage mit dem Handrücken auf dieRechnung. »Und die Bank frage ich einfach, ob ich ein bisschen mehr überziehen darf. Genau genommen, habe ich gerade erst um einen größeren Dispo gebeten - also kann ich auch gleich um ein bisschen mehr bitten. Ich rufe jetzt gleich an.«
»Wann, jetzt?«
»Warum denn nicht?«
Ich schnappe mir das Telefon und einen alten Kontoauszug und wähle flugs die Nummer der Endwich Bank.
»Ist alles überhaupt kein Problem«, versichere ich Suze. »Wirst schon sehen. Ein kleiner Telefonanruf, und fertig.«
»Ihr Anruf wird an das zentrale Endwich Callcenter weitergeleitet«, verrät mir eine blecherne Stimme. »Bitte merken Sie sich die folgende Nummer: 0800...«
»Was ist los?«, fragt Suze.
»Ich werde an irgendeine Zentrale oder so weitergeleitet«, sage ich, als mir die ersten Töne der Vier Jahreszeiten entgegendudeln. »Da sind die Leute bestimmt wahnsinnig schnell und effizient. Toll, was? Dass man das alles per Telefon erledigen kann.«
»Herzlich willkommen bei der Endwich Bank!«, begrüßt mich eine neue Stimme. »Bitte geben Sie Ihre Kontonummer ein.«
Meine Kontonummer? Weiß ich nicht auswendig. Mist -
Ach doch. Auf meinem Kontoauszug!
»Danke!«, sagt eine Stimme, als ich fertig bin. »Und jetzt geben Sie bitte Ihre persönliche Identifikationsnummer ein.«
Was?
Persönliche Identifikationsnummer? Ich wusste gar nicht, dass ich eine persönliche Identifikationsnummer habe! Also echt! Das haben die mir nie gesagt -
Oder... doch, ich glaube, da war mal was.
Oh Gott. Wie war die doch gleich? Irgendetwas mit 73? Oder war‘s mit 37?
»Bitte geben Sie Ihre persönliche Identifikationsnummer ein«, wiederholt die Stimme freundlich.
»Aber ich weiß meine blöde persönliche Identifikationsnummer nicht!«, sage ich. »Schnell, Suze, wenn du ich wärst, was würdest du dir als persönliche Identifikationsnummer wählen?«
»Oh!«, sagt Suze. »Tja... also... ich glaube, ich würde... wie wär‘s mit 1234?«
»Bitte geben Sie Ihre persönliche Identifikationsnummer ein«, sagt die Stimme noch einmal.
Gott, was für ein Stress!
»Versuch‘s doch mit der Nummer von meinem Fahrradschloss!«, schlägt Suze vor. »435.«
»Suze - ich brauche meine Nummer, nicht deine.«
»Vielleicht hast du dir die ja ausgesucht. Wer weiß!«
»Bitten geben Sie -«
»Ja, ja, schon gut!«, schreie ich und gebe 435 ein.
»Das Passwort ist ungültig«, meldet die Stimme.
»Ich wusste doch, dass es nicht funktioniert!«
»Hätte doch sein können«, verteidigt Suze sich.
»Die muss doch vierstellig sein«, sage ich, als mir plötzlich etwas einfällt. »Ich musste da anrufen und meine Nummer registrieren lassen... ich habe in der Küche gestanden... und ja! Ja! Ich hatte gerade erst die Karen-Millen-Schuhe gekauft und habe auf das Preisschild geguckt... und das war die Nummer, die ich genommen habe!«
»Wie viel haben sie gekostet?«, fragt Suze
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