Fast geschenkt
aufgeregt.
»Eigentlich... 120 Pfund... aber sie waren runtergesetzt auf... 84,99!«
»Na, dann tipp das ein! 8499!«
Fieberhaft tippe ich 8499 ein - und höre zu meinem größten Erstaunen, wie die Stimme sagt: »Vielen Dank! Sie sprechen nun mit der Endwich Bank Corporation. Endwich -Wir sind für Sie da. Wenn Sie eine Schuldenberatung wünschen, drücken Sie bitte die 1. Wenn Sie mit der Rückzahlung Ihrer Hypothek im Rückstand sind, drücken Sie bitte die 2. Wenn es um Kontoüberziehung und Kontoführungsgebühren geht, drücken Sie bitte die 3. Wenn Sie...«
»Okay! Jetzt haben sie mich durchgeschaltet.« Ich atme tief aus und komme mir ein bisschen vor wie James Bond, der den Code geknackt hat, mit dem er jetzt die Welt rettet. »Und jetzt? Schuldenberatung oder Kontoüberziehung und Kontoführungsgebühren?«
»Kontoüberziehung und Kontoführungsgebühren«, sagt Suze kenntnisreich.
»Okay.« Ich drücke die 3 und schon eine Sekunde später werde ich von einer fröhlichen Singsang-Stimme begrüßt.
»Guten Tag! Herzlich Willkommen beim Endwich Bank Callcenter. Mein Name ist Dawna. Was kann ich für Sie tun, Miss Bloomwood?«
»Oh, hallo!«, sage ich verdutzt. »Sind Sie echt?«
»Ja!« Dawna lacht. »Ich bin echt. Was kann ich für Sie tun?«
»Ahm... ja. Also. Ich wollte fragen, ob mein Dispo-Kredit wohl ein bisschen ausgeweitet werden könnte. Um ein paar hundert Pfund, wenn das ginge. Oder ruhig auch etwas mehr, wenn Sie so viel haben...«
»Verstehe«, sagt Dawna ausgesucht freundlich. »Geht es um eine spezielle Anschaffung oder Ausgabe, oder handelt es sich eher um einen allgemeinen Bedarf?«
Sie klingt so lieb und nett, dass ich mich immer mehr entspanne.
»Also, die Sache ist die: Ich habe in letzter Zeit so einiges in meine berufliche Zukunft investieren müssen, und jetzt flattert eine Rechnung nach der anderen ins Haus und... ich weiß gar nicht, wovon ich die bezahlen soll.«
»Ah ja«, sagt Dawna liebenswürdig.
»Ich meine, nicht dass ich in finanziellen Schwierigkeiten stecken würde, nein. Ich bin nur... vorübergehend knapp bei Kasse.«
»Vorübergehend knapp bei Kasse«, wiederholt sie, und ich höre sie etwas in ihren Computer tippen.
»Wahrscheinlich hat sich nur wieder ein bisschen was angestaut. Aber der Punkt ist, dass ich alles abbezahlt hatte. Und ich dachte, jetzt könnte ich mich wieder entspannen.«
»Ah ja.«
»Sie verstehen das also?« Erleichtert strahle ich Suze an, die als Antwort ihren Daumen hochstreckt. Na, also, funktioniert doch. Ein kurzer Anruf, das ist alles, genau wie in der Werbung. Keine bösen Briefe, keine verfänglichen Fragen...
»Ich verstehe das vollkommen«, sagt Dawna. »Das passiert ja jedem von uns mal.«
»Das heißt - ich bekomme einen größeren Kredit?«, freue ich mich.
»Nun ja, ich bin leider nicht ermächtigt, Ihren Disporahmen um mehr als 50 Pfund zu erweitern«, erklärt Dawna. »Für alles, was darüber hinausgeht, müssten Sie sich mit dem Leiter der Kreditabteilung Ihrer Zweigstelle in Verbindung setzen. Das ist... einen Moment bitte... Fulham... ein Mister John Gavin.«
Fassungslos starre ich den Telefonhörer an.
»Aber dem habe ich bereits geschrieben!«
»Na, dann ist doch alles in Ordnung, oder? Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
»Nein«, sage ich. »Nein, ich glaube nicht. Danke.«
Ich lege auf und bin untröstlich.
»Blöde Bank. Blödes Callcenter.«
»Geben Sie dir das Geld?«, fragt Suze.
»Weiß ich nicht. Kommt ganz auf diesen John Gavin an.« Ich sehe auf und direkt in Suzes besorgtes Gesicht. »Aber der sagt bestimmt ja«, füge ich schnell hinzu. »Er muss nur eben meine Unterlagen überprüfen. Wird schon schief gehen!«
»Wenn du jetzt einfach eine Weile überhaupt nichts ausgeben würdest, dann würdest du doch ganz schnell wieder ins Plus kommen, oder?«, fragt sie hoffnungsvoll. »Ich meine, du verdienst doch einen Haufen Kohle beim Fernsehen, oder?«
»Ja«, sage ich nach kurzem Schweigen, da ich ihr nicht gerne sagen möchte, dass von meiner Gage nach Abzug von Miete, Taxi, auswärtig essen und Klamotten für die Show im Grunde gar nicht so viel übrig bleibt.
»Und außerdem hast du ja auch noch dein Buch...«
»Mein Buch?«
Ich sehe sie verständnislos an. Dann, auf einmal, fällt es mir wieder ein. Ja, natürlich! Mein Selbsthilfebuch! Daran wollte ich doch schon seit Wochen weiterarbeiten!
Puh, Glück gehabt. Das Buch wird mir aus der Patsche helfen. Ich muss es nur so
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