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Fast geschenkt

Fast geschenkt

Titel: Fast geschenkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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greift nach ihrer Tasche.
    »Ach, wie schade aber auch!«, höre ich mich ausrufen. »Heute Nachmittag wollte ich nämlich... ins Guggenheim Museum gehen.«
    Puh! Gegen Kultur kann keiner was sagen!
    »Ach, ja?« Kent sieht enttäuscht aus. »Können Sie das nicht verschieben?«
    »Nein, leider nicht«, sage ich. »Es geht mir nämlich um ein ganz bestimmtes Ausstellungsstück, das ich schon sehen will, seit... seit ich sechs war.«
    »Wirklich?«, fragt Kent mit geweiteten Augen.
    »Ja«, entgegne ich und beuge mich ganz ernst vor. »Seit ich ein Foto davon im Kunstbuch meiner Großmutter gesehen habe. Seitdem habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als mal nach New York City zu reisen und dieses Kunstwerk in natura zu sehen. Und jetzt bin ich hier und... jetzt muss ich es einfach sehen. Ich hoffe, Sie verstehen das...«
    »Ja, natürlich!«, sagt Kent. »Natürlich verstehen wir das. Eine rührende Geschichte!« Sie und Judd wechseln beeindruckte Blicke und ich lächle bescheiden. »Um was für ein Kunstwerk handelt es sich denn?«
    Ich starre sie an, ohne mein Lächeln aufzugeben. Okay, schnell. Denk nach! Guggenheim. Moderne Malerei? Plastiken?
    Ich tendiere zu moderner Malerei. Wenn ich doch bloß jemanden anrufen könnte. Oder das Publikum fragen.
    »Ach, wissen Sie... das möchte ich lieber nicht verraten«, sage ich schließlich. »Ich finde, der Kunstgeschmack eines jeden ist doch eine sehr... intime Angelegenheit.«
    »Oh.« Kent sieht etwas überrascht aus. »Entschuldigung, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten -«
    »Kent«, sagt Judd und sieht schon wieder auf die Uhr. »Wir müssen jetzt wirklich -«
    »Ja, ja.« Kent trinkt noch einen Schluck Tee und steht dann auf. »Tut mir Leid, Rebecca, aber wir haben um halb drei den nächsten Termin. Hat mich sehr gefreut, Sie kennen zu lernen!«
    »Danke«, sage ich. »Kein Problem!«
    Ich rapple mich auf und folge den beiden aus dem Restaurant. Als ich am Weinkühler vorbeikomme, fällt mir mit Schrecken auf, dass ich fast die ganze Flasche getrunken haben. Wie peinlich. Aber ich glaube, das hat niemand mitbekommen.
    Draußen vor dem Restaurant winkt Judd ein Taxi für mich heran.
    »Es war mir eine Freude, Sie kennen gelernt zu haben, Rebecca«, sagt er. »Wir werden uns mit dem Chef der Produktionsabteilung austauschen und... Sie hören von uns! Viel Spaß im Guggenheim!«
    »Danke!«, sage ich und schüttle ihnen die Hände. »Werde ich haben. Und vielen, vielen Dank!«
    Ich warte darauf, dass sie sich entfernen - aber Kent und Judd bleiben stehen und warten darauf, dass ich abfahre. Also steige ich etwas unsicher in das Taxi ein, lehne mich nach vorn zum Fahrer und sage laut und deutlich »Zum Guggenheim Museum, bitte.«
    Das Taxi rauscht los, und ich winke Judd und Kent fröhlich zu, bis ich sie nicht mehr sehe. Na, das ist doch richtig gut gelaufen. Bis auf die Anekdote von Rory und dem Blindenhund vielleicht. Und dass ich auf dem Weg zum Klo gestolpert bin, war möglicherweise auch nicht so smart. Aber mein Gott, das kann doch jedem mal passieren.
    Ich warte sicherheitshalber noch, bis wir ein oder zwei Blocks weitergefahren sind - dann wende ich mich wieder an den Fahrer.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sage ich. »Ich habe es mir anders überlegt. Ich möchte lieber nach SoHo.«
    Der Fahrer dreht sich um und runzelt missbilligend die Stirn.
    »Sie möchten nach SoHo?«, fragt er. »Und was ist mit dem Guggenheim?«
    »Ahm... da gehe ich später hin.«
    »Später?«, fragt der Fahrer. »Aber für das Guggenheim muss man sich Zeit nehmen. Das Guggenheim ist ein ganz tolles Museum. Picasso. Kandinsky. Darf man sich nicht entgehen lassen.«
    »Werde ich auch nicht! Bestimmt nicht, versprochen. Aber jetzt möchte ich gerne nach SoHo. Bitte.«
    Der Fahrer schweigt.
    »Na gut«, sagt er dann und schüttelt den Kopf. »Na, gut.« Er wendet mitten auf der Straße und fährt in entgegengesetzter Richtung weiter. Ich sehe auf die Uhr: 14:40 Uhr. Massenweise Zeit. Perfekt.
    Ich lehne mich beglückt zurück und freue mich über das bisschen blauen Himmel, das ich durch die Autoscheibe sehe. Ist das nicht toll? In einem gelben Taxi durch die Straßen zu sausen, während die Sonne die Wolkenkratzer anstrahlt und ich weinselig lächle. Ich habe wirklich das Gefühl, dass ich mich an New York gewöhne. Gut, ich weiß, ich bin erst seit drei Tagen hier, aber ich fühle mich schon richtig zu Hause. Sogar mit der Sprache habe ich mich bereits angefreundet. Gestern zum

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