Fast geschenkt
Sofas, und überall laufen wahnsinnig beschäftigte und dynamische Leute herum. Die bleiben alle immer bis ziemlich spät abends, obwohl sie das nicht müssen. Und so um sieben macht immer irgend jemand eine Flasche Wein auf und lässt sie herumgehen.
Ich habe ein Geschenk für Lukes Assistentin Mel dabei, die hatte gestern Geburtstag. Ich bin selbst ganz begeistert davon, muss ich sagen: Zwei hinreißend schöne Kissen vom Conran Shop. Und als ich ihr die Conran-Tüte reiche, höre ich sie nach Luft schnappen.
»Oh Becky! Das war doch nicht nötig!«
»Finde ich schon!« Ich strahle sie an und pflanze mich auf ihren Schreibtisch, während sie auspackt. »Und - was gibt‘s Neues?«
Es geht doch nichts über ein ausführliches, informatives Gespräch unter Frauen. Mel packt die Tüte weg, holt eine Schachtel Toffees hervor und bringt mich auf den neuesten Stand. Sie erzählt mir alles über ein völlig missglücktes Date mit einem schrecklichen Kerl, mit dem ihre Mutter sie verkuppeln möchte, und ich erzähle ihr alles über Toms Hochzeit. Und dann spricht sie etwas leiser weiter und weiht mich in den Bürotratsch ein.
Sie erzählt mir von den beiden Rezeptionistinnen, die kein Wort mehr miteinander geredet haben, seit sie im gleichen Next-Blazer zur Arbeit gekommen sind und sich die eine wie die andere geweigert hat, ihren auszuziehen. Und von der Schraube aus der Buchhaltung, die gerade aus ihrem Mutterschaftsurlaub wieder da ist, sich jeden Morgen übergibt, aber angeblich nicht schon wieder schwanger ist.
»Aber jetzt kommt der Knüller!«, sagt Mel und reicht mir die Toffees. »Ich glaube, Alicia hat eine Affäre mit einem Kollegen!«
»Nein!« Ich sehe sie total baff an. »Wirklich? Mit wem?«
»Mit Ben Bridges.«
Ich verziehe das Gesicht und versuche, den Namen irgendwo einzuordnen.
»Der Neue, der vorher bei Coupland Foster Bright war.«
»Der?« Ich glotze sie an. »Im Ernst?«
Ich muss sagen, das überrascht mich. Er ist echt süß, aber ein bisschen klein und etwas zu ehrgeizig und fast schon ein Schlitzohr. Ich hätte nicht gedacht, dass das Alicias Typ ist.
»Die beiden hängen ständig zusammen und flüstern. Und neulich hat Alicia gesagt, sie geht zum Zahnarzt - aber dann war ich bei Ratchetts, und wen sehe ich? Alicia und Ben beim heimlichen Mittagessen -«
Sie verstummt, als Luke in der Tür auftaucht und einen Herrn in lila Hemd aus seinem Büro führt.
»Mel, wären Sie so freundlich, für Mr. Mallory ein Taxi zu rufen, bitte?«
»Selbstverständlich, Mr. Brandon.« Jetzt hört Mel sich wieder ganz nach effizienter Sekretärin an. Sie greift zum Telefon, wir grinsen einander an, dann gehe ich in Lukes Büro.
Mann, sein Büro ist so etwas von schick! Ich vergesse einfach immer wieder, wie toll er ist. Er hat einen riesigen Schreibtisch aus Ahornholz, der von einem preisgekrönten dänischen Designer entworfen wurde, und auf den Regalen im Alkoven dahinter stehen massenweise PR-Preise, die er im Laufe der Jahre gewonnen hat.
»Hier«, sagt er und drückt mir einen Stapel Papier in die Hand. Obenauf liegt ein Brief von »Howski & Forlano, Anwälte für Einwanderungsangelegenheiten«, und als ich im Betreff die Worte »Ihr Umzug in die Vereinigten Staaten« lese, werde ich vor Aufregung ganz hibbelig.
»Das ist alles gar nicht wahr, oder?« Ich gehe zu Lukes bis auf den Boden reichenden Bürofenstern und blicke auf das emsige Treiben auf der Straße hinunter. »Gehen wir wirklich nach New York?«
»Die Flüge sind schon gebucht«, sagt Luke und grinst mich an.
»Du weißt, was ich meine.«
»Ich weiß ganz genau, was du meinst«, bestätigt er und schlingt die Arme um mich. »Und ich finde das sehr aufregend.«
Wir stehen eine Weile einfach nur so da und sehen auf Londons Straßen. Ich kann es kaum glauben, dass ich all das hier wirklich zurücklassen will, um in einem fremden Land zu leben. Natürlich ist das aufregend und toll - aber es macht mir auch ein bisschen Angst.
»Glaubst du wirklich, dass ich dort Arbeit finde?« Diese Frage habe ich ihm in der letzten Woche jedes Mal gestellt, wenn wir uns gesehen haben. »Ganz ehrlich?«
»Natürlich.« Er klingt so unerschütterlich sicher, dass ich mich wieder entspannt in seine Arme schmiege. »Man wird dich lieben. Gar keine Frage.« Er küsst mich und drückt mich fest an sich. Dann lässt er los, geht zu seinem Schreibtisch und schlägt einen mit NEW YORK beschrifteten Ordner auf. Kein Wunder, dass der so dick ist. Luke hat
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